„ju-can – ich kann, wenn es mir jemand zutraut!“
Jugendliche, die bisher vergeblich einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz suchten, brauchen gezielte Unterstützung. Kommen zur beruflichen Perspektivenlosigkeit auch noch psychische oder familiäre Belastungen, können dies junge Menschen kaum alleine bewältigen. Seit Jänner 2010 begleitet die Bischöfliche Arbeitslosenstiftungmit ihrem Modellprojekt „ju-can“ diese jungen Menschen auf dem Weg in die Arbeitswelt. Da die meisten von ihnen schon etliche Absagen und Zurückweisungen erfahren oder resigniert haben, brauchte es einige Zeit, bis sie Vertrauen fassen konnten.
Die Grundhaltung bei ju-can ist deshalb jene des Ver- und des Zutrauens. „Du kannst was“ – so kann man den Namen ju-can erklären. Bei ju-can bekommen sie die Zeit, um sich auch selbst etwas zuzutrauen. So werden sie gestärkt für die Arbeitswelt.
Das Modellprojekt ist ganzheitlich: Es umfasst alle Lebensaspekte der Jugendlichen und hat Persönlichkeitsbildung und Entwicklung beruflicher Perspektiven zum Ziel. Das Modell ist bedürfnisorientiert: Für Hindernisse und Engpässe, die bisher der Arbeitsweltintegration im Wege standen, werden geeignete Lösungswege gesucht. ju-can ist niederschwellig: Die Begleitung beruht auf Empathie und Wertschätzung, die Freiwilligkeit bei der Teilnahme erzeugte ein tragfähiges Klima der Zusammenarbeit.
Zwischenbilanz
Bisher haben bei ju-can 17 Jugendliche zwischen 16 und 20 Jahren – neun Mädchen und acht Burschen – begonnen. Bis September haben bereits acht von ihnen eine Lehr- oder Arbeitsstelle gefunden. In ihrer Persönlichkeit haben die Jugendlichen zum Teil gewaltige Fortschritte gemacht und beginnen, ihre Stärken zu erkennen.
Nach drei Viertel des Projektzeitraumes ziehen die beiden Jugendtrainerinnen, die mit hohem persönlichen Engagement arbeiten, Bilanz. Die Jugendlichen haben intensiv zusammen gearbeitet, Theaterworkshops und Wildnistage erlebt, sich mit Berufsbildern auseinandergesetzt, offen Stellen recherchiert und tolle Bewerbungsunterlagen erstellt und verschickt. In der Gruppe gab es Konflikte, aber auch viele Erfolgserlebnisse.
Im Laufe des Projekts muss ein Umzug in neue Räumlichkeiten verkraftet werden, das verunsichert die Jugendlichen und belastet die Betreuerinnen. Zu wenig Zeit ist oft für Einzelcoaching oder für Vernetzung mit anderen Betreuungseinrichtungen.
„Was es braucht, ist den individuellen Bedürfnissen noch intensiver nachgehen zu können. Die Fähigkeiten der TeilnehmerInnen sind unterschiedlich, das macht Gruppenarbeit manchmal schwierig“, sagt Iris Schwarzmayr.
„Erfreulich sind die Entwicklungsschritte der TeilnehmerInnen. Sie konnten das Beziehungsangebot annehmen und die Verbindlichkeit des Angebotenen respektieren. Sie handeln heute mit mehr Eigenverantwortung, ihre Selbstwahrnehmung und ihr Selbstwert konnten gestärkt werden. Dadurch wurde ihr Handlungsspielraum weiter“, meint Barbara Ecker-Derflinger. Das Schöne an ju-can ist, dass wir individuelle Wege gehen können – aber manche Situationen können wir nicht lösen. Wenn TeilnehmerInnen von den Eltern im Stich gelassen werden, kann ju-can diese nicht ersetzen.
Der Bedarf an niederschwelligen Angeboten wie ju-can ist groß. Viele BewerberInnen konnten nicht aufgenommen werden. Für die Finanzierung im nächsten Jahr haben wir erst für einen Teil der Gesamtkosten Förderungen in Aussicht, wir hoffen auf die Zusagen weiterer öffentlicher Stellen.