Mit Mut fangen die schönsten Geschichten an
Mit dem Einlassen auf das Abenteuer Domfrau, für mich einen Platz im Dom zu entdecken, mit dem ich etwas Persönliches verbinde, der mich berührt, aufwühlt oder bewegt, der mir etwas zu erzählen hat, ging ich auf eine spannende Schatzsuche mit dem Ziel meinen Fund zu teilen, egal an welchem Ort und auf welche Weise er sich mir zeigen würde.
So zog ich erwartungsvoll meine Kreise durch den beeindruckenden Dom. Kein Platz war tabu, auf der Suche nach einem außergewöhnlichen Ort oder Gegenstand, der mir eine bedeutsame Geschichte erzählen, eine Botschaft für mich bereithalten sollte.
Ich machte dabei oft halt, hielt inne, denn das Kirchengebäude an sich mit seinen typischen Elementen, dem Geruch nach Weihrauch, dem stimmungsvollen Licht, dem besonderen Klang, war mir vertraut. Erinnerungen an viele freudige und feierliche Erlebnisse meiner Kindheit wurden wieder lebendig. Der Frust und Ärger als ich anfing zu hinterfragen kam wieder hoch und mich berührten die tröstende Momente, wo ich in so einer Kirche Ruhe und Zeit zum Nachdenken fand.
Meine Schritte führten mich schließlich zu einem auf den ersten Blick enttäuschend unspektakulären Ort. Zögerlich setzte ich mich und war überrascht, dass gerade dieser Ort der Richtige für mich sein sollte. Er berührte mich unerwartet und legte den Finger auf einen wunden Punkt, der mich schon länger begleitet und viele Fragen aufwirft.
Wo nimmt man Platz, wenn man nicht weiß ob man kommt um zu bleiben oder ob man gleich wieder kehrt macht?
Wo lässt man sich nieder, wenn man auf der Suche ist; das Was, das Wie und das Ob überhaupt unklar und nicht greifbar ist?
Wo setzt man sich hin, wenn man sich nach einem Miteinander sehnt, glaubt, sich dafür verbiegen zu müssen aber sich selbst treu bleiben will?
Von wo aus kann man geschützt entdecken und beobachten, sich orientieren ohne bewertet zu werden?
Wo hat man Ruhe um alle diese Gedanken kommen und ziehen lassen?
Ich fand mich in der ganz letzten Reihe der Kirchenbänke wieder. Dort konnte ich, beeindruckt von der unaufdringlichen Schönheit, imposanten Größe, mystischen Ausstrahlung und gleichzeitig warmen Behaglichkeit des Domes, den Anblick wirken lassen, mir diese Fragen stellen und meine Antworten annehmen, zumindest für den Moment.
Ich fragte mich auch, ob ich hier mit meinem Glauben, mit meinem Gottesbild überhaupt einen Platz habe? Haben will?
Mein Glaube an einen Gott voller Liebe, Freude und Güte, der mich ansieht mit dem liebevollen Blick eines Vaters oder einer Mutter, der verzeiht und verbindet, der meine vielen unterschiedlichen, oft gegensätzlichen Gesichter, meine Stärken und Schwächen kennt und mich als Ganzes umarmt.
Der Gott der mich nicht richtet, mich nicht ängstlich, klein und voller Sünde braucht. Der voll Verständnis ist und Annäherung sucht, nicht Ausgrenzung und Zorn.
Ich will glauben, dass sich in seiner Einzigartigkeit zeigen, mit offenem Herzen Farbe und Vielfalt leben, sich Aufrichten, für sich und andere Einstehen eine spirituelle Urkraft ist, auch wenn es manchmal schwer fällt diese zu leben.
Bin ich hier angekommen um zu bleiben, um diesen Überzeugungen und Hoffnungen Raum zu geben? Ich weiß es nicht, aber ich spüre eine tiefe Sehnsucht nach Veränderung und ein zartes „Ja“ zu neuen Abenteuern, denn mit Mut fangen die schönsten Geschichten an.