Freitag 29. März 2024

„Es ist schön, dass wir so arbeiten dürfen!“

Das Seelsorgeprojekt von Seelsorgerin DI Mag.a Christa Meuwissen, Pflegedienstleiterin Claudia Hörzing und ihrem Team im Bezirksseniorenwohnheim Bad Hall wurde kürzlich mit dem von der Diözese Linz vergebenen Spielraum-Preis für innovative Seelsorge ausgezeichnet. 

Seit mehr als zehn Jahren gibt es im Bezirksseniorenwohnheim Bad Hall neben der hauptamtlichen Seelsorgerin Christa Meuwissen rund sechs Seelsorgebeauftragte, also Personen aus dem Pflegeteam, die sich besonders den seelsorglichen Bedürfnissen der Bewohner*innen widmen. Begleitet werden sie in ihrer Arbeit von Christa Meuwissen, diese wiederum bekommt Unterstützung bei der Gestaltung und Abhaltung gemeinsamer religiöser Feiern, beim Kontakthalten zu Angehörigen, bei der Durchführung von Verabschiedungen sowie beim Präsenthalten der Seelsorge im Seniorenwohnheim.

 

Die Idee dazu stammt von der vorigen Pflegedienstleitung. Denn schon länger gibt es im Altenheim in Bad Hall Personen, die für unterschiedliche Belange Hauptzuständige bzw. Beauftragte sind und darauf achten, dass das jeweilige Thema genug Beachtung bei den Kolleg*innen und generell im Haus bekommt. Beispiele dafür sind etwa die Dekoration, Angehörigenkontakte oder auch die Inkontinenzversorgung. Christa Meuwissen zitiert die Pflegedienstleitung folgendermaßen: „Mindestens so wichtig wie die Deko wird uns wohl die Seelsorge sein.“ So wurden von der Pflegedienstleitung zuerst sieben Personen genannt, die Mitverantwortung für die Seelsorge übernahmen. Inzwischen hat sich dieses Team mehrmals verändert und manche von ihnen sind mittlerweile auch in anderen Formen der Seelsorge engagiert, wie zum Beispiel innerhalb der Pfarre bei den Vorbereitungen zum Erntedankfest. Andere sind inzwischen in Pension und engagieren sich ehrenamtlich.

 

 

Merkbare Wirkung der Seelsorge

 

Hinter den Überlegungen zum Projekt und der Einsetzung von Seelsorgebeauftragten liegt ein ganzheitlicher Blick auf die Bewohner*innen und ihre Bedürfnisse, erklärt Christa Meuwissen: „In einem unserer Wohnbereiche hängt ein Spruch, der sagt etwa folgendes: Vor den Beinen muss die Seele bewegt werden. Das heißt, wenn die Menschen keinen Sinn sehen im Aufstehen, warum sollen sie es dann tun? Und so kann man auch die Wirkung der Seelsorge zusammenfassen.“

 

Die positiven Effekte der erweiterten seelsorglichen Betreuung erleben die Pflegenden in ihrer täglichen Arbeit, wie es die Seelsorgebeauftragte Martha Bammer aus ihrem Alltag beschreibt: „Durch die seelsorgliche Zuwendung wird auch die Pflege erleichtert. Die Menschen werden durch die Zusprache ruhiger. So hatten wir letztens eine Bewohnerin, die sehr leidend war. Dann haben wir darüber geredet und ihr zum Schutz die Gottesmutter hingestellt. Das hat ihr gutgetan, sie wurde ruhiger.“ 
 
Ähnliche Wirkung haben etwa gemeinsame Gebete oder Rituale, die an die Vergangenheit erinnern, ergänzt Christa Meuwissen: „Manche Bewohner*innen schlafen zum Beispiel besser, wenn sie vorher das Schutzengel-Gebet gesprochen haben. Das erinnert sie an ihre Kindheit, wo dieses Gebet auch ein Impuls zum Schlafengehen war. Für andere ist das Mittagsgebet wichtig und sie essen leichter, wenn es vorher gesprochen wurde.“ Davon profitieren wiederum die Pflegenden, so ihr Eindruck: „Wenn es den Bewohner*innen besser geht, geht es auch den Pflegenden besser, denn sie machen den Beruf ja, weil sie den alten Menschen etwas Gutes tun wollen.“

 

Pflegende sind Expert*innen 

 

Christa Meuwissens Arbeit profitiert auch ganz wesentlich von den Seelsorgebeauftragten. Denn sie selbst ist nur zwölf Stunden pro Woche im Haus angestellt und somit bei weitem nicht so viel bei den Bewohner*innen wie die Pflegenden. Über die Seelsorgebeauftragten erfährt sie jedoch vieles über die Bedürfnisse der Bewohner*innen, das ihr sonst entgehen würde: „Viele Menschen sind bei uns mit schweren Erkrankungen, viele sind in auch anderen Bewusstseinszuständen, für diese sind die Menschen, die täglich mit ihnen arbeiten, die Expert*innen. Die wissen, wenn jemand etwas braucht. Und ich selbst kann nicht bei hundert Menschen gleichzeitig sein. Mit Hilfe der Expertise der Seelsorgebeauftragten kann ich viel zielgerichteter arbeiten.“ Darüber hinaus gestalten die Beauftragten auch Verabschiedungen und Gottesdienste für die Verstorbenen.

 

Hilfreiches Konzept während der Lockdowns

 

Besonders in der Pandemie haben alle Beteiligten von dem Konzept der Seelsorgebeauftragten profitiert. Gerade im ersten Lockdown waren die meisten Seelsorger*innen aus den Heimen „ausgesperrt“. In dieser Zeit waren die Seelsorgebeauftragten Kontaktpersonen und damit Bindeglied zwischen dem, was im Altenheim benötigt wurde, und der hauptamtlichen Seelsorgerin. „Da kam dann immer wieder ein Anruf und ich wurde etwa gefragt, zum Beispiel: Was können wir beten? Dann habe ich Vorschläge gemacht. So war es für mich einfacher, auch in dieser Zeit die Religion und Spiritualität präsent sein zu lassen. Und ich habe mich nicht ausgeschlossen gefühlt. Wir hatten ja ein gutes Netzwerk und das hat uns gegenseitig geholfen.“

 

 

Arbeitszeit für die Seelsorge

 

Für die seelsorgliche Arbeit bekommen die Beauftragten ein gewisses Kontingent ihrer Beschäftigungszeit. Wie sie diese Zeit füllen, hängt auch von den jeweiligen Talenten ab: „Manche machen tolle Feiern. Andere beten einfach mit den Bewohner*innen. Wieder andere nützen die Zeit, um etwas ausführlicher zu reden, oder sie setzen sich gemeinsam mit ihnen am Sonntag zum Fernseher, um dem dortigen Gottesdienst zu folgen, bzw. bringen sie in die Kapelle, wenn wir vor Ort Gottesdienst feiern“, erzählt Christa Meuwissen. Dennoch soll Seelsorge nicht nur als gemeinsames Beten verstanden werden, wie die Seelsorgerin klarstellt: „Es geht auch ums Teilen, darum, wie man miteinander gut umgeht, wie kann man gut miteinander leben.“

 

So ist es auch nicht wichtig, wie katholisch die Seelsorgebeauftragten sind. Martha Bammer sagt etwa über sich: „Ich bin selbst mit dem Glauben aufgewachsen, würde mich aber nicht als sehr religiös bezeichnen, ich bin da reingewachsen.“ Eingeführt in diese Aufgabe werden die Seelsorgebeauftragten durch ein Gespräch mit der hauptamtlichen Seelsorgerin. Darin geht es darum, zu klären, was allen Beteiligten wichtig ist. Begleitet wird die Aufgabe durch Intervisionen, die zwei bis drei Mal im Jahr stattfinden. 

 

Knappe Zeit und Personalmangel fordern 

 

Eine besondere Herausforderung im Alltag stellt vor allem die knappe Dienstzeit dar: „Da bleibt wenig Zeit für Besprechungen“, beklagt Christa Meuwissen. „Außerdem gibt es durchaus Kolleg*innen, die der Seelsorge nicht so offen gegenüberstehen und die fragen, ob das denn sein muss.“
Wie lange das Projekt weitergehen kann, ist offen und stark abhängig von den Entscheidungsträger*innen im Heim: „Wie so oft in der Pastoral hängt sehr viel an den Menschen. Wenn die nicht mehr da sind, dann wird das verändert oder gar nicht mehr weitergehen.“

 

Ein wesentlicher Faktor dabei ist auch die gesamte, äußerst angespannte Personalsituation, die durch den Pflegenotstand laufend verschärft wird. Derzeit erfährt das Projekt noch viel Unterstützung, wie Martha Bammer beschreibt: „Unsere Chefin ist da sehr dahinter, von ihr bekommen wir Unterstützung. Dass die Seelsorge in den Pflegealltag eingebaut wird, das ist ein Wunsch vom Haus her. Es ist schön, dass wir so arbeiten dürfen.“ Man darf hoffen, dass das noch lange möglich bleibt.

 

Text: Mag.a Melanie Wurzer BA

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