Dienstag 16. April 2024

Barbarafriedhof Linz Barbararaum

 

Gestaltung der Aufbahrungshalle, Christine und Alois Bauer, Herbert Egger, 2012

Gestaltung des Barbararaumes, Margit Hartnagel, 2016

 

Im Konzept der Neugestaltung der Aufbahrungshalle des Linzer Barbarafriedhofes nach Entwürfen von Architekt Gottfried Nobl nimmt die Bezugnahme auf die sensible Gestaltung der Verabschiedung in Verbindung mit Material als wesentlicher atmosphärischer Komponente eine zentrale Rolle ein.

Im Konzept von Christine und Alois Bauer, die zusammen mit Herbert Egger für die künstlerische Gestaltung verantwortlich zeichnen, steht die Verbindung zur Erde. Verschiedenfarbige „Erden“ für die Oberflächengestaltung geben zusammen mit Lehmputz dem Raum seine beruhigte Atmosphäre.

 

Im Zentrum des mit Bänken ausgestatteten Verabschiedungsraumes öffnet sich der sogenannte Erdort, der in Form von zwei Schiebetüren, die sich als Zylinder vor dem Sarg nach der Verabschiedung schließen, einen symbolhaften Charakter des Abschieds vermitteln.

Neben den „Erdfarben“ setzen die drei Barbara-Fenster einen farbigen Akzent in leuchtendem Grün. Für die Objekte, wie Altar, Lesepult und Weihwasserbehälter, wurden patinierter Stahl und Messing verwendet.

Der sogenannte Barbararaum im barocken Altbau des Friedhofs wurde 2015/16 nach einem Konzept von Margit Hartnagel gestaltet. Der Raum dient als Aufbahrungs- und Andachtsraum und erhielt seine Bezeichnung nach der gotischen Barbarastatue, die als Ersatz für eine ursprünglich bestehende Statue der Friedhofspatronin angekauft worden war und in einer Wandnische ihren Platz gefunden hat. Der Raum vermittelt in seiner reduzierten Gestaltung Stille und Trost. Diese Stimmung verdichtet sich in konzentrierter Form in einem Wandobjekt unmittelbar hinter dem Sarg mit dem Titel „Schwelle“ an der gegenüberliegenden Seite des Eingangs sowie an der Wand unmittelbar links neben dem Eingang.  Dort hat die Künstlerin einen Text in den Lehmputz geritzt, der die tröstliche Stimmung des Raumes aufgreift: „Ruhe in dir und sei wach – Veränderung ist ohne Willkür – Alles, alles ist gut bedacht.“

 

Ich erforsche die Besonderheit und Immanenz sakraler Orte, um deren spirituelle Dimension erfahrbar zu machen.

Die Gegenwärtigkeit dieser Erfahrung ermögliche ich mit den Mitteln der Reduktion und Abstraktion.

Klarheit und Einfachheit sind leitende Motive, die essentiell und komplex, konkret und abstrakt zugleich sind.

Das verwendete Material dient nicht nur der Umsetzung, sondern ist Teil des Werkes.

Lehm, Bienenwachs, Holz, Papier wie z. B. im Barbararaum lassen durch sinnliches „Berührt-Sein“ Kontakt zum eigenen Selbst-Finden.

Das Individuum wird ins Zentrum der spirituellen Erfahrung gestellt.

Mich interessiert ein tiefes Zu-sich-selbst-Finden als Mensch.

Dem widme ich meine Arbeit.

Margit Hartnagel, Künstlerin, 2017

 

Es beeindruckt und freut mich immer wieder wenn ich sehe, wie Menschen beim ersten Anblick unserer Abschiedsräume so freudig erstaunt sind. Weil sie sich gerade am Friedhof eine dunkle und bedrückende Gestaltung erwartet hätten. Oder schon andernorts von sogenannter „moderner Friedhofsarchitektur“ erschlagen worden sind. Aber hier finden sie Geborgenheit und Wärme. Fühlen sich gut begleitet auf schwierigen Wegen − klare, unaufgeregte, „menschliche“ Gestaltung, entwickelt gemeinsam mit einfühlsamen Künstlerinnen und Künstlern. Das geht dann auch ohne Kitsch und trendigen Zeitgeist.

Clemens Frauscher, Verwalter Barbarafriedhof, 2017

 

 

Barbarafriedhof Linz
Barbarafriedhof Linz
Barbarafriedhof Linz
Barbarafriedhof Linz

 

St. Barbara Friedhof

 

Gedanken zum Barbararaum/Margit Hartnagel

 

KIRCHENZEITUNG Diözese Linz 2016/48

 

DER GEIST MACHT LEBENDIG

Künstlerische Neugestaltungen in Oberösterreich

Ein Artikel von Elisabeth Leitner im Kulturbericht OÖ 0102.2017

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