Fulminanter Raumklang
Zum Raumklang, einem Raum- und Klangerlebnis besonderer Art, lud Domorganist Wolfgang Kreuzhuber am 6. September 2018 in den Linzer Mariendom ein. Erstmals an seiner Seite: Gerhard Raab, der seine Raumklang-Premiere feierte. Als kongeniale Partner hatten sich die beiden Organisten in diesem Jahr das Ensemble CLARISSMA der Anton Bruckner Privatuniversität Linz ausgesucht.
Wunderbar zusammengefasst hat den Abend Redakteurin Ursula Waselmayr in ihrem Audio-Bericht:
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Raumklang – überwältigende Hörabenteuer für alle Sinne
„Eine originelle Veranstaltung an einem ganz speziellen Ort“ – so charakterisierte Gerald Kraxberger, Leiter des Ensembles CLARISSMA der Anton Bruckner Privatuniversität Linz, das seit dem Jahr 2000 bestehende Format Raumklang. Auch Kritiker Balduin Sulzer beeindruckte der mehr als gelungene, „hochinteressante Versuch, die gewaltige Akustik des Linzer Mariendoms zu oft überwältigenden Hörabenteuern zu steigern“ (Kronenzeitung, 8. August 2018).
Weitere Bilder von Proben und Konzert gibt es in der Bildergalerie zum Raumklang für Klarinettenensemble und zwei Orgeln
Mit „meisterhaft arrangierten Kompositionen“ (Krone, 8. August 2018) faszinierte diese Begegnung von vierzehn Klarinetten und zwei Orgeln. Ein Konzertabend, der vor allem eines hinterließ: Gänsehaut.
Kraftvoll & zärtlich
Mit Francesco Rasellis vielseitigem „Tagebuch“ eröffnete das Ensemble CLARISSMA das Konzert – besonders berührend, weil der Schweizer Hornist und Komponist mit diesem Stück seine Empfindungen und Gefühle im Verlauf seiner Krebserkrankung vertonte. Der gesamte Klarinettenchor präsentierte diese Verwandlung einer persönlichen Lebenssituation in Töne – zuversichtliche und betrübte, schwungvolle und langsame.
Moderne und kraftvolle Töne schlug Domorganist Wolfgang Kreuzhuber anschließend in seiner Improvisation auf der Rudigierorgel an – expressiv und virtuos präsentierte er „seine“ Orgel mit einer mehrteiligen Fantasie. Innig und zärtlich interpretierte Julia Lenzbauer auf der alten Chorempore Bachs Prélude aus der Cello-Suite Nr. 1 in G-Dur auf der Bassklarinette und sorgte damit für Klänge aus ungewohnten Gefilden des Linzer Mariendoms.
Mit einem freudig-schwingenden Dialog zwischen Rudigierorgel und Chororgel begeisterten die beiden Organisten mit wohl einem der schönsten Sorties überhaupt, dem Sortie in D-Dur von César Franck.
Solistisch & orchestral
Für dankbaren „Szenenapplaus“ sorgte Alexander Maurers ursprünglich für diatonische Harmonika komponiertes „Danke“ – auch dieses Stück war in einer eigens für diesen Abend geschaffenen Fassung zu hören: für Klarinettenensemble und Fernchor. Gerald Kraxberger dazu: „Es ist einfach nur Dankbarkeit, wenn ich dieses Stück höre...“
Mit Jehan Alains „Deuxiéme Fantaisie“ beeindruckte der junge Organist Gerhard Raab bei seiner Raumklang-Premiere mit vielseitigen musikalischen Farben und einer fast orientalisch anmutenden Klangwelt, die er der Rudigierorgel entlockte.
Anschließend wurde das Publikum mit zwei Stücken für Soloklarinette von Igor Strawinsky klanglich umrundet, denn die Klarinettistinnen und Klarinettisten verteilten sich im Längs- und im Querschiff und warfen sich tonal die Bälle zu. Dolby Surround pur.
Klassisch & modern
„Wenn jemand himmlische Musik komponieren kann, dann muss das Mozart sein...“, erklärte Wolfgang Kreuzhuber bereits im Vorfeld beim auf.orgeln-Interview. Und Gerald Kraxberger ergänzte: „Klarinette und Mozart – das ist die beste Verbindung!“. Und wenn sich zu dieser himmlischen Musik und dem Klang der Klarinette dann noch die beiden Organisten auf der Rudigierorgel und der Chororgel hinzugesellen, dann darf man sich auf bunte, tiefgehende und bewegende Hörerlebnisse freuen – wie bei dem zweiten Satz des Klarinettenkonzertes in A-Dur, der das Publikum mit einem Duett zwischen den beiden Musikern Sebastian Neulinger (Klarinette) und Gerhard Raab (Orgel) auf der Orgelempore und den beiden Musikern Josef Zweimüller (Klarinette) und Wolfgang Kreuzhuber (Orgel) im Altarraum beeindruckte.
Eine Originalkomposition für Bassklarinette und Orgel erwartete anschließend die Besucherinnen und Besucher: Julia Lenzbauer (Klarinette) und Maria Grillenberger (Orgel) interpretierten Roderik de Mans „Con Toda el Alma“, das ursprünglich für das Duo Levent komponiert wurde.
Mit einer ganz unkonventionellen Fassung von Bachs wohl berühmtestem Orgelwerk endete der Raumklang: Die „fulminant in den Raum geschleuderte d-moll-Toccata von Bach“ (Balduin Sulzer, Kronenzeitung, 8. August 2018) erklang in einer eigens auf den Raum und die Instrumente abgestimmten Bearbeitung für Klarinetten und zwei Orgeln, die einzigartige, völlig neue klangliche Erfahrungen bot und nach einem kurzen Moment der Stille in einen begeisterten Applaus mündete.
(sp)