Mittwoch 24. April 2024

Fortbildung KIRCHENPFLEGE 2018

 

Exkursion am 21.4.2018 zu künstlerischen Gestaltungen in Mühlviertler Kirchen

Offenheit, Mut und Vertrauen ermöglichen hohe künstlerische Qualität und schaffen neue Identifikationsorte

An der Exkursion zu den vier neu gestalteten Kirchen und Kapellen im Mühlviertel nahmen 13 Interessierte aus Pfarren und kirchlichen Einrichtungen teil.
Ziel der Besichtigungen vor Ort war es, unter fachlichen Gesichtspunkten künstlerische Qualität zu thematisieren und im Austausch mit Pfarrverantwortlichen und ReferentInnen der diözesanen Fachstellen für Kunst und Liturgie Impulse für pfarrliche Projekte zu erhalten.

Im Zentrum von Modul 2 der vom Kunstreferat veranstalteten europaweit einzigartigen Fortbildungsreihe standen der Umgang mit den sich verändernden funktionalen Anforderungen an sakrale Räume, die Gestaltung unterschiedlicher Raumzonen und – Bereiche, wie Altarraum, Taufort, Andachtsort, Beichtort und das Kennenlernen der unterschiedlichen Herangehensweisen von KünstlerInnen, die die Ausstattungsgeschichte der Kirchen in der Gegenwart weiter schreiben.

Die in Goldwörth (Kirchenraumgestaltung von Roman Pfeffer, 2014), Neufelden (Seitenkapelle als Tauf-/Beicht-und Andachtsort von Christa Pitschmann und Iris Christine Aue, 2014), Peilstein (Kirchenraumgestaltung von Wolfgang Stifter, 2010) und Kollerschlag (Kirchenraumgestaltung von Michael Lauss, Stefan Mittlböck-Jungwirth-Fohringer und Claudia Czimek, 2015/16) anwesenden Pfarrverantwortlichen und Kunstschaffenden vermittelten durch ihre authentischen Erzählungen ihre Erfahrungen mit dem Prozess der Renovierung und Erneuerung.

PGR-Obfrau Sandra Bötscher und Pfarrer Josef Pesendorfer berichteten in Goldwörth von den Emotionen bei der Wettbewerbsjurysitzung, der Ursache für die einstimmige Entscheidung für das künstlerische Konzept von Roman Pfeffer mit dem Titel „64,9 m“ und der Identifikation mit der Gestaltung der bei der Jurysitzung anwesenden PGR-Mitglieder. Die fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Künstler wird derzeit auch mit der Gestaltung eines Bereiches für Urnengräber am Goldwörther Friedhof fortgesetzt.
Von der hohen Akzeptanz und guten Nutzung der neu gestalteten Seitenkapelle in der Pfarrkapelle in Neufelden, deren Geschichte und Ausstattung durch die ursprüngliche Funktion als Totenkapelle der Neufeldner Bürger geprägt ist, berichtete Gabriele Kiesenhofer, KBW-Leiterin aus Neufelden. In der Seitenkapelle der Pfarrkirche, die als Andachtsraum, Beicht- und Taufkapelle dient, verdichten sich mehrere Funktionen. Neben den Texten als wesentlicher Grundlage des künstlerischen Konzeptes geben das schlanke Messingkreuz auf dem eine weiße Taube sitzt sowie die gestrickten Bahnen mit der Inschrift „Mea Culpa“ - mit einem herunterhängenden Faden zum Auflösen derselben - neue Impuls zum Sakrament der Beichte und Versöhnung.

Dr. Josef Keplinger, Diözesanpriester und Liturgiereferent, gab den interessierten TeilnehmerInnen mit seinem Vortrag „Neue Liturgie in alten Räumen“ in der Pfarrkirche Peilstein eine fundierte Einführung zur Geschichte und Bedeutung von Kirchenräumen und ihren „Symbolorten“. Durch die Kunst wird der Blick geschärft und Unsichtbares sichtbar gemacht. Der Bildungsprozess, der einer Neugestaltung vorangeht, schafft Bewusstsein und lässt scheinbar Vertrautes in einem neuen Licht erscheinen.

In Peilstein erzählte Pfarrer Florian Sonnleitner von seiner engen Zusammenarbeit und Abstimmung mit dem Künstler und der Bedeutung der gemeinsamen Vermittlung des Konzeptes an die Pfarrbevölkerung.

Die Pfarre Kollerschlag beauftragte vor der Neugestaltung der Pfarrkirche bereits 5 KünstlerInnen mit der Gestaltung von 5 Glocken. Den Prozess der Neugestaltung erlebten Pfarrer Laurenz Neumüller, PGR Obmann Josef Jungwirth und der ehem. PGR-Obmann Johann Saxinger als fruchtbares Ringen mit den Künstlern. In einer offenen und intensiven Auseinandersetzung mit der künstlerischen Arbeit wuchs von Seiten der Pfarrleitung das Verständnis und die Identifikation mit den neuen Objekten im Kirchenraum und ihrer Bedeutung für Feier und Glauben.

Die unterschiedlichen künstlerischen Gestaltungen machten deutlich, dass jeder Kirchenraum in seiner Einzigartigkeit eines anderen Ausdruckes seiner Symbolorte - in Gestaltung und Materialität - bedarf.
Bei der Exkursion eröffnete sich für die TeilnehmerInnen eine Bandbreite an Gestaltungsmöglichkeiten, die von unterschiedlichen konzeptuellen Herangehensweisen, Materialitäten, Oberflächenstrukturen und Farbigkeiten und dem Dialog mit dem historischen Bestand geprägt sind.
Die hohe Qualität der künstlerischen Gestaltung und das Potential, das Kunst als Identifikationsort im Kirchenraum für Pfarren eröffnet, kamen an diesem Tag ebenso zum Ausdruck wie die Offenheit, der Mut und die Freude an den gelungenen Werken von Seiten der Pfarrverantwortlichen.
Die KursteilnehmerInnen, darunter auch der Bauamtsleiter der Nachbardiözese St. Pölten, waren von der Vielfalt und Qualität der Neugestaltungen, dem hohen Engagement und der Offenheit von Pfarrverantwortlichen und Kunstschaffenden beeindruckt.  Besonders spürbar war auch die Bedeutung, die dem Prozess des aufeinander Einlassens von Pfarre und KünstlerInnen als Impuls für Liturgie und Pastoral zukommt. Der abschließende Grundtenor war, dass Bildung, Information, ein offener Austausch und eine wertschätzende Gesprächskultur sowie die professionelle Begleitung durch die Fachstellen der Diözese wesentliche Aspekte sind, die zum Gelingen eines Projekts beitragen.
Für die ExkursionsteilnehmerInnen hat sich nach den Eindrücken und Gesprächen ein neuer Blick auf ihre eigenen Projekte und Gestaltungsvorhaben eröffnet.

Für die Programmzusammenstellung und Leitung der Fortbildung waren Dr. Martina Gelsinger und Mag. Sonja Meller vom Kunstreferat/Diözesankonservatorat verantwortlich.

 

 

 

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