Donnerstag 28. März 2024

Kirchenpflege 2013 - Rückblick 2. Seminarwochenende Stift Schlägl

Kirchen als identitätsstiftende Orte; Schlägl, Ulrichsberg, Kollerschlag, Peilstein und St. Stefan am Walde 

25 angehende Kirchenpfleger/innen - Messner/innen PGR-Obleute, Pfarrer, Kunsthistoriker/innen, Student/innen und pfarrlich Engagierten, die ein Neugestaltungsvorhaben planen - nahmen am Modul 2 der Fortbildung Kirchenpflege des Kunstreferates der Diözese Linz am 12./13. April 2013 teil.

 

Zur Fortbildung mit dem Schwerpunktthema „künstlerische Gestaltungen in Sakralräumen“ waren Interessierte aus ganz Oberösterreich – von Bad Goisern bis Kollerschlag – sowie auch aus der Nachbardiözese St. Pölten ins Seminarzentrum des Stiftes Schlägl gekommen. Die Teilnehmer/innen waren beeindruckt von der Qualität und Vielfalt der Gestaltungen in der Diözese Linz und dem hohen Einsatz der pfarrlich Verantwortlichen.

 

Zentrale Themen waren die Verbindung von Alt und Neu im Kontext von Architektur, zeitgenössischer Kunst und Liturgie und das Ineinandergreifen von Theorie und Praxis.
Im Zentrum stand diesmal das obere Mühlviertel. Die Vorträge am Freitag Nachmittag fanden im Seminarzentrum im Stift Schlägl statt. Die Exkursion am Samstag führte nach Ulrichsberg, Kollerschlag, Peilstein und St. Stefan am Walde -  Pfarren, in denen seit 2010 Gestaltungsprojekte realisiert wurden.


Den Reigen der Vorträge am Freitag Nachmittag eröffnete in bewährter Weise Mag. Ulrike Breitwieser vom Bundesdenkmalamt, Landeskonservatorat für Oberösterreich. Sie präsentierte in ihrem Bildervortrag mit dem Titel "Umbauen und nutzen - Beispiele aus der Denkmalpflege in Oberösterreich" Beispiele gelungener Revitalisierungen denkmalgeschützter Bauten in Oberösterreich und gab mit dem Thema Anstoß für eine rege Diskussion. 
Im Anschluss daran eröffnete Architekt DI Wolfgang Schaffer, Leiter des diözesanen Baureferates, einen Einblick in die Abläufe der neuen diözesanen Bauordnung und gab wertvolle Hinweise zum Bau- und Projektmanagement von pfarrlichen Bau- und Gestaltungsprojekten.

 

Mag. Gilbert Schandera, Kurat im Dekanat Gmunden, referierte in seinem Vortrag "Neue Liturgie in alten Räumen" über die Wirksamkeit von Kirchen als Orte einer besonderen Raumerfahrung und informierte anschaulich über die Bedeutung der liturgischen Feierorte. Einmal mehr wies er darauf hin, dass Kirchenräume über private Interessen und Geschmäcker hinaus keine “Wohnzimmer”, sondern auch mit ihrer künstlerischen Ausstattung über den Alltag hinausweisende Orte der Andacht und Gottesbegegnung sind.


Den Abschluss des Tages bildete das Kennenlernen des Stiftes Schlägl mit der Teilnahme an der Vesper in der Stiftskirche und einer eindrucksvollen Führung von Prior Lukas Dikany durch Kirche, Gemäldegalerie, Bibliothek, Sakristei und Paramentenkammer.

 

Stiftskirche Schlägl. © Kunstreferat
Paramentenkammer Schlägl. © Kunstreferat

 

Das Programm am Samstagvormittag führte die Gruppe gleich am Morgen in die Pfarrkirche Ulrichsberg, den am nördlichsten gelegenen Ort der Exkursion.
Dort erläuterten Pfarrer Kainberger und die Künstler Manfred Schöller und Beatrix Kaufmann den Prozess und die gestalterischen Prinzipien der 2012 fertig gestellten Eingangsbereiche.
Im Pfarrzentrum Kollerschlag gab im Anschluss daran OBM Siegfried Adlberger, Orgel- und Glockenreferent der Diözese Linz, in Bild, Ton und mit zahlreichem Anschauungsmaterial Einblick in die Thematik der Klangdenkmale. Er beeindruckte die Teilnehmer/innen mit seinem umfassenden Wissen und den zahlreichen Klangbeispielen zur Orgel- und Glockenlandschaft in Oberösterreich.

 

Beatrix Kaufmann, Manfred Schoeller, Ulrichsberg. © Kunstreferat

 

Vor Ort berichteten Pfarrer Laurenz Neumüller und PGR-Obmann Otto Saxinger vom Prozess der Gestaltung der fünf im Jahr 2010 neu erworbenen Glocken. Die Vitus-, Marien-, Josefs-, Floriani- und die der seligen Mutter Teresa von Kalkutta geweihten Glocken wurden von fünf Künstler/innen - Michael Lauss, Klara Kohler, Heinz Baumüller, Stefan Mittlböck-Jungwirth und Manfred Schöller - gestaltet. Mit dem Glockenprojekt gelang es der Pfarre, zahlreiche Vereine und Gruppierungen anzusprechen und sie für eine Patenschaft zu gewinnen. Nach der Begehung des  Glockenstuhls mit der Besichtigung der Glocken wurden zum Abschluss - eigens für die angehenden Kirchenpfleger/innen - die fünf neuen Glocken geläutet.

 

Glockengestaltung. © Kunstreferat

 

Am Nachmittag standen mit Peilstein und St. Stefan am Walde zwei Kirchenraumgestaltungen am Programm. Pfarrer Mag. Florian Sonnleitner führte die Gruppe durch die 2010 renovierte und neugestaltete Pfarrkirche Peilstein. Die liturgischen Orte sowie die Kirchenbänke wurden von dem in Ottensheim lebenden Künstler Wolfgang Stifter entworfen.

Unter dem Titel “Best Practice” gab Pfarrer Sonnleitner den angehenden Kirchenpfleger/innen Tipps  zur Kommunikation eines Renovierungs- und Neugestaltungsprozesses. Er berichtete von positiven Erfahrungen mit persönlichen Gesprächen, gab bewährte Strategien zur Entscheidungsfindung weiter und  warnte vor möglichen Problemen. Er erzählte von der laufenden Information durch Pfarrblatt und bei den sonntäglichen Verkündigungen, den Baustellenführungen sowie der umfassenden fachlichen Information der Mitglieder des PGR vor Entscheidungen. So verzichtete er auf Spendenaufrufe bei den sonntäglichen Gottesdiensten und verkündete - anstatt dessen - während der Renovierungsphase wöchentlich die Höhe der eingegangenen Spenden und bedankte sich bei den Spendern.

 

Peilstein. © Kunstreferat
Peilstein. © Kunstreferat

 

Mit Clemens Gillesberger und Reinhold Neubauer berichteten in St. Stefan am Walde zwei Kirchenpfleger von ihren Erfahrungen in der Entwicklung und Realisierung des Kirchenrenovierungs- und Gestaltungsprojektes. Das Neugestaltungskonzept mit den liturgischen Orten und den Kirchenbänken war Ergebnis eines geladenen Wettbewerbs, den der aus Haslach stammende und in Wien lebende Künstler Markus Hofer für sich entscheiden konnte. Seine Idee, den Grundriss als Ausgangspunkt der künstlerischen Gestaltung der liturgischen Orte zu „falten“ überzeugte sowohl die Fachjury als auch die anwesenden Pfarrvertreter/innen. 

 

St. Stephan Ambo. © Kunstreferat


Nach einer intensiven Diskussion unter fachlicher Beratung über die Beibehaltung des Bankblockes oder die Aufteilung er Bänke auf zwei Blöcke, um einen Mittelgang zu ermöglichen, fiel die Entscheidung zugunsten des Mittelganges. Beeindruckend war die Präsentation der Baustellenfotos, die auch das Engagement und den tatkräftigen Einsatz zahlreicher örtlicher Vereine, wie des Fußballvereines oder der Gemeindevertretung, für die Pfarrkirche dokumentierte.

 

Die Fortbildung wurde von Dr. Martina Gelsinger geleitet. Kunstreferent und Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch und Mag. Alexander Jöchl gaben an den jeweiligen Orten Einblick in die Projektbegleitung durch das Kunstreferat der Diözese. Darüber hinaus standen Pfarrverantwortliche, Kirchenpfleger/innen und Künstler/innen für die Teilnehmer/innen der Fortbildung Rede und Antwort. Sowohl die Vorträge als auch die Besichtigungen vor Ort eröffneten einen spannenden Einblick in das Tätigkeitsfeld der Kirchenpfleger/innen im Bereich Denkmalpflege und in der Vermittlung zeitgenössischer Kunst.


Die Chance, bei einem solchen Vorhaben Personen, Gruppierungen/Vereine, und Unternehmen, die sich außerhalb der Kerngemeinde bewegen, nach ihren Möglichkeiten und Interessen einzubinden bezeichneten alle pfarrlich Verantwortlichen als großen Gewinn und wertvolle Erfahrung. Die Stiftung und Stärkung von Identität ist somit im Rahmen der Neugestaltung und/oder Renovierung der örtlichen Pfarrkirche ein wesentlicher positiver Aspekt.

 

 

Der nächste Fortbildungstag findet am Freitag, den 17. Mai 2013 statt: Am Programm stehen dabei eine Führung durch die Restaurierwerkstätten des Bundesdenkmalamtes (Arsenal), die Besichtigung der Kirche und Gruft von St. Michael und der Kunstsammlung und Paramentenkammer des Wiener Schottenstiftes. 


Informationen und Anmeldung im Kunstreferat der Diözese Linz bei

Frau Sonja Mayr

Tel. 0732/736581-4440 oder kunst@dioezese-linz.at 

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