Brennende Säule
Ja, plötzlich war die Säule mein Platz. Hätte mir das im Vorfeld jemand prophezeit, ich hätte es verneint. Doch keine Säule!! Kalt, hart, unbeweglich! Und ich, immer am gleichen Platz – das nimmt mir niemand ab, der mich kennt!! Und doch – sie ist es geworden, sie hat mich überzeugt!
Sie hat mich in ihren Bann gezogen – ich habe Alternativen geprüft, doch diese Säule erweckte in mir meine eigene Geschichte, meine Berufung, mit der ich mich aktuell identifiziere. Diese Säule steht – sicher – auf ihrem Platz. Ihre Mächtigkeit könnte abschreckend wirken, sie kann jedoch auch Sicherheit vermitteln. Darauf ist Verlass!
Festigkeit, Standhaftigkeit, Tragfähigkeit sind ihre Talente! Sie verbindet das Unten mit dem Oben. Sie hat ein tragfähiges Fundament und kann sich oben weit hinauslassen! Der Blick nach oben zeigt, wie sie sich ausstreckt, sich mit anderen Säulen vernetzt und zu einem Gesamtkunstwerk zusammenwächst. In der Verbundenheit entsteht Raum – Lebensraum, Raum, der atmen lässt, Raum, der einfach da sein lässt, Raum für den Geist Gottes, Gestaltungsraum! Einladung zum Schauen, Wahrnehmen und Spüren.
So hat jede Säule ihre Bestimmung! Sie ist da, um zu tragen, um Raum zu schaffen, um Sicherheit zu bieten, um herauszufordern, sie steht unverrückbar auf ihrem Platz und steht dort zu Diensten – manchmal einfach auch zum Anlehnen!
Ja, und das will ich sein! Diese Aufgabe ist mir im Laufe der Jahre zugewachsen. In Gesellschaft und Kirche braucht es „tragende Säulen“, die als Zeugen und Zeuginnen fest stehen in dem, wovon sie überzeugt sind und wozu sie gesandt sind! Natürlich ist es dafür unerlässlich, sich auf ein geistvolles Fundament zu stützen, vom Geist geleitet und gestärkt an Gesellschaft und Kirche mitzubauen; Menschen zu berühren!
So habe ich auch bewusst diese Säule gewählt, mit Blick zum Ambo, und zum Altar! Mich inspirieren, stärken und senden lassen. Ich gehe nicht in meinem Namen!
Aber der Geist, der weht wo er will und eine feststehende Säule aus Stein, lösen die nicht Widersprüchlichkeit aus!?
So war es mir bald auch klar! Meine Säule brennt! Auch mein Hut steht und brennt dafür!!! Weil es brennt in der Welt und weil der Hl. Geist feurige Menschen braucht, die für Gerechtigkeit einstehen, gegen Unrecht aufstehen und fest stehen in der Kraft, die es braucht, um Menschen und ihre Würde zu schützen!!
Konkret engagiere ich mich für Frauen, die Opfer von Menschenhandel geworden sind. Mein Spezialgebiet ist die Sensibilisierung für diese Tatsache in der Gesellschaft und im Zusammenwirken mit Politikerinnen und Politikern. Der Gründer unserer Ordensgemeinschaft, P. Franziskus Jordan, war davon überzeugt: Wer nicht brennt, zündet nicht! Da habe ich schon einiges abbekommen, von diesem Feuer!!
Mich hat bereits als Kind Jesus von Nazareth fasziniert, wie er gelebt hat, wie durch ihn Gott mit den Menschen in Berührung kam. Und ich bin voll Dankbarkeit, dass er mich berufen und befähigt hat, da mitwirken zu dürfen! Vernetzt mit ihm und vielen anderen Menschen, eben Säulen, an einer menschenfreundlichen Welt mitzugestalten, führt zu erfülltem Leben! Es ist dies ein sehr herausfordernder, anstrengender und zugleich schöner und notwendiger Dienst.
Jede Säule, jede einzelne Person, die am Reich Gottes mitbauen will, für mehr Gerechtigkeit in der Welt und den Sinn für Gott wachhalten will, wird mit entsprechenden Gaben ausgestattet! Davon bin ich überzeugt!
Schön, dass Sie da sind! Schön, dass ihr da seid, schön, dass du da bist!
Ich wünsche viel Freude dabei, die eigene Berufung zu leben!