Freitag 19. April 2024

Marcel Callo in Burkina Faso

In Linz ist eine Kirche dem seligen Marcel Callo geweiht. Aber wie kommt es, dass auch in Gandado in Burkina Faso eine Marcel-Callo-Kirche errichtet wurde – mit Unterstützung der Diözesen Rennes (Frankreich) und Linz (Österreich)? Eine Spurensuche.

Marcel Callo Kirche in Gandado

Der Dorfhäuptling selbst war animistischer Priester. Als der erste katholische Priester, ein Burkiner, eines Tages in das Dorf kam, lernte er diesen Dorfhäuptling, Tenga Robert, kennen. Dieser empfing den Priester herzlich und konvertierte schließlich innerlich überzeugt zum Christentum.

 

Sein Bruder, dem diese neue Lebensweise heftig zuwiderlief, ermordete ihn, indem er ihn vergiftete. Der Dorfhäuptling wurde zum Märtyrer. Schon bald danach folgten die Bewohner dem Beispiel ihres Häuptlings, Gandado wurde christlich.

 

Marcel Callo

 

Ein Enkel des Dorfhäuptlings ist heute katholischer Priester. Er kam nach Frankreich in die Erzdiözese Rennes, Dol et Saint-Malo und erfuhr dort vom seligen Marcel Callo (geb. am 6. Dezember 1921 in Rennes, gest. am 19. März 1945 in Mauthausen). Dieser erinnerte ihn sofort an seinen Großvater und dessen Martyrium. Er setzte sich fortan dafür ein, dass eine Marcel Callo Kirche in seinem Dorf errichtet würde.

 

Die Erzdiözese Rennes, Dol et Saint-Malo hat sodann den Bau einer kleinen Marcel Callo Kirche mit 300 Sitzplätzen in der ihr partnerschaftlich verbundenen Diözese Koudougou übernommen. Für die Fertigstellung wandte sich Erzbischof Pierre d’ Ornellas an Bischof Manfred Scheuer und die Diözese Linz. Linz und Rennes sind seit der Seligsprechung von Marcel Callo ebenfalls freundschaftlich verbunden. Die Kosten in Höhe von € 14.000,- für die Fertigstellung der Kirche in Gandado tragen nun die Diözese Linz und die Missionsstelle der Diözese Linz.

 

Die Kirchweihe erfolgte im Beisein von Mgr. Pierre d’ Ornellas, Erzbischof von Rennes, Dol et Saint-Malo.

 

 

Stimmen von vier Bischöfen zu diesem gemeinsamen Kirchenbau dreier Diözesen (Koudougou / Burkina Faso, Rennes, Dol et Saint-Malo / Frankreich, Linz / Österreich)

 

 

Altbischof Maximilian Aichern, Diözese Linz

 

Es gibt auch in unserer Zeit genug Persönlichkeiten, die in beispielhafter Weise den Glauben an Gott und die Hilfe für die Mitmenschen verwirklichen, die uns Vorbilder für ein geglücktes Leben und für ein Sterben sind, in dem bereits die Hoffnung auf das neue Leben in Gott sichtbar und erlebbar wird. Einer davon ist Marcel Callo. Er ist als Häftling Nr. 108548 vom Konzentrationslager Mauthausen an den unmenschlichen Grausamkeiten, an totaler Entkräftigung durch Hunger, Krankheit, Schlägen und Schwerstarbeit in unterirdischen Stollen im Nebenlager Gusen am 19. März 1945 in Mauthausen gestorben.

 

Ich erinnere mich in Dankbarkeit an die Feierlichkeiten seiner Seligsprechung am 4. Oktober 1987 durch Papst Johannes Paul II. im Petersdom in Rom, wo ich als Vertreter der österreichischen Bischöfe an der Weltbischofssynode über die Laien in Kirche und Welt teilnahm. Ich lernte damals seine Geschwister kennen, besonders einen Bruder, der Priester war, auch seine Braut, die damaligen Bischöfe von Rennes und Frau Vize-Postulatorin Pabel. In der Folge kamen Marcels Anverwandte, ehemalige Jugendkollegen und Arbeitskollegen öfter nach Mauthausen und Linz und wir von Linz nach Rennes. Ich finde es großartig, dass in den letzten Jahren die Bekanntheit und die Verehrung von Marcel Callo in vielen Teilen der Welt stark gewachsen ist, dass zahlreiche Veranstaltungen stattfinden und Einrichtungen, vor allem bei der KAJ, bei der KAB und den Pfadfindern, nach ihm benannt werden.

 

Sehr freut mich, dass nun auch in Afrika, in Burkina Faso, eine Kirche dem Apostel der Arbeitswelt und Glaubenszeugen bis zur Hingabe des Lebens geweiht wurde. Es ist auch ein schönes Zeichen für die Weltkirche, dass dabei drei Diözesen, nämlich Rennes in Frankreich, wo Callo geboren wurde und aufgewachsen ist, Koudougou in Burkina Faso und Linz zusammenarbeiten. Gerade unsere Zeit braucht Menschen, die nicht mit dem Strom mitschwimmen, braucht Menschen, die zur Versöhnung zwischen den Nationen und Gruppen beitragen, braucht Menschen, die bereit sind, aus ihrem Glauben Konsequenzen zu ziehen, sich für die andern einzusetzen, beizutragen zu einer besseren Welt und sozialeren Gesellschaft.

 

Marcel Callo war nicht nur passives Opfer. Er hat Verhaftung, Konzentrationslager und Tod nicht angestrebt, aber er hat sich, obwohl er sah, was ihm drohte, nicht von seinem Apostolat, von seiner Liebe zu den Menschen und der Sorge für sie abhalten lassen. Er war ein überzeugter und überzeugender Christ, ein echter Missionar und Apostel, ein herausragendes Leitbild und Vorbild der Jugend, besonders der CAJ.

 

Marcel Callo hat uns nach wie vor auch heute sehr viel zu sagen. Seine Begeisterung für die Aufgaben der Kirche auch in schwerster Zeit, sein Einsatz für die Arbeiterinnen und Arbeiter, besonders für die jüngeren, seine vorbildliche KAJ-Arbeit, kann uns in unserem Bemühen um menschliche Solidarität gerade in der Arbeitswelt bestärken, kann uns ermutigen, das Positive in der heutigen Kirche zu sehen und zu verstärken und ladet uns ein, an Jesus zu glauben und an das Gute und an die Kraft unseres Einsatzes und Apostolates.

 

 

 

Mgr Pierre d’ Ornellas, Erzbischof von Rennes, Dol et Saint-Malo

 

Welche Bedeutung hat diese Kirche für Sie?

 

Zuallererst ist es der Glanz des seligen Marcel Callo! Es ist ein junger Mensch, der in einem Land spricht - Burkina Faso - wo die Bevölkerung sehr jung ist. So wird er zum Vorbild für das christliche Leben und die Treue bis zum Ende für so viele Jugendliche aus Burkina Faso. Aber er ist auch ein Märtyrer. Nun begann der christliche Glaube an diesem Ort von Gandado durch einen der ersten Christen, der wegen seines christlichen Glaubens vergiftet wurde. Dieser erste Christ hat den Tod wegen seines Glaubens erlitten. Wie ein in den Boden geworfenes Korn hat es viel Frucht getragen. Das ganze Dorf ist in der Tat christlich geworden, mit Berufungen von Ordensfrauen und Priestern. Als ob der selige Marcel Callo, Märtyrer, auch ein Licht auf dem Tod dieses ersten Christen würfe: dieser Tod ist ein Martyrium, das Frucht trägt für das Reich Gottes in der Diözese Koudougou und in der Kirche von Burkina Faso.

 

Was bedeutet es für Sie, dass sich drei Diözesen an diesem Projekt beteiligen?

 

Unabhängig von der Geschichte jeder Diözese und welcher Kultur auch immer, die Christen sind vereint in demselben Glauben an Christus und im selben Wunsch, ihn bekannt zu machen. Unsere drei Diözesen sind sehr unterschiedlich und doch vereinen wir uns, um eine Kirche zu bauen. Dies ist ein großartiges Symbol für die Einheit aller Jünger in Christus, auch wenn sie unterschiedliche Kulturen haben. Es ist eine Einheit im Glauben und in der Liebe. Mir ist aufgefallen, dass unsere drei Diözesen ein gemeinsames Werk tun rund um einen Märtyrer, was der höchste Ausdruck von Liebe und Glauben ist, und um den Bau einer Kirche, da, wo die Feier der Eucharistie das Volk Gottes zusammenbringt, um Gott das Schönste, Heilste, Hellste darzubieten.

 

Es ist nicht unwichtig, dass zwei Diözesen in Europa, welche durch Versöhnung und Frieden um Christus vereint sind, es einer Diözese in Afrika ermöglichen, eine neue Kirche zu haben. Es scheint mir sehr wichtig zu sein, dass wir den jungen Kirchen in Afrika helfen können, Orte der Anbetung zu haben, damit die Christen, die nicht aufhören immer zahlreicher zu werden, ihren christlichen Glauben ausüben können bei der Versammlung der Eucharistie und im Hören des Wortes Gottes, ohne das Sakrament der Versöhnung zu vergessen. Es ist sehr wichtig, unseren Brüdern und Schwestern in Burkina Faso zu helfen, Kirchen zu haben, die sie brauchen, zumal es sehr viele Katechumenen und Erwachsenentaufen gibt.

 

 

 

Mgr Joachim Ouedraogo, Bischof von Koudougou

 

Welche Bedeutung hat diese Kirche für die Menschen von Gandado?

 

Die Schönheit der Gandado-Kirche ist der Stolz aller Bewohner des Dorfes, unabhängig von ihrem religiösen Hintergrund. So ist sie ein Faktor der Gemeinschaft zwischen den Christen von Gandado und auch zwischen allen Bewohnern, weil alle ohne Unterschied der Religion zu seinem Aufbau beigetragen haben. Daher ist die Kirche nicht nur Eigentum der Katholiken, sondern fördert auch den interreligiösen Dialog. Und sie kann zu einer Quelle der Lösung von Spannungen zwischen den Mitgliedern der katholischen Gemeinschaft werden. Als Ort der Gegenwart Gottes in der Mitte des Dorfes sehen alle in der Kirche eine Quelle von Segen und einen Ort, um ihren Glauben zu feiern.

 

Welche Bedeutung hat diese Kirche für Sie?

 

Der Bau einer Kirche ist immer eine Gnade für einen Bischof, denn in Burkina Faso sind wir eine Kirche in vollem Wachstum und der Mangel an würdigen religiösen Gebäuden verhindert die Nähe von Hirten zu ihren Schafen. So ist der Bau der Kirche von Gandado ein Segen für mich als Bischof von Koudougou und für die Hirten der Pfarre Yako, zu der das Dorf Gandado gehört. Als sichtbares Zeichen der aktiven Gegenwart Gottes unter seinem Volk bin ich davon überzeugt, dass diese Kirche den Glauben der dortigen Katholiken neu beleben und viele Bekehrungen herbeiführen wird, weil sie bereits die Zugehörigkeit der Dorfbewohner zum katholischen Glauben zeigt.

 

Was bedeutet es Ihnen, dass sich drei Diözesen an diesem Projekt beteiligen?

 

Die kirchliche Gemeinschaft ist der erste Aspekt dieses Projekts von drei Diözesen. Es ist ein Zeichen dafür, dass die katholische Kirche Gemeinschaft ist und die drei Diözesen das durch dieses Projekt konkret werden lassen. Es ist eine Gemeinschaft von Herz und Gebet, die zwischen Koudougou, Rennes und Linz durch die Realisierung des Bauprojektes der Kirche von Gandado gelebt wird.

 

Der zweite Aspekt ist die christliche Nächstenliebe, die von den Katholiken von Rennes und Linz für jene in Koudougou durch dieses Projekt ausgedrückt wird. Tatsächlich wurden die Katholiken der Diözesen Linz und Rennes sowie auch zu einem kleinen Teil die Katholiken von Gandado um die Finanzierung gebeten.

 

Und schließlich ist diese Kirche das Ergebnis einer missionarischen Zusammenarbeit zwischen den drei Diözesen, welche eine Partnerschaft zwischen den Katholiken der drei Diözesen eröffnet. Zwischen den Diözesen Koudougou und Rennes sind diese brüderlichen Beziehungen bereits länger sichtbar.

 

 

 

Manfred Scheuer, Bischof von Linz

 

Der selige Marcel Callo hat für die Diözese Linz eine große Bedeutung. Nicht nur weil er in Mauthausen das Martyrium erlitt, sondern auch weil er durch sein überzeugtes Christsein ein beeindruckendes Vorbild für Versöhnung und Gottvertrauen für diese und die zukünftigen Generationen ist.

 

Die Kirche in Gandado (Diözese Koudougou/Burkina Faso) wurde nun dem seligen Marcel Callo zu Ehren geweiht. Damit richtet sich naturgemäß auch der Blick auf die Haltungen des Seligen: Was war das Prinzip und Fundament seines Lebens und Glaubens in dunklen Zeiten? Wie hat er einen Richtungssinn, eine Orientierung gewonnen? Was hat ihm in der Verfolgung seine innere Kraft gestärkt? Was stärkt das Rückgrat gegen die Übermacht der Not? Wie konnte er der Resignation entgegenwirken? Marcel Callo hat auf diese Fragen mit seinem Handeln, seinen Einsatz für die ihm Anvertrauten, seinem Beten eine eindeutige Antwort gegeben: Er wusste sich Gott nahe.

 

Die Kirche in Gandado ist somit ein Hoffnungszeichen, das die Nähe Gottes vermittelt. In ihr wird die Gemeinschaft Gottes mit den Menschen gefeiert. Diese Gemeinschaft soll Lebensfreude, Zuversicht, Friede und Versöhnung in die Gesellschaft hinein bewirken. Dieses Anliegen verbindet uns mit dem seligen Marcel Callo, es verbindet auch unsere Ortskirchen in Koudougou, Linz und Rennes.

 

Ich danke allen von Herzen, die diese Formen der Verbundenheit pflegen und bereichern.

 

 

Marcel Callo Kirche in Gandado
Fest der Kirchweihe durch den Erzbischof von Rennes und den Bischof von Koudougou
Mgr Pierre d’ Ornellas und Mgr Joachim Ouedraogo

 

 

Biografie Marcel Callo

 

 

(ar) 03.08.2018

 

 

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