Saturday 15. November 2025

Starkes Zeichen für den Interreligiösen Dialog beim Fest für die Erde

 

Beim Fest für die Erde am 4.10.2025 am Domplatz in Linz beteiligte sich der Runde Tisch der Religionen Oberösterreich mit dem multireligiösen Beitrag „Religionen gemeinsam für die Erde“ auf der Kleinkunstbühne. 

 

Die Natur, die Erde, unsere Umwelt und Mitwelt spielen in allen Religionen eine große Rolle – verschiedene Elemente sind auch oftmals Symbol oder Ort der Begegnung mit dem Transzendenten oder Göttlichen. 

 

Vertreter:innen von sechs Religionen und Kirchen brachten Natursymbole mit und erklärten deren Bedeutung in der jeweiligen Tradition. Die musikalische Gestaltung zwischen den Beiträgen hat Magdalena Hofmann übernommen. 

 

 

Charlotte Herman, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz sprach vom FEUER als Zeichen dafür, dass wir die Schöpfung mit Weisheit gebrauchen sollen. Das Licht hat auch am Sabbat eine besondere Bedeutung, indem der Friede mit dem Entzünden der Kerzen ins Haus geholt wird. 

 

Pastor Martin Obermeir-Siegrist der Evangelisch-methodistischen Kirche widmete auch als Vertreter des FORUMS der christlichen Kirchen in OÖ seinen Beitrag dem WIND. „In meiner Hand halte ich ein Windrad. Denn: Gott ist in der Welt wie Wind zu finden:  Wir sehen Wind nicht direkt – aber wir spüren Wind. Und wir können wahrnehmen, was Wind wirkt.“ 

 

Brigitte Bindreiter, Vertreterin der Buddhistischen Religionsgesellschaft für OÖ, brachte BLUMEN mit, die als Symbol für das gesamte Leben stehen, das Leben der Natur und von uns Menschen sowie für den Kreislauf des Lebens von Werden und Vergehen. Sie zitierte buddhistische Aussprüche zu Blumen als Symbol für Schönheit und Vergänglichkeit, für Glück und Leid, für die Wechselfälle des Lebens. 

 

Bischof Manfred Scheuer sprach zum Symbol des WASSERS, dessen Bedeutung in den biblischen Schriften und für soziale und ökologische Fragestellungen: „Wasser ist heilig, Wasser ist Leben. „Die Erde war wüst und wirr und Finsternis lag über der Urflut und Gottes Geist schwebte über dem Wasser“, so beginnt die biblische Schöpfungsgeschichte (Gen 1,2). Wasser ist ein soziales Problem: „Die Elen-den und die Armen suchen Wasser, doch es ist keines da; ihre Zunge vertrocknet vor Durst. Ich, der Herr will sie erhören ... Auf den kahlen Hügeln lasse ich Ströme hervorbrechen und Quellen inmitten der Täler. Ich mache die Wüste zum Wasser-teich und das ausgetrocknete Land zu sprudelnden Wassern.“ (Jes 41,17-18) „Ich war durstig und ihr habt mir (nichts) zu trinken gegeben.“ (Mt 25, 35.37.42) Und Wasser wird zum Bild für das Leben in Fülle: „Wer von diesem Wasser trinkt, wird wieder Durst bekommen; wer aber von dem Wasser trinkt, das ich ihm geben werde, wird niemals mehr Durst haben; vielmehr wird das Wasser, das ich ihm gebe, in ihm zu einer Quelle werden, deren Wasser ins ewige Leben fließt.“ (Joh 4,13-14)“ 

 

Hajret Beluli, stv. Erster Imam der Islamischen Religionsgemeinde OÖ, erläuterte die Bedeutung der ERDE im Islam: „Im Islam ist die Erde nicht einfach nur Boden, sondern ein Zeichen Gottes, ein Amāna – eine anvertraute Verantwortung. Der Koran erinnert uns: „Aus der Erde haben Wir euch erschaffen, auf ihr werdet ihr leben und aus ihr werden Wir euch wieder hervorbringen.“ (vgl. Qur’an 20:55) Die Erde ist unser Ursprung, unsere Heimat und zugleich unsere Rückkehr. Sie ist nicht Besitz des Menschen, sondern ein Geschenk Gottes, das wir achtsam und gerecht verwalten sollen. Gott sagt im Qur’an auch: „Er ist es, der euch die Erde als Aufenthaltsort gemacht hat und den Himmel als Dach, und von der Erde Früchte hervorbrachte als Versorgung für euch.“ (vgl. Qur’an 2:22) Darin steckt eine klare Botschaft: Alles, was wir von der Erde nehmen, ist Gnade Gottes – und verpflichtet uns, achtsam und dankbar mit ihr umzugehen. Darum ist Klimagerechtigkeit nicht nur ein politisches Thema - es ist eine spirituelle Aufgabe. Die Sorge für die Erde ist ein Teil des Glaubens, ein Ausdruck unserer Dankbarkeit gegenüber dem Schöpfer.“ 

 

Renate Bauinger, Superintendentialkuratorin der Evangelischen Kirche OÖ, zeigte in ihrem Beitrag über den REGENBOGEN die Verwendung des Regenbogens durch Thomas Müntzer als Zeichen des Bundes mit Gott im Bauernkrieg auf, sowie dessen Bedeutung in den biblischen Schriften: „Die Offenbarung des Johannes greift in ihrer Vision den Regenbogen als transzendentes Symbol der Nähe Gottes auf: "Und über dem Thron wölbte sich ein Regenbogen, der wie ein Smaragd aussah." Im AT wird in der Erzählung von der Sintflut beschrieben, dass Gott als Zeichen seines Bundes mit Noah und allen Geschöpfen den Regenbogen wählte. "Und Gott sprach: Das ist das Zeichen des Bundes, den ich stifte zwischen mir und euch und den lebendigen Wesen bei euch für alle kommenden Generationen."  Er verspricht damit, nie wieder durch eine Flut das Leben auf der Erde zu vernichten. Der Regenbogen dient dabei auch Gott als sichtbare Erinnerung an sein Versprechen. Bis heute ist der himmlische Bogen daher für Juden und Christen ein sichtbares Zeichen der Nähe Gottes und seines Schutzes.“ 

 

Am Schluss des Beitrages stand ein gemeinsamer Text, der mit den Worten endete: „Mögen wir Wege der Versöhnung finden. Mögen wir einander achten. Mögen wir gemeinsam Hoffnung schenken. Mögen wir in Liebe handeln und Liebe empfangen. Quelle allen Lebens, bleibe in uns und mit allem, was lebt, heute und in Ewigkeit.“ 

 

Gudrun Becker / Fachstelle Ökumene und Interreligiöser Dialog

Fotocredit: Becker u. Sophie Schilhuber  

 

 

 

 

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