In Stein gemeißelte Geschichte als Auftrag
ruah, Geistkraft, ruah, Geistkraft, ruah, Geistkraft –
veni sancte spiritus, veni sancte spiritus, veni sancte spiritus,
komm, oh komm du heil’ger Geist – ruah, ruah, ruah – Geistkraft komm!
Ich spreche zu euch als Maria, die Mutter von Jesus. Über diese Geschichte hier - in Stein gemeißelt. Ist sie wirklich Geschichte? Ich höre aus ihr einen Auftrag und Aufruf an uns heute. Erinnern wir uns, wie sie in der Bibel steht:
Nachdem Jesus vor den Augen der Apostel in den Himmel aufgenommen wurde, kehrten sie, wie er es ihnen aufgetragen hatte, vom Ölberg nach Jerusalem zurück. Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelot, sowie Judas, der Sohn des Jakobus. Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und mit Maria, der Mutter Jesu – also mit mir - und seinen Brüdern. Als der Pfingsttag gekommen war, kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daher fährt, und erfüllte das ganze Haus in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.
Ruah, ruah, ruah
So haben wir gemeinsam gerufen, gebetet um die Geistkraft, die mein Sohn uns zugesagt hat. Wir – das waren die anderen Frauen, seine Geschwister, die Elf und ich, seine Mutter. Eine einmütige Gemeinschaft waren wir, nach allem was wir - Männer, Frauen und Kinder - zusammen mit Jesus erlebt hatten. Wir folgten ihm von Galiläa bis Jerusalem und waren seine Augenzeugen und Augenzeuginnen, nicht nur bei der Kreuzigung, sondern sein ganzes Leben lang.
Wir hatten es erfasst: Er ist auferstanden! Er lebt! Wir vertrauten darauf, dass Gottes Geistkraft uns zum gegebenen Zeitpunkt erfassen wird. Unser Kreis war tragend und wirkmächtig, durch ihn waren wir verbunden: da-sein, nah-sein, einfach nur zusammen beten, das trug uns. Ich, Maria, war entschlossen mit meinen Kindern und Vertrauten in seiner Nachfolge zu bleiben.
Ruah, ruah, ruah
Heute trete ich hervor aus dem Kreis und tu es kund, was gern verschleiert wird und hier in Stein gemeißelt scheint: Wir waren dabei – mit Namen und Gesicht! Wir waren Trägerinnen seiner Botschaft, doch keine Amtsträgerinnen. Wir haben apostolisch gewirkt, auch wenn wir keine Apostel waren. Das Kriterium für das Amt hieß und heißt: Mann sein. Das versetzt uns ins Abseits historischer Macht.
Jetzt jedoch trete ich heraus: Die Geistkraft bewegt mich, seht ihr den kraftvollen Flügelschlag der Taube hinter mir? Sie bewegt mich, meine Lebenskraft ist zurückgekehrt. Ich höre, schaue, fühle, mit allen Sinnen. Ich bin angebunden an den großen Lebensatem, verbunden mit meinem Gott und verbunden mit den Frauen, Männern, Kindern und allem Lebendigen.
Lebendig sein heißt verbunden sein und verbinden, nicht trennen, nicht ausgrenzen, wegschieben. Wach bleiben, nicht wegblenden oder entschlafen. Verbinden, das ist auch ausharren und aushalten, da-bleiben, da-sein in allen Turbulenzen, aufrecht, elastisch schwingend und tief verbunden. Atmend aus ihr, mit ihr und in ihr – der Geistkraft Gottes.
Ruah, ruah, ruah
Die Geistkraft hat großartige Geschenke. Ihr empfangt sie, wenn ihr euch verbindet in Kreisen auf Augenhöhe, mit einem gleichwürdigen Platz für jede und jeden. Kommt, verbindet euch zum Kreis! So spürt ihr gleich das Mehr und die Kraft der stärkenden Kreise. Das ist sie – die ruah. Sie lässt euch träumen, schenkt euch Visionen für das Neue und festen Glauben wider der Angst, lässt euch den Mund auftun für die Gerechtigkeit und aufstehen zum Aufstand für das Leben.
Meine Botschaft an euch ist: Verbindet euch! Frauen und Männer! Teilt aus! Nährt euch aus der Kraft der ruah – verbunden im Kreis!
Die Geschichte hier in Stein gemeißelt – sie ist Geschichte. Und sie ist lebendiges Hier und Jetzt, kann ein Teil unseres Alltags werden.