Samstag 20. April 2024

Kirche als kulturelle Nahversorgerin

 

Gespräch mit Gabriele Eder-Cakl und Hubert Nitsch über Kunst und Kirche im Kepler Salon Linz: Kirche als kulturelle Nahversorgerin

 

Pastoralamtsdirektorin Gabriele Eder-Cakl und Hubert Nitsch, Leiter des Kunstreferates und Diözesankonservator, diskutierten am Montag, den 5.2.2018 in dem bis auf den letzten Platz gefüllten Kepler Salon mit Salonintendant Norbert Trawöger über Kunst und Kirche im Kontext von Gesellschaft und Seelsorge.
Die Katholische Kirche in Oberösterreich ist mit zahlreichen KünstlerInnenaufträgen aus dem kulturellen Leben des Landes nicht mehr wegzudenken und auf diese Weise  vorort nicht nur seelsorgliche, sondern auch kulturelle Nahversorgerin.

Anlass des Gesprächs war das Erscheinen der Publikation „Kunst / Kirche / Gesellschaft / Seelsorge – Künstlerische Gestaltungen in der Diözese Linz 2011 – 2016“ im Herbst 2017.  Das Gespräch steht auf der Homepage des Kepler Salons auch als Audiofile zum Nachhören zur Verfügung:
http://www.kepler-salon.at/de/Veranstaltungen/Kunst-Kirche-Gesellschaft-Seelsorge

Zu Beginn erwähnte Salonintendant Trawöger, dass der Kepler Salon und das von Hubert Nitsch initiierte Projekt „Turmeremit am Mariendom“ zu den nachhaltigsten Projekten aus dem Linzer Kulturhauptstadtjahr 2009 gehören und bald 10-jähriges Jubiläum feiern.

Norbert Trawöger erörterte mit den Gästen am Podium anhand der in dem Buch präsentierten künstlerischen Projekte und Beiträge die Rolle von Kirche als Kulturträgerin. Als Gastgeber thematisierte er die einzigartige Rolle, die die Diözese Linz mit ihren 487 Pfarren und kirchlichen Einrichtungen europaweit in der Zusammenarbeit mit KünstlerInnen einnimmt. Hubert Nitsch erläuterte das Konzept der Publikation, die Bischofsvikar Wilhelm Vieböck zum Abschied für seine 25-jährige Tätigkeit als Leiter des Pastoralamtes und Vorgänger von Gabriele Eder-Cakl, dem das Kunstreferat als Abteilung zugeordnet ist, gewidmet ist. Kunst und Kirche prägen – in Vergangenheit und Gegenwart – als Partnerinnen die kulturelle Landschaft und leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesellschaft. Künstlerische Projekte berühren nicht nur Aspekte, die unmittelbar mit dem Bau, der Ausstattung, Funktion und Bedeutung von Kirchen in Verbindung stehen, sondern weiten den Blick auf die Verfasstheit von Gesellschaft. KünstlerInnen sind dabei Partner für existenzielle Fragestellungen wie jene nach dem christlichen Menschenbild. In der Publikation eröffnen ExpertInnen aus den Bereichen Theologie, Sozialwissenschaft und Kunst mit ihren Beiträgen den Blick auf diese Zusammenhänge. Die Dokumentation der rund 80 Projekte im Zeitraum von 2011 – 2016 gibt mit Fotos und Texten ein eindrucksvolles Bild der künstlerischen Qualität und Lebendigkeit in den Pfarren und Einrichtungen der Diözese Linz.


Gabriele Eder-Cakl ortet die wichtige Rolle, die zeitgenössische Kunst in der Diözese einnimmt in den vielfältigen Initiativen der Katholischen Kirche in Oberösterreich Christentum in der heutigen Sprache auszudrücken und an die gegenwärtige Gesellschaft und Lebenswelt anzuknüpfen. Christentum, so Eder-Cakl, ist kein statischer Begriff, sondern muss immer in die jeweils „heutige“ Sprache übersetzt werden und mit jeweils neuen Formen ausgedrückt werden.
Hubert Nitsch zitiert in diesem Zusammenhang den Jesuitenpater und Kunstexperten Friedhelm Mennekes, der Kunst und Religion als zwei soziologische Systeme bezeichnet, die beide das Leben thematisieren.
Religion ist eine Unterbrechung des Alltags - diesen Dienst leistet ebenso zeitgenössische Kunst für die Gesellschaft. Zur Sprache kam auch die große Bedeutung von Kirche als „kultureller Nahversorgerin“. Dies gilt nicht nur für die bildende Kunst, sondern wird auch insbesondere in der Kirchenmusik, beispielhaft an den Kirchenchören, sicht- und hörbar. Dass die zeitgenössische Musik – trotz einzelner Initiativen - noch ausbaufähig ist, war allgemeiner Konsens.  

Norbert Trawöger stellte dabei auch die Frage nach der Rolle von Kunst in unserer Gesellschaft und jener von Kirche in der Gesellschaft. Eder-Cakl führte dabei einige in Umfragen angeführten Aspekte an, die Menschen von Kirche erwarten. Dazu zählen „Trost in der Not“ zu spenden, „das Licht im Pfarrhof“ - die Pfarre als Ort der Gemeinschaft-, Bildungshäuser und Bildungsangebote und Kirche als eine Stimme die Orientierung gibt. Kirche thematisiert Lebensthemen, die an Sakramente anknüpfen.

Kunst und Kultur nehmen laut Umfragen bei den für die Gesellschaft relevanten Aspekten von Kirche einen sehr hohen Stellenwert ein.

Aus dem Auditorium kamen Wortmeldungen zu Erfahrungen mit Kunstprojekten in Pfarren, die als Bereicherung erlebt wurden und neu Identität stiften, Ärger über den sorglosen Umgang mit Kunstwerken und zur Bedeutung von temporären Kunstprojekten in Kirchen.

 

 

Beitrag in der KirchenZeitung Diözese Linz - 8. Feber 2018

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