Donnerstag 28. März 2024

Interdisziplinäres Buch zu Waldhausener Mumien

Am 4.9.2022 wurde das Buch zu einer mehr als zweijährigen Forschungsarbeit über die Mumien in der ehemaligen Stiftskirche Waldhausen vorgestellt.

 

In der Gruft unterhalb des ehemaligen Chorherrenstiftes Waldhausen (OÖ) befinden sich drei (Teil)Mumien. Für ihre naturwissenschaftlich-medizinische Untersuchung konnte Judith Wimmer vom Kunstreferat der Diözese Linz den Münchner Pathologen und Mumienexperten Prof. Andreas Nerlich und die Rechtsmediziner Dr. Peter Hofer und Prof. Oliver Peschel (letzterer bekannt als Konservierungsbeauftragter für die Eismumie „Ötzi“) gewinnen. Dasselbe Team, nun Herausgeber und Autoren der neuen Publikation, hatte bereits zuvor bei der Untersuchung des „Luftgselchten Pfarrers“ von St. Thomas am Blasenstein zueinander gefunden, der als Chorherr ebenfalls Konventuale des Stiftes Waldhausen war.

 

Computertomographie, Radiokarbondatierung, chemische und mikrobiologische Analysen etc. ermöglichen Kenntnisse über Alter, Herkunft, Lebensgewohnheiten und Krankengeschichte.

  • Wer waren die drei Unbekannten?
  • Wann und wie lebten sie, und welcher Tod war ihnen beschieden?
  • Wie konnten die Mumien entstehen?

Im Zusammenspiel von medizinischen und historischen Recherchen gelang es, den drei Unbekannten ihre Namen wiederzugeben. Somit werden die toten Körper nun wieder als Menschen mit ihrer Würde und ihren Leistungen greifbar. Bei den Bestatteten handelt es sich um drei Pröpste des 17. Jahrhunderts – darunter auch der Erbauer der barocken Stiftskirche. In einem Fall gelang es dank einer virtuellen Gesichtsrekonstruktion, dem Propst quasi ins Antlitz zu blicken.

 

Die Pröpste genossen zwar eine gute Nahrungsversorgung, waren aber dennoch nicht unbedingt bei bester Gesundheit. Unter anderem litten sie an Arteriosklerose bzw. Lungentuberkulose.

 

In einer historischen „Zeitreise“ werden in der Publikation der Klosterstandort und das Lebensumfeld der Augustiner Chorherren beleuchtet. Die drei Pröpste durchlebten ein Jahrhundert, das von kriegerischen Auseinandersetzungen und Seuchen geprägt war. Ein spannender Abschnitt widmet sich dem natürlichen oder auch künstlich herbeigeführten Entstehen von Mumien.

 

Passenderweise fand die festlich gerahmte Buchpräsentation an der einstigen Wirkungsstätte der Pröpste, in der ehemaligen Stiftskirche, statt. Die Waldhausener Mumien können in der Kirchengruft besichtigt werden. Die Unterstützung der Münchner Wissenschaftler bei der Befundung sowie den begleitenden konservatorischen Maßnahmen an den Mumien bedeutet ein großes Entgegenkommen für die Pfarre Waldhausen. Ermöglicht wird dies durch die finanzielle Unterstützung des Vereins „Archäomedizin – Förderverein für interdisziplinäre Paläopathologie e. V.“ in München. Begleitet wurden die Maßnahmen durch das Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz.

 

Vor allem aber auch Pfarrer Karl Michael Wögerer ist für die Unterstützung der Forschungen und des Buchprojekts zu danken.

 

Judith Wimmer

Kunstreferat/Diözesankonservatorat

 

 

Judith Wimmer/Andreas G. Nerlich/Oliver Peschel (Hg.)

“… dieser Zeitlichkeit entrissen …” – Die Mumien in der Gruft der ehemaligen Stiftskirche Waldhausen

192 Seiten mit zahlreichen Abb.

ISBN 978-3-903040-67-0

Wagner Verlag Linz 2022

http://www.wagnerverlag.at/content/?product=dieser-zeitlichkeit-entrissen

 

 

Dieser Zeitlichkeit entrissen

 

 

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