Mittwoch 24. April 2024

Soziallehre: Zur aktuellen Diskussion

Derzeit wird diskutiert, was mit den Prinzipien der christlichen Soziallehre gemeint ist. Einige Anmerkungen zur Grundausrichtung der Soziallehre.

Bei der Soziallehre geht es um die Frage der Gerechtigkeit heute in Fortführung der Option für die Bedürftigen, für jene, die keine Stimme haben. Eine Option, die sich schon in der Bibel findet. Um es mit Papst Franziskus und seinem Dokument Laudato si‘ (2015) – einem Schreiben, das zur Soziallehre gehört – zu sagen, es geht um das gute Leben für alle in und mit der Schöpfung. Also wie kann Gerechtigkeit konkret werden?

 

Was wird vorausgesetzt?

 

Alle Menschen sind gleich an Würde und Wert und auch der Natur kommt Eigenwert zu. Würde kommt den Menschen ganz voraussetzungslos zu. Sie wird nicht erarbeitet, entsteht nicht, weil ich in der Lage bin eine Leistung zu erbringen, die bezahlt wird und mehrt sich auch nicht durch ein höheres Gehalt.

 

Ein weiterer wesentlicher Punkt, der derzeit hintangestellt wird: Wir Menschen sind Beziehungswesen, voneinander abhängig und das ist gut so. Wir sind von Anfang an abhängig, in Beziehung mit den Nächsten und der Umwelt. Abhängig von den „Früchten der Arbeit“ der anderen und nicht nur das, sondern auch von den Beziehungen, in die wir verwoben sind.

Und noch ein Aspekt: wir sind angewiesen auf das Gemeinwohl. Dieser Teil der Soziallehre hat es in die aktuelle Debatte auch nicht geschafft. Wie sieht es mit den gesellschaftlichen Voraussetzungen aus, damit wir als Einzelne, als Familien, als Ortsgemeinschaft, … gut leben können. Also wie steht es um die politischen, kulturellen und wirtschaftlichen Bedingungen? Wie wird im politischen Diskurs miteinander geredet, werden die infrastrukturellen Voraussetzungen für alle gesichert? Und welche Ziele verfolgen die Wirtschaftstreibenden, ausschließlich die Gewinnmaximierung oder ist klar, dass Wirtschaften zum Wohl der Menschen, da sein muss. Ist dabei klar, dass es für uns heute nur diese eine Welt gibt? Und dass diese Erde auch noch für unsere Enkelkinder genügen muss?

 

Um nochmals auf Papst Franziskus und seine Enzyklika zurückzukommen. Er unterstreicht in diesem Dokument, dass der Dialog die Form ist, sich über eine lebenswerte Zukunft zu verständigen. Die große Herausforderung dabei ist, das Gespräch mit allen zu suchen im Interesse für die Menschen und die Natur. Zeit also über den eigenen Tellerrand hinauszublicken und sich als Teil des Ganzen zu sehen, denn das Verschanzen hinter Zäunen ist wohl auch keine lebenswerte Perspektive - für niemanden. Es gilt also, für das heutige und zukünftige gute Zusammenleben das Gespräch zu suchen, den Dialog zu pflegen, auch mit denen, die wir gewöhnlich nicht in unserem Blickfeld haben, immer auf der Suche danach, ein gutes Leben für alle schon hier und jetzt zu verwirklichen.

 

Zum Weiterlesen:

Kommentar von Traude Novy:  http://www.ka-wien.at/blog/b13/blog/91.html

Kommentar von Kurt Remele: https://derstandard.at/2000096375239/Keine-Turnlehrertheologie

Kommentar von Christian Spieß: https://ku-linz.at/universitaet/aktuelles/detail/news/entfremdung-von-katholizismus-und-neuer-volkspartei/?no_cache=1

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