Stand 04.02.2021
Alle Informationen zu Kirche und Corona
- Allgemeine Rahmenordnungen der österreichischen Bischofskonferenz zur Feier der Gottesdienste
(wirksam ab 7. Februar 2021)
Wir haben die Artikel für unsere Zeitschrift "Interesse" aus dem Homeoffice angefragt und auch die nächsten Schritte teilweise noch in diesem Modus abgewickelt. Eine neue Erfahrung, aber auch ein Spagat, den ich, wie ich hoffe, nicht allzu oft machen muss: zwischen Homeoffice, Homeschooling und Hausarbeit (hierfür hat sich auch in dieser Zeit kein trendiger Anglizismus durchgesetzt). Es ist nicht leicht, hier nicht wieder in einengende Rollenbilder zu verfallen. Mit der Aussage: „Es ist keine Schande, Kinder in Betreuung zu geben“ zeigt sich, wie nahe diese Vorstellungen wieder gerückt sind und wie schnell der Entscheidungsspielraum wieder kleiner werden könnte. Ein erster Aspekt, wo es für Männer und Frauen gleichermaßen gilt – nach dieser Zeit der Ausnahmen – achtsam zu sein, damit die Gestaltungsfreiräume für die eigenen Lebensentwürfe bleiben.
Im Sozialreferat bieten wir ein Rufseminar zur Demokratie an und auch im EB-Forum OÖ gibt es für 2020/21 einen geförderten Themenschwerpunkt „Gemma Demokratie“. Wie notwendig das ist, hat sich in den letzten Wochen gezeigt. Bisher haben wir bei unseren Bildungsangeboten immer wieder die illiberalen Demokratien in unseren Nachbarländern als Kontrastbeispiele für die Notwendigkeit (gesellschafts-)politischen Engagements herangezogen. Jetzt können wir auf eigene Erfahrungen in Österreich zurückgreifen. Im März wurden unsere verfassungsrechtlich verankerten Grund- und Freiheitsrechte, die uns so selbstverständlich scheinen, zum Teil außer Kraft gesetzt. Nach einer ersten Schockstarre mehrten sich die kritischen Stimmen, denn in der gebotenen Eile wurden Fehler gemacht: Demonstrationen als Ausdruck der Meinungsfreiheit wurden in der ersten Zeit untersagt, selbst wenn alle gebotenen Vorschriften beachtet worden wären. Demonstrationsähnlichen Schlangen vor Baumärkten hingegen, stand schon bald nichts mehr entgegen. Auch hier gilt es, aufmerksam zu sein, damit unsere Grund- und Freiheitsrechte so bald wie möglich wieder vollumfänglich Gültigkeit erlangen und dass überbordende Überwachung zum Beispiel, nicht die Demokratie aushöhlt. Denn dass steter Tropfen den Stein höhlt hat z. B. Victor Orbán bewiesen, der sich bei dieser Gelegenheit beinahe die unumschränkte Macht gesichert hat (womit nun doch wieder ein Nachbarland als Beispiel herhalten muss). Noch ein Ausblick auf unsere nächste Ausgabe drängt sich hier auf: Wir haben dafür einen Artikel anlässlich des „Verfassungsjubiläums“ angefragt. Dass die „Schönheit“ der Verfassung nun schon zum zweiten Mal in doch recht kurzer Zeit bedeutsam wird, damit haben wir allerdings nicht gerechnet.
Die Krise hat einige Missstände und Widersprüche in unserer Gesellschaft noch sichtbarer gemacht, die dann zu manch gut gemeinten, aber meines Erachtens doch wenig nachhaltigen Initiativen führten. Pflegekräfte (aus den Nachbarländern) – heiß umworben, VerkäuferInnen im Dauerstress und viele andere aus der kritischen Infrastruktur wurden als HeldInnen bezeichnet und eine (kleine) Bonifikation für sie erwogen. Gleichzeitig wird diskutiert, ob Betriebe, die von den Hilfspaketen profitieren, eine Dividende auszahlen. Hier sind wir gefordert, das im Blick zu behalten und immer wieder zum Thema zu machen.
Dieses und noch manch andere Entwicklung, wo Menschen auf der Strecke bleiben, weil ihre Stimme zu wenig im demokratischen Diskurs gehört wird, beweist einmal mehr wie wichtig es für uns als Sozialreferat und für uns als ChristInnen ist, uns bei gesellschaftliche Fragen einzubringen – ganz im Sinne der Politischen Theologie – wie es in der aktuellen Ausgabe zu lesen ist. Ein wichtiger Teil gelebten Christentums eben.
Mag.a Lucia Göbesberger
Sozialreferat der Diözese Linz