Dienstag 23. April 2024

„Fachtagung Weltkirche“ 2017 in Lambach

„Fachtagung Weltkirche“ in Lambach

„Die Erde sind wir – Schritte zu einer ökologischen Umkehr“: So lautete das Motto der diesjährigen „Fachtagung Weltkirche“, die am 21. und 22. Juli 2017 im Agrarbildungszentrum in Lambach stattfand. 

Die Tagung setzt bei der Enzyklika „Laudato si“ von Papst Franziskus an und will Schritte zum Engagement für die Schöpfung Gottes und Anstöße zur notwendigen ökologischen Umkehr aufzeigen. Vortragende waren neben Entwicklungsexperte Heinz Hödl, Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO), auch Bischof Broderick Pabillo aus Manila und Monicah Wanjiru aus Nairobi. Veranstaltet wurde die Tagung in Lambach gemeinsam von den Ordensgemeinschaften Österreich, der Missions-Verkehrs-Arbeitsgemeinschaft MIVA, der KOO und Gliederungen der Katholischen Aktion. Rund 140 Interessierte nahmen daran teil.

 

 

Militärbischof Freistetter: "Laudato si" als "großes Hoffnungszeichen"

 

Die Tagung wurde von Militärbischof Werner Freistetter eröffnet. Die schwierige ökologische Lage auf der Erde werde immer offenkundiger und zugleich bedrängender, so Militärbischof Freistetter, der in der Bischofskonferenz auch für Weltmission und Weltkirche zuständig ist. 

Freistetter sprach von einer durch Klimawandel und Erderwärmung verursachten "globalen Bedrohung", die Menschen unverschuldet in Armut stürze, die Nahrungskrise verschlimmere und Lebensraum gefährde. Diese "dramatische Lage" fordere zu einer Umkehr und einem Umdenken auf, das zu einer Veränderung von "festgefahrenen Strukturen im politischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich führt".

Ein "großes Hoffnungszeichen" sei hingegen die von Papst Franziskus abgefasste Umweltenzyklika "Laudato si" (2015), in der ein Papst zum ersten Mal in dieser "intensiven und deutlichen Weise" auf den Klimawandel hingewiesen habe. In dem Schreiben, das weltweit und international große Resonanz gefunden habe, rufe der Papst die Weltgemeinschaft zu einem fundamentalen Umdenken und jeden Einzelnen zu einem umweltbewussten und nachhaltigen Lebensstil auf. 

 

 

KOO-Leiter Hödl: Österreich bei Klimaschutz unter Schlusslichtern

 

Mangelndes Engagement im Bereich Klimaschutz hat der Entwicklungsexperte Heinz Hödl der heimischen Politik attestiert. Österreich habe von sich selber immer noch das Bild eines Umweltmusterlandes, die Realität sehe aber anders aus, so der Geschäftsführer der Koordinierungsstelle der Österreichischen Bischofskonferenz für internationale Entwicklung und Mission (KOO) bei der "Fachtagung Weltkirche" am Freitag, 21. Juli 2017:

Österreich sei sowohl säumig, was die Reduktion der Treibhausgasemissionen angehe, als auch eines derjenigen Länder, das "besonders wenig" Unterstützung für Entwicklungsländer gewährt. Im "Climate Change Performance Index" von "Germanwatch", das die Klimabilanz von 58 Staaten auf den Prüfstand stellt, belege Österreich nur den 41. Platz. "Auch das zeigt, dass Klimaschutz in Österreich seit Jahren vernachlässigt wird."

 

Hödl forderte die Bundesregierung auf, "ihren budgetären Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung zu erhöhen". Ebenso müssten nationale Klimaschutz-Ambitionen gesteigert werden. Nur so könne angesichts des Austritts der USA aus dem Pariser Klimaabkommen die von österreichischen Politikern proklamierte Unterstützung des Weltklimavertrags mit entsprechenden Taten bestätigt werden und im Rahmen der EU kohärente globale Klima-Führungsstärke aufgebaut werden.

 

Österreichischer Beitrag "beschämend gering"

Bisher sei der österreichische Beitrag zur internationalen Klimafinanzierung angesichts der Wirtschaftsleistung Österreichs allerdings "beschämend gering", so Hödl. Um das Pariser Klimaabkommen umsetzen zu können, bedürfe es aber stärkerer nationaler Klimaschutzziele, welche über die Mindestvorgaben der EU hinausgehen müssten. Österreich als Land der Wasserkraft und mit Weltmarkt-führenden Unternehmen im Bereich Klimatechnologie wäre in einer guten Ausgangslage, die bisher aber kaum genutzt worden sei.

 

Kritik übte der Entwicklungsexperte auch am fehlenden Beschluss einer Klima- und Energiestrategie. Diese sei trotz eines aufwändigen Prozesses u.a. aufgrund der Neuwahlen nicht fertiggestellt worden und ihre Zukunft sei ungewiss. Grundsätzlich sei die Erarbeitung einer Strategie zu begrüßen, jedoch sei die darin vorgesehene Anrechnung von Exportkrediten und Entwicklungsdarlehen irreführend. "Diese stellen tatsächlich Maßnahmen zur nationalen Wirtschaftsförderung dar und leisten kaum Beiträge zur Klimawandelanpassung in Entwicklungsländern. Vielmehr laufen sie Gefahr, durch unangepasste Wirtschaftstätigkeiten noch zusätzlich Schaden anzurichten."

 

Österreich stehe hier aber nicht alleine - generell müsse zur Kenntnis genommen werden: "Alle reichen Industrieländer nehmen ihre Verantwortung nicht wahr." Kein reiches Land setzte auf eine Wirtschaftspolitik, die den ökologischen Herausforderungen gerecht bzw. auch nur annähernd gewachsen sei. Keine Regierung bemühe sich konsequent, den Verkehr, die Landwirtschaft, den Energiemarkt, die Industrieproduktion, die Abfallwirtschaft und die Exporte so zu verändern, "dass am Ende eine ressourcenschonende Kreislaufwirtschaft steht, die das Klima wirklich nachhaltig schont und die Umweltzerstörung stoppt".

 

Nachbesserungsbedarf auch auf EU-Ebene

Nachbesserungsbedarf sieht Heinz Hödl auch auf EU-Ebene, "denn die Beiträge der Staaten reichen nicht aus, um die Ziele des Pariser Klimaschutzabkommens zu erreichen". Anstatt die globale Erwärmung auf 2 Grad Celsius einzugrenzen, würde bei vollständiger Umsetzung aller Zusagen eine globale Erwärmung von etwa 2,7 bis 3,1 Grad Celisius ausgelöst - "und damit die Gefahr katastrophaler Klimakapriolen".

 

Hödl räumte ein, dass die Herausforderungen, die das Pariser Klimaabkommen an die Staaten stelle, "gewaltig" seien. Es gehe darum, die national verursachten Treibhausgasemissionen um mindestens 95 Prozent bis spätestens 2050 gegenüber 1990 zu reduzieren. "Dieses Ziel erfordert eine Dekarbonisierung des Wirtschaftssystems bis spätestens 2050, wofür eine Halbierung des Energieverbrauchs und eine vollständige Umstellung auf erneuerbare Energie notwendig sein wird."

 

Anders sehe es allerdings innerhalb der österreichischen Bevölkerung aus, so Hödl. Unzählige private Initiativen und Projekte auf lokaler Ebene im Bereich Klimaschutz und erneuerbarer Energie zeigten, "dass dieses Thema der österreichsichen Bevölkerung ein echtes Anliegen sind".

 

Es sei an der Zeit, dass die österreichische Bundesregierung das erkenne und Klimaschutzpolitik auf nationaler und internationaler Ebene intensiv vorantreibe. Die einzige Möglichkeit, "wie wir als Individuum hier etwas erreichen können", ist, gemeinsam zu agieren und die Politik dazu zu zwingen, etwas zu ändern".

 

 

Helm: Umweltschutz politisch nach wie vor Randthema

 

"Umweltschutz ist nach wie vor ein Randthema in der Politik": Das hat der Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Ordensgemeinschaften Österreichs, Pater Franz Helm, am Samstag, 22. Juli 2017 im Interview mit Kathpress am Rande der "Fachtagung Weltkirche" in Lambach betont. Die Politik unterschätze immer noch die Brisanz des Themas, "weil die nachteiligen Folgen, die über kurz oder lang auf uns zukommen werden, im Moment noch zu wenig spürbar sind". Das sei bedenklich, "denn jetzt hätten wir noch die Chance dem Klimawandel entgegenzuwirken".

 

Kritik übte Helm auch am bereits gestarteten Wahlkampf und die marginale Rolle, die das Umweltthema darin einnehme. Grund dafür sei das dominante Flüchtlingsthema, das bewusst in den Fokus gestellt werde. Eine Rolle spiele hier auch die einseitige Berichterstattung in den Medien, die dem Thema Umweltschutz zu wenig Aufmerksamkeit widme und "nur dann darüber berichten, wenn irgendwo wieder eine Katastrophe passiert".

 

Verlustängste prägen Debatte

Ähnliches nehme er auch in der Gesellschaft wahr, denn auch dort sei der Umweltschutz nur ein Randthema, "weil damit eine große Verlustangst um den eigenen Wohlstand einhergeht"; und das nicht ganz grundlos, so Helm, "denn wir müssen unseren Lebensstil umstellen". "Ganz wichtig" sei ein nachhaltiger, ökologischer und sozial gerechter Lebensstil. Hier spiele vor allem die Ernährung eine wichtige Rolle und das damit verbundene Konsumverhalten. Einkaufen werde so zu einem "Akt des Abstimmens darüber, wie es in Zukunft mit der Umwelt aussieht". Hand in Hand müssten damit von der Politik geschaffene Rahmenbedingungen gehen, die einen nachhaltigen Lebensstil erst ermöglichen.

 

Mit der Verlustangst der Menschen spiele aktuell auch ganz bewusst die Flüchtlingspolitik. Aussagen wie "die kommen, um dir den Arbeitsplatz zu nehmen" oder "die kommen, um deine Sozialleistungen, die du finanzierst, zu konsumieren", würden bewusst eingesetzt, um Angst zu erzeugen. Helm räumte zwar ein, es gebe eine Flüchtlingskrise, Österreich habe aber genug Ressourcen, um diese zu bewältigen. Im Moment setzte die österreichische Regierung aber mehr auf eine Symptombekämpfung und "keine wirkliche Auseinandersetzung mit den Ursachen". Das System, das zu diesen Flüchtlingsströme führe, werde nicht in Frage gestellt und auch nicht bekämpft, so Helm. Zu wenig Unterstützung gebe es auch für jene Menschen, die sich in dem Bereich engagieren. Viele von ihnen seien deshalb demotiviert.

 

Eine positive Bilanz zog Helm zur Fachtagung. Die thematische Auseinandersetzung habe Betroffenheit ausgelöst, andererseits aber auch das bereits bestehende Engagement aufgezeigt. Ziel der Tagung sei es gewesen, Erfahrungen aus anderen Kontinenten mit jenen aus Österreich zu verbinden. Thema sei auch die Vernetzung hin zu Wirtschaft und Politik gewesen, um in Folge konkrete Schritte zu ermöglichen. Oft leide man aber auf beiden Seiten unter "Sprachunfähigkeit und der Unfähigkeit, Dinge zu verstehen und zu übersetzen".

 

V. l.: P. Franz Helm, Sr. Michaela Pfeiffer-Vogl, Bischof Broderick Pabillo, Monicah Wanjiru, Heinz Hödl (KOO) und Abtpräses Christian Haidinger.

VeranstalterInnen und Vortragende (v. l.): P. Franz Helm (Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs), Sr. M. Michaela Pfeiffer-Vogl (Vereinigung der Frauenorden Österreichs), Bischof Broderick Pabillo (Präsident der Caritas in Manila), Monicah Wanjiru (Generalsekretärin der internationalen christlichen Arbeiterjugend, Kenia), Heinz Hödl (Geschäftsführer der Koordinierungsstelle (KOO)) und Abtpräses Christian Haidinger (Vorsitzender der Superiorenkonferenz der männlichen Orden Österreichs).

© Ordensgemeinschaften Österreich / Manu Nitsch

 

http://www.fachtagung-weltkirche.at/

 

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