Donnerstag 28. März 2024

Ökumenisches Gebet der christlichen Kirchen in Linz im Corona-Modus

VertreterInnen von fünf christlichen Kirchen in Oberösterreich beteten am Donnerstag, 21. Jänner 2021 anlässlich der weltweiten Gebetswoche für die Einheit der Christen in der Kapelle des Linzer Priesterseminars.

Das ökumenische Gebet, das nicht öffentlich war, wurde aufgezeichnet und ist ab 23. Jänner unter diesem Artikel nachzusehen.

 

Aufgrund der bestehenden Corona-Maßnahmen beteten die VertreterInnen von fünf christlichen Kirchen in Oberösterreich ohne Feiergemeinde, mit Masken und dem nötigen Abstand. Das Gebet wurde jedoch auf Video aufgezeichnet.

 

Vertreten waren von der gastgebenden Römisch-katholischen Kirche Bischof Manfred Scheuer und Dompfarrer Maximilian Strasser, von der Altkatholischen Kirche Pfarrer Samuel Ebner und Vikarin Elisabeth Steinegger, von der Evangelischen Kirche A. B. Superintendent Gerold Lehner, von der Baptistengemeinde Linz Pastor Alexander Strecker; von der Serbisch-orthodoxen Kirche Erzpriester Dragan Micic sowie die Koordinatorin und Ökumene-Referentin Gudrun Becker (Römisch-katholische Kirche).

 

Ökumenisches Gebet der christlichen Kirchen in Linz im Corona-Modus

Ökumenischer Gottesdienst in der Kapelle des Linzer Priesterseminares am 21. Jänner 2021. V. l.: Pfarrer Samuel Ebner (Altkatholische Kirche); Pastor Alexander Strecker (Baptistengemeinde Linz); Vikarin Elisabeth Steinegger (Altkatholische Kirche); Erzpriester Dragan Micic (Serbisch-orthodoxe Kirche); Superintendent Gerold Lehner (Evangelische Kirche A. B.); Ökumene-Referentin Gudrun Becker; Dompfarrer Maximilian Strasser und Bischof Manfred Scheuer (Römisch-Katholische Kirche). Foto © Diözese Linz / Fürlinger

 

Musikalisch wurde das Gebet von Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Domkapellmeister Josef Habringer gestaltet.

 

Superintendent Gerold Lehner: „Kirche-Sein ist ein Prozess des Heil-Werdens von Gott her“

 

Das Motto der diesjährigen Gebetswoche lautet: „Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“ (Joh 15,5–9). Ausgehend von dieser Bibelstelle aus dem Johannesevangelium reflektierte der Superintendent der Evangelischen Kirche A. B. in Oberösterreich, Gerold Lehner, in seiner Predigt das Verhältnis der christlichen Kirchen, aber auch das der einzelnen ChristInnen zueinander.

 

Dabei merkte er kritisch an: „Man könnte leicht den Eindruck gewinnen, dass Jesus gesagt hätte: Ich bin der Weinberg und ihr seid die Weinstöcke. Denn das, so scheint es, ist das Bild, das wir vielfach abgeben: viele Weinstöcke, jeder für sich, jeder führt seine eigene Existenz. Manchmal friedlich nebeneinander, manchmal auf Abstand bedacht, manchmal um die Ressourcen konkurrierend und einander das Wasser abgrabend.“ Gegenüber diesem Bild gebrauche Jesus aber das Bild des Weinstocks mit seinen Reben. Anders als bei der Autonomie, die sich selbst genug sei, gehe es bei Jesus um das Bild der lebensnotwendigen Verbundenheit, der bedürftigen Abhängigkeit und der wechselseitigen Bedingtheit.

 

Lehner ermahnte dazu, Abhängigkeit nicht nur als Schwäche zu interpretieren, sondern Bedürftigkeit und Bedingtheit als unauflöslich mit Freiheit verbunden zu sehen: „Es gibt eine beglückende Abhängigkeit, die nicht den Verlust der Freiheit mit sich bringt, sondern diese erst im Miteinander vollendet.“ Das gelte für die Beziehung und Bezogenheit auf Gott hin, aber auch für die Beziehung der christlichen Kirchen zueinander: „Kirche-Sein ist ein Prozess des Heil-Werdens von Gott her“, so Lehner.

 

Superintendent Gerold Lehner bei der Predigt

Der Superintendent der Evangelischen Kirche A.B. in Oberösterreich, Gerold Lehner: „Kirche-Sein ist ein Prozess des Heil-Werdens von Gott her“. Foto © Diözese Linz / Fürlinger

 

Das Bild von der Verbundenheit des Weinstocks mit den Reben weiter reflektierend, betonte Lehner: „Jesus will ohne uns nicht sein. Er begibt sich mit uns in eine Verbindung, deren Scheitern auch Auswirkungen auf ihn hat. Mit uns und durch uns will er sein Werk treiben, und ohne uns will er es nicht tun.“ Es sei ein erschreckendes, ein erstaunliches und ein beglückendes Tun. Die Menschen seien Teil eines Wunders, das keinen Raum lasse für Eifersucht, Konkurrenz und Abgrenzung.

 

Schließlich fragte der Superintendent, was das alles für die Ökumene, die Beziehung der christlichen Kirchen zueinander, bedeute. Seine Antwort: „Es sollte uns dazu führen, dass wir uns weniger fragen, ob die anderen dem entsprechen, was wir für die Einheit als entscheidend ansehen, und mehr danach fragen, ob wir der Verbundenheit mit Christus entsprechen.“

 

Christus und einander näherkommen

 

In einer symbolischen Handlung gegen Ende des Gebets entzündeten alle LiturgInnen eine Kerze an der Osterkerze, die in der Mitte am Altar brannte und die für Jesus Christus steht. Damit sollte zum Ausdruck gebracht werden, dass Menschen bzw. Kirchen einander näherkommen können, wenn sie Gott näherkommen.

 

Die LiturgInnen zündeten gemeinsam Kerzen an
Stellvertretend spendete Bischof Manfred Scheuer den Schlusssegen

Fotos © Diözese Linz / Fürlinger

 

Am Ende des Gebets spendete Bischof Manfred Scheuer stellvertretend für die VertreterInnen der Ökumene den Segen. Die sonst traditionelle Agape und das Beisammensein im Anschluss an die Feier mussten in diesem Jahr coronabedingt entfallen.

 

Weltgebetswoche für die Einheit der Christen

 

Vom 18. bis 25. Jänner wird unter anderem auch in Österreich die internationale „Gebetswoche für die Einheit der Christen“ begangen. Während dieser Ökumene-Woche kommen ChristInnen aus unterschiedlichen Konfessionen zusammen, um gemeinsam für die Einheit der Christenheit zu beten – heuer allerdings eingeschränkt durch die Schutzbestimmungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie.

Die Gebetswoche wurde 1909 in den USA ins Leben gerufen und 1916 von Papst Benedikt XV. mit einem Apostolischen Schreiben auf die ganze katholische Kirche ausgeweitet. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht.

 

Inhaltlich ist die Gebetswoche 2021 inspiriert vom kontemplativen Gemeinschaftsleben der Schwestern von Grandchamp in der Schweiz. Die Kommunität besteht aus etwa 50 Schwestern aus verschiedenen Kirchen und Ländern. Die mit der Erarbeitung betraute Kommunität hat als Thema für die Gottesdienste in der Gebetswoche eine Stelle aus dem Johannesevangelium gewählt: „Bleibt in meiner Liebe und ihr werdet reiche Frucht bringen“ (Joh 15,5–9).

 

Das ökumenische Gebet in Linz spiegelte die Form wider, in der die Schwestern von Grandchamp beten. In dieser Tradition werden die drei monastischen Gebete (Vigilien), die traditionell während der Nacht gesprochen wurden, in einem Abendgottesdienst zusammengefasst. Dementsprechend war das ökumenische Gebet in drei Abschnitte gegliedert, die dem Vorbild der Gemeinschaft von Grandchamp folgen.

 

In der Diözese Linz wird seit vielen Jahren im Rahmen der Weltgebetswoche ein Gottesdienst mit insgesamt neun Konfessionen gefeiert, der jedes Jahr in einer anderen Kirche stattfindet. Die Gastgeber laden jeweils zur Vorbereitung und zur abschließenden Agape, die heuer entfallen musste, ein. Ob katholisch, evangelisch, altkatholisch, methodistisch oder orthodox: Die beteiligten Kirchen bemühen sich, trotz aller Unterschiede und Stolpersteine das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund zu stellen.

Weitere Informationen zur Weltgebetswoche für die Einheit der Christen unter

http://www.oekumene.at/oerkoenews/1996/gebetswoche-fuer-die-einheit-der-christen-im-corona-modus

 

 

Spendenprojekt 2021: Ökumenischer Rat der Kirchen hilft Menschen mit Beeinträchtigung in Syrien

 

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) führt jedes Jahr ein besonderes Spendenprojekt durch. 2021 kommt die Hilfe dem „Haus der Freude“ der orthodoxen Kirche im „Tal der Christen“ zugute.

Der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich unterstützt mit seinem Spendenprojekt 2021 Menschen mit Beeinträchtigung in Syrien. Dabei geht es um eine besondere Initiative im „Tal der Christen“ (Wadi an-Nasara) zwischen der syrischen Stadt Homs und der libanesischen Grenze. Das orthodoxe Patriarchat von Antiochien betreibt vor Ort das „Haus der Freude“, das vor allem Kindern und Jugendlichen mit physischen und psychischen Beeinträchtigungen Zuflucht und Betreuungsmöglichkeiten bietet. Um diese Kinder und Jugendlichen zu unterstützen, soll bei den verschiedenen Veranstaltungen des ÖRKÖ in diesem Jahr gesammelt werden.

 

Homs, die drittgrößte Stadt des Landes, wurde im Krieg stark zerstört. Viele StadtbewohnerInnen wurden zur Flucht in ländliche Gebiete gezwungen, vor allem in das „Tal der Christen“. Durch den Zustrom so vieler Inlandsvertriebener ist die Versorgungslage vor Ort aber sehr schwierig, viele Infrastrukturen des Gesundheitssystems, soziale und kirchliche Einrichtungen sind schwer geschädigt. Besonders für Menschen mit – psychischen oder physischen – Beeinträchtigungen fehlt es an Angeboten und Versorgungsmöglichkeiten.

 

Hier will nun das „Haus der Freude“ ansetzen. Im Haus können die Kinder spielen und lernen, sie werden logopädisch, psychosozial und fachlich betreut. Zudem haben auch die Mitarbeiter im Haus eine sinnvolle Aufgabe und sehen sich nicht mehr zur Emigration gezwungen. Das „Haus der Freude“ versteht sich als Ort der Begegnung zwischen Menschen mit Beeinträchtigungen und anderen Gemeindemitgliedern. Verständnis und Annäherung sollen den Menschen mit Beeinträchtigungen zeigen, dass sie selbst in Zeiten des Krieges einen Platz in der Gesellschaft finden können.

 

Das „Haus der Freude“ war ursprünglich eine Gründung der Jesuiten, wurde dann aber von der antiochenisch-orthodoxen Kirche übernommen. Das Hilfsprojekt wird über das Hilfswerk „Brot für die Welt“ abgewickelt.

Spendenkonto des ÖRKÖ:

Raiffeisenlandesbank NÖ/Wien

IBAN: AT87 3200 0000 0747 9157

BIC: RLNWATWW

Stichwort "Spendenprojekt 2021"

 

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