Dienstag 14. Mai 2024

Dr. Hubert Wolf bei der 21. Severinakademie

Sie dachten immer, Kirchengeschichte sei alt und langweilig? Prof. Dr. Wolf, Kirchenhistoriker der Universität Münster, hat bei seinem Vortrag bei der Severinakademie ca. 160 ZuhörerInnen vom Gegenteil überzeugt. Er ist überzeugt, dass seine wissenschaftliche Disziplin der Kirche gute Dienste für notwendige Reformen leisten kann.

 

Reformieren heiße nämlich nicht unbedingt neu zu erfinden und nie Dagewesenes zu denken, sondern die Vorsilbe „re“ heiße „zurück“. Als Kirchenhistoriker sieht Prof. Wolf daher seinen Dienst an der Kirche darin, alte Konzepte zu erforschen, auf den Tisch zu legen und zu prüfen, ob sie für die heutige Zeit wieder relevant sein könnten. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, zu zeigen, dass die Traditionen in der Kirchengeschichte viel größer sind als gedacht und immer auch Veränderungen unterworfen waren. Daher sei die schlechteste Ausrede von EntscheidungsträgerInnen in der Kirche der Satz: „Ich würde ja gerne etwas ändern, aber das war schon immer so.“ Wie es der Geschichtsforschung eigen ist, präsentiere er als Historiker aber keine Idealmodelle, sondern Hypothesen. Sollten neue Quellen auftauchen, könnte das heute Präsentierte morgen schon überholt sein.

 

Nach diesen einleitenden Bemerkungen brachte Prof. Wolf Beispiele dem Titel seines Vortrages entsprechend. Er betonte die Notwendigkeit eines „kollegialen“ Papstes, der nicht nur in Einzelaudienzen informiert wird und so als einziger alle Informationen und die ganze Entscheidungslast bei sich trägt. In der Geschichte der Kath. Kirche gab es Zeiten, in denen der Papst in einem Konsistorium mit 20 Kardinälen Entscheidungen beriet und gemeinsam traf. Diese Art der Kollegialität und Querkommunikation wäre auch heute im Vatikan wieder wichtig. Zum zweiten Teil des Titels, der „Frau Kardinal“, empfahl Prof. Wolf die Diskussion um die Frauenweihe, die er in einer Endlosschleife sieht, in neue Bahnen zu lenken. Es wäre an der Zeit, an Formen ohne Weihe zu denken, um Frauen adäquate Kompetenzen und Vollmachten geben zu können. Und dafür gäbe es in der Geschichte gute Beispiele, nämlich die Äbtissinnen früherer Klöster, die in ihren rechtlichen Leitungsvollmachten Bischöfen kleinerer Eigenbistümer gleichgestellt waren. In seiner humorvollen Art schlug Prof. Wolf vor, dass Frauen nach diesem historischen Vorbild auch heute Diözesen leiten und „sich für die Sakramentalien einen Weihbischof halten könnten.“

 

Durch den sehr lebendigen Vortrag von Prof. Wolf verging die Zeit rasend schnell und auch in der nachfolgenden Diskussion wurden noch spannende Fragen wie die Rolle der Laien in der Kirche und die Frage der „viri probati“ in der historischen Tradition angesprochen. Bei dieser Fülle an Themen ging auch der Gesprächsstoff beim nachfolgenden Buffet in den Katakomben der Katholischen Universität Linz nicht aus und mit einem Gläschen Wein in der Hand wurden noch bis spät in die Nacht Meinungen ausgetauscht.

 

Prof. Dr. Hubert Wolf, geb. 1959 im Ostalbkreis, ist Priester der Diözese Rottenburg-Stuttgart und Professor für Kirchengeschichte an der Universität Münster. Er wurde u.a. mit dem Leibniz-Preis der Dt. Forschungsgemeinschaft, dem Communicator-Preis und dem Gutenberg-Preis ausgezeichnet und war Fellow am Historischen Kolleg in München sowie am Wissenschaftskolleg in Berlin. Im Verlag C.H.Beck sind von ihm u.a. die Bestseller Die Nonnen von Sant’Ambrogio (42013), Papst und Teufel (2012), Krypta (2015) sowie Konklave (2017) erschienen.

 

Die Severinakademie fand in diesem Jahr in Kooperation mit der Katholischen Universität Linz und der Kath. Aktion OÖ statt. Zum Buffet lud das Land OÖ ein.

 

 

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