In der Ursulinenkirche an der Linzer Landstraße verbindet sich ab Allerheiligen und Allerseelen das Thema der Reliquienverehrung mit der Installation „ENDLICH“ des zeitgenössischen Künstlers Martin Dickinger. Die Gebeine des Hl. Clemens, dessen Sarkophag seit 1985 in der Krypta der Ursulinenkirche stand, wurden ebenso wie der barocke Sarkophag aufwendig saniert. Das Gesamtkunstwerk wird am 1. und 2. November 2012 erstmals am neuen Aufstellungsort im Kirchenraum präsentiert. Ein interessanter Gegenpol ist die Kunstinstallation von Martin Dickinger aus handgeformten Knochen und Hirschgeweihen aus Papiermaché, die bis 30. November 2012 am Ursula-Altar in der Kirche zu sehen ist.
Viel gereistes Gesamtkunstwerk
Der Sarkophag mit den Gebeinen des Hl. Clemens – der irrtümlich lange für die Hl. Clementia gehalten wurde – befanden sich ursprünglich im Klausurbereich des Klosters, danach bis zum Jahr 1985 beim südlichen Seitenaltar der Kirche und wurden im Zuge der Kirchenrestaurierung in die Krypta transferiert. Der Rektor der Ursulinenkirche, Prof. Peter Paul Kaspar, entschied in Absprache mit Kunsthistorikerin Mag.a Eva Voglhuber vom Kunstreferat der Diözese Linz, das Gesamtkunstwerk zu restaurieren und an einem neuen Ort im Kirchenraum wieder aufzustellen. „Es ist gut und wichtig, dass man Kunstschätze wie diese erhält“, so Prof. Kaspar. Das Skelett stammt vermutlich aus dem 2. oder 3. Jahrhundert und kommt ursprünglich aus Rom. „Nach einem bewegten Dasein haben die sterblichen Überreste des Heiligen Clemens nun ihre Würde wiedergefunden“, freut sich Mag.a Eva Voglhuber.
Der Holzsarkophag wurde von der ARGE Restauratoren Reiter-Seyr in mühevoller Kleinarbeit restauriert. „Wir standen vor einer großen technischen Herausforderung, weil der Schrein eigentlich am Zerbröseln war“, so Johann Reiter. Teile der goldenen Verzierung fehlten und mussten nachgeschnitzt und vervollständigt werden. Nach ca. 400 Arbeitsstunden erstrahlt der barocke Sarkophag nun in neuem Glanz.
Die Knochen und Klosterarbeiten wurden von der Textilrestauratorin Mag.a Elisabeth Macho-Biegler aus Hinterbrühl über mehrere Tage vom Schimmel befreit und restauriert. „Der Reliquienkult ist vielen Menschen heute eher fremd. Wenn man jedoch bedenkt, dass die Ausstellung ’Körperwelten’ von Millionen Menschen gesehen wurde, zeigt sich, dass immer noch Interesse vorhanden ist“, betont HRin Dr.in Ulrike Knall-Brskovsky vom Landeskonservatorat für Oberösterreich. Bei der Reliquienkunst würden die Toten in ehrfurchtsvoller Weise dargestellt, so die Landeskonservatorin.
Installation „ENDLICH“ als zeitgenössische Intervention
Dem Kunstreferat der Diözese Linz ist es ein Anliegen, Kunst- und Kulturpflege in der Ursulinenkirche zu betreiben und Arbeiten zeitgenössischer KünstlerInnen zu präsentieren. Seit 2010 werden rund um Allerheiligen/Allerseelen KünstlerInnen eingeladen, die auf den spezifischen Ort und das Thema Vergänglichkeit Bezug nehmen. Die Installation „ENDLICH“ des Künstlers Martin Dickinger aus Vorchdorf ist eine „Knochenhalde“, deren Bestandteile – Knochen und Hirschgeweihe, die als Stütze fungieren – aus handgeformtem grauem Papiermaché bestehen. „Die Installation ist ein interessanter Gegenpol zu dem einzelnen Skelett eines Katakombenheiligen. Auch die Materialästhetik der grauen Knochen in der Barockkirche ist äußerst spannend“, unterstreicht Dr.in Martina Gelsinger, Kuratorin für bildende Kunst des Forum St. Severin, die die Kunstprojekte in der Ursulinenkirche seit 2005 kuratiert. Für den Künstler selbst war es interessant, mit sparsamer Ästhetik zu arbeiten. „Alles an der Installation ist Handarbeit – jeder Knochen ist ein Einzelstück“, so Martin Dickinger. Für den Künstler ist sein Werk eine „Skulptur auf Zeit“ – was wieder den Bogen zur Vergänglichkeit des menschlichen Lebens spannt.
Veranstaltungsankündigung
Heiliges Gebein
Translation der Gebeine des Hl. Clemens
„ENDLICH“ – Installation von Martin Dickinger am Ursula-Altar der Ursulinenkirche
Allerheiligen, 1. November 2012
20.00 Uhr
Gottesdienst zum Allerheiligenfest
Orgelmusik von Théodore Dubois (1837-1924)
Predigt: Peter Paul Kaspar
Allerseelen, 2. November 2012
20.00 Uhr
Ein Abend für Sankt Clemens
Programm:
Der Heilige Clemens in der Linzer Ursulinenkirche: Über Kult und Restaurierung eines Katakombenheiligen: Mag.a Eva Voglhuber, Kunstreferat der Diözese Linz
Thomas Bernhard: „In hora mortis"
Sprecherin: Bettina Buchholz
Musik von Baldassare Galuppi
Cembalo: Peter Paul Kaspar
Zur Kunstinstallation von Martin Dickinger:
MMag.a Genoveva Rückert, Kuratorin, OÖ Kulturquartier
Der Kirchenraum und die Krypta sind am 1. und 2. November ab 16.00 Uhr zugänglich.
Nach der Veranstaltung am 2.11. stehen der Künstler und die RestauratorInnen für Fragen zur Verfügung.
Die Installation „ENDLICH“ ist bis 30.11.2012 von 8.00 bis 18.00 Uhr in der Ursulinenkirche zu sehen.
Die Restaurierung - Präsentation (Download)
Unterlage Heiliges Gebein Linzer Ursulinenkirche (Download)
Details Restaurierung Reliquiar Hl. Clemens (Download)