Als Ehrengäste besuchten Abt Martin Felhofer, der dem Katholischen Bildungswerk seit über 25 Jahren freundschaftlich verbunden ist sowie Hofrat Günter Brandstetter, Bildungsabteilung des Landes OÖ, die Tagung.
Einen kurzen Einblick in den diözesanen Zukunftsweg gab Pastoralamtsleiterin Gabriele Eder-Cakl. Sie thematisierte die unterschiedlichen Zugehörigkeiten zur Kirche in unserer Zeit. „Viele sind engagiert: unterschiedlich lang, unterschiedlich intensiv, viele sind einmal drinnen, einmal draußen. Auch damit müssen wir uns auseinandersetzen.“ Eder-Cakl betonte auch, dass die vielen Engagierten im Katholischen Bildungswerk Zeugnis von der Auferstehung Jesu ablegen und dankte ihnen dafür. Möglichkeiten zum Sich-Einbringen in den diözesanen Zukunftsweg gibt es auf www.dioezese-linz.at/zukunftsweg.
Die Tagungsreferentin Prof.in DDr.in Katharina Ceming arbeitet seit 2011 als freiberufliche Publizistin und Referentin. Als Philosophin und Theologin geht sie vor allem der Frage nach, was ein gutes Leben ausmacht. Neben religiösen, philosophischen, sozialen und kulturellen Aspekten beschäftigt sie sich theoretisch und praktisch mit Spiritualität in den verschiedensten Traditionen. Dazu hat sie zahlreiche Bücher und Beiträge publiziert. (www.quelle-des-guten-lebens.de)
Spiritualität ist laut Ceming vielschichtig und plural, es gibt viele Zugänge, um das Göttliche als Bereicherung zu erleben. „Wenn wir mit älteren Traditionen arbeiten, müssen wir bedenken, dass sie in eine bestimmte Zeit eingebunden waren. Die Transformation ins Heute ist nötig, weil wir heute in einem anderen Zeitrahmen leben.“
Der spirituelle Weg ist ein Weg zu sich selbst und somit zu Gott.
Spirituelle Erfahrungen können leichter durch Stille und Rückzug erlebt werden - jede/r hat andere Rückzugsräume. Manche Tagungsteilnehmer erzählten von ihren Rückzugsräumen: Sakrale Räume, Kunst, ein bestimmter Raum in der eigenen Wohnung, Natur…
Es gibt Störkräfte, die die spirituelle Weiterentwicklung blockieren können: Traurigkeit, Zorn, Stolz, Ungeduld, Wut, Gier. „Je weniger wir andere abwerten und unsere eigenen Schattenseiten in den Blick nehmen, desto leichter können wir uns zur Wahrnehmung Gottes öffnen“, so Ceming. „Das aktuelle Wirtschaftssystem lebt vom quantitativen Wachstum, asketisches Leben fragt: Was brauche ich wirklich? Denn die Qualität des Lebens hat nichts mit einem ‚Mehr‘ zu tun, sondern mit einem ‚Weniger´. Je mehr wir versuchen, auf äußerer Ebene die innere Leere zu füllen, desto weniger gelingt das.“
Es gibt viele Formen von Spiritualität, die das göttliche Geheimnis erfahren lassen:
Solange wir mit uns selbst beschäftigt sind, können wir das Göttliche nicht erleben, so Ceming. Sie plädiert dafür, gute Zugänge für moderne Gottesbilder zu schaffen, z. B. auch in der liturgischen Sprache. Zeitgemäße spirituelle Erfahrungen werden durch ein großes Angebot an „Stillen Räumen“ ermöglicht, so Ceming. „Wir sollten selbst Momente der Stille kreieren oder sie uns schenken lassen!“ Und weiter: „Zwei Minuten Stille sind biologisch wertvoller als zwei Minuten Musik hören.“ Lärm beeinträchtigt unseren Körper, die WHO hat Lärm als gesundheitliche Bedrohung anerkannt.
So genannte „Stille-Torpedos“ gelte es zu zähmen: Gedanken und Emotionen in uns, Smartphones, Kommunikationsstil („Rede ich nur, damit die Luft scheppert?“)
Besonders sakrale Räume (Kirchen, Klöster, Moscheen, Tempel) sowie die Natur können zu Orten der Stille werden. Auszeit-Tage sind Kraft-Orte, wie z. B. Kloster auf Zeit, Exerzitien, Oasen-Zeiten.
Stille müsse eingeübt werden, so Ceming, damit die Gedanken zur Ruhe kommen können; die Stille-Orte muss jeder Mensch für sich selbst finden. In der inneren Stille hören wir die Stimme Gottes.
Katharina Ceming: „Eine kapitalistische Gesellschaft schafft es sogar, die Spiritualität zu kapitalisieren, als Tool zu mehr Leistungsfähigkeit“ Aber:
„Wo immer Bilder und Begriffe für Gott sich auflösen, lösen sich Schranken zwischen Menschen auf. Spiritualität kann somit ein wertvoller Beitrag für den Frieden in der Welt sein, ein Beitrag zu Toleranz und Respekt!“
VieVox, ein A cappella Quartett ehemaliger Wiener Sängerknaben, gaben mit ihrem Abendprogramm dem spirituellen Thema eine besondere Note. Das Lied „So nimm denn meine Hände“ rührte manche der Anwesenden zu Tränen.
Der Samstag bot verschiedene Workshops als Ideenanstoß für die Bildungsarbeit vor Ort, z. B.: „1918 plus … Geschichten aus der Geschichte“, „Weniger ist Mehr – Fasten im Alltag“, „Rituale als liebevolle Begleiter“, „Von einem, der aufsteht für das Leben“, „Mit der Bibelwelt Bildungsarbeit attraktiv gestalten“ oder „Spirituell leben im persönlichen Alltag und im Engagement für andere“.
Einen besonderen spirituellen Abschluss fand die Tagung durch den Gottesdienst mit dem Geistlichen Assistenten des Katholischen Bildungswerkes, MMag. Klaus Dopler, musikalisch begleitet durch ehrenamtliche KBW-Engagierte.
Mehr Fotos zur Tagung finden Sie hier.
Hier kommen Sie zum Kirchenzeitung-Artikel "Im Anspruch des Göttlichen"
Die Vorträge von DDr. Katharina Ceming bei der Tagung können als CD im Büro des Katholischen Bildungswerks OÖ, Mail: kbw@dioezese-linz.at, zum Preis von 9,00 Euro + Porto bestellt werden.
Verfasserin: Veronika Pernsteiner, M.A.
Alle Fotos: Alois Litzlbauer