Freitag 19. April 2024

Hallstätter Altarbilder wieder "daheim" in der Pfarrkirche

 

Hallstätter Altarbilder wieder „daheim“ in der Pfarrkirche

Jene vier Tafelbilder aus dem gotischen Altar der Pfarrkirche Hallstatt, die 1987 bei einem nächtlichen Einbruch gestohlen wurden und im Oktober 2017 nach Oberösterreich zurückkehrten, sind nun wieder am „Originalort“ zu sehen.

 

Die Freude bei der Gemeinde und in der Pfarre Hallstatt sowie in der Diözese Linz ist groß: Jene historischen Altarbilder, die vor 30 Jahren gestohlen worden waren, 2016 in Italien sichergestellt werden konnten und 2017 nach Österreich zurückkehrten, können nun wieder in der Pfarrkirche Hallstatt bewundert werden. Bei einer Pressekonferenz in der Pfarrkirche am 20. September 2018 wurden die restaurierten Kunstwerke der Öffentlichkeit präsentiert.

Heimkehr nach 30 Jahren

Eine kurze Chronologie der Ereignisse: Im März 1987 wurden bei einem nächtlichen Einbruch aus der Pfarrkirche in Hallstatt von einem italienischen Diebespaar vier Tafelbilder aus dem gotischen Altar gestohlen. Die Gemälde, die aus dem 15. Jahrhundert stammen, sind auf beiden Seiten gestaltet. Auf der einen Seite, die an Feiertagen bei geöffneten Altarflügeln zu sehen ist, sind der hl. Ruprecht (Schutzpatron des Salzbergbaus und der Salzarbeiter und damit untrennbar mit Hallstatt verbunden), der hl. Wolfgang, der hl. Christophorus mit dem Jesuskind auf der Schulter und Anna mit Jesus und Maria auf dem Schoß zu sehen. Die Rückseite, die bei geschlossenen Altarflügeln während des Kirchenjahres zu sehen ist, zeigt die Eltern Marias, Joachim und Anna, in zwei Gemälden, Anna im Gebet und Joachim als Schafhirte.

Nach dem Diebstahl wurden gemeinsam mit dem Bundesdenkmalamt und dem Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz die gestohlenen Bilder mit Repliken nach den vorhandenen Fotos ersetzt, um das gesamte Erscheinungsbild des Altars zu wahren. Im Jahr 2016 wurden die Bilder von der italienischen Kriminalpolizei bei einer Razzia sichergestellt. Von Seiten der Diözese Linz wurden die Bilder im November 2016 von Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch in Rom begutachtet und identifiziert. Seit 5. Oktober 2017 befinden sich die Bilder wieder in Oberösterreich, am 10. Oktober 2017 wurden sie im Rahmen einer Pressekonferenz live präsentiert

In den letzten Monaten wurden die Bilder, die zwischenzeitlich in der Studiensammlung der Diözese in Linz lagerten, in Zusammenarbeit von Kunstreferat/Diözesankonservatorat und den Restaurierungswerkstätten des Bundesdenkmalamtes in liebevoller Kleinarbeit restauriert. Die letzten Restaurierungsarbeiten erfolgten unmittelbar in der Pfarrkirche Hallstatt.

 

Große Freude bei allen Beteiligten

Die Rückführung der Tafeln nach Hallstatt freut die Pfarrgemeinde, die den Raum liturgisch nutzt und mit diesen original gotischen Tafeln wieder ein vollständiges Altarensemble hat. Die Freude liegt aber auch bei den BewohnerInnen und BesucherInnen der touristischen Gemeinde Hallstatt sowie bei allen beteiligten Fachstellen und Partnern wie Kriminalpolizei und Bundesdenkmalamt.

Am 20. September 2018 wurden die Tafelbilder, die inzwischen wieder den Altar der Pfarrkirche Hallstatt zieren, den Medien und der Öffentlichkeit präsentiert. GesprächspartnerInnen bei der Pressekonferenz in der Pfarrkirche waren Reinhard Kerschbaumer, Obmann des Pfarrgemeinderates der Pfarre Hallstatt, der Hallstätter Bürgermeister Alexander Scheutz, Mag.a Julia Amann von der Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bundesdenkmalamtes sowie Kunstreferent und Diözesankonservator MMMag. Hubert Nitsch.

Pfarrgemeinderats-Obmann Reinhard Kerschbaumer: „Pfarre ist froh und glücklich über die Rückführung der Tafeln“

Reinhard Keschbaumer, Obmann des Pfarrgemeinderates der Pfarre Hallstatt, brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass die Bildtafeln nun wieder in der Pfarrkirche Hallstatt zu sehen sind. „Die Pfarre ist froh und glücklich, dass sie wieder da sind.“ Kerschbaumer dankte allen an der Rückführung Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und besonders dem Bundesdenkmalamt für die Übernahme der Kosten der Restaurierung. In einem kleinen Abriss erzählte er die Geschichte des Altares, der ja ursprünglich für die Salinenarbeiter in Hallstatt gefertigt wurde. Als der Altar damals entsorgt werden sollte, weigerten sich die Bergarbeiter und versteckten diesen. Um 1600 wurde der Altar in die Pfarrkirche gebracht und erst im Zuge der Renovierungsarbeiten 1963 bis 1965 in der Taufkapelle aufgestellt, wo er auch heute zu sehen ist.

Kerschbaumer betonte auch die Rolle des Heiligen Christophorus, der auf einer der Altartafeln, aber auch außen auf der Kirche auf einem Fresko zu sehen ist und der in Hallstatt eine wichtige Rolle spielt. Die Legende sagt, dass, wer den Heiligen Christophorus sieht, von jeder Gefahr bewahrt wird. Damit war dieser Heilige so etwas wie eine „Rückversicherung“ für die Menschen im Mittelalter, die das Salz über den See transportierten.

Mit sichtlicher Freude lud der Pfarrgemeinderats-Obmann zur liturgischen Wiedereinführung des Altares ein. Diese wird am ersten Adventsonntag, dem 2. Dezember 2018 um 10.00 Uhr in der Pfarrkirche gefeiert. An diesem Tag wird auch das Fest der hl. Barbara, Schutzpatronin der Bergleute, begangen.

Kunstreferent Hubert Nitsch: „Kunst braucht Bezug zur Lebensgeschichte der Menschen vor Ort“

MMMag. Hubert Nitsch, Leiter des Kunstreferats der Diözese Linz und Diözesankonservator, unterstrich die Bedeutung des Ehrenamts in der Diözese Linz: „Wir leben von Menschen wie Herrn Kerschbaumer, die sich vor Ort um das Kunstgut kümmern. Als Fachstelle sind wir zur Stelle, wenn wir beratend gebraucht werden. Wichtig ist aber, dass die Kunst vor Ort in der Funktion bleibt. Dass der Altar nun wieder liturgisch verwendet werde, ist wichtiger, als dass er in einem Depot bleibt.“ Nitsch zeigte sich dankbar für das „hervorragende Netzwerk hin zur staatlichen Denkmalpflege“, mit der die Zusammenarbeit im Sinne des Erhalts der Kulturgüter so gut funktioniere. Nitsch stellte einen Bezug zwischen der Kunst und dem Salzabbau in Hallstatt her: „Ein Kunstwerk braucht viele Beiträge, um leben und wirken zu können. Die Geschichte und die Kunstgeschichte, die dahintersteckt, ist eine Sache – aber wenn sie nicht zur Lebensgeschichte der Leute vor Ort würde, hätten wir verspielt. Der Altar wurde nicht aus kunsthistorischen Gründen gemacht, sondern um eine Lebensbewältigung für die Menschen damals zu bieten, für die Salinen- und Salzarbeiter, die ein sehr karges und ausgesetztes Leben geführt haben. Dass sich diese einen derartigen Gegenpol geschaffen haben, ein solches Kunstwerk, ist, als hätten sie sich damit eine Tür ins Paradies, in den Himmel aufgemacht.“

Der Altar verkörpere das Leben des Menschen von der Geburt bis hin zum Tod (Anna mit Jesus und Maria auf dem Schoß, der hl. Christophorus mit dem Jesuskind sowie das Kreuzigungsbild in der Mitte des Altares). Hier konnten sich die Salzarbeiter damals wiederfinden und auch die Menschen von heute können im Betrachten dieser Bilder ihr Leben bedenken. In diesem Spannungsbogen von Geburt bis zum Tod werde das Leben der Menschen gefeiert, so Nitsch: „Es geht auch heute noch um das Leben und das Sterben und um das Leben dazwischen. Der Altar hat somit einen spirituellen UND einen kunsthistorischen Wert.“

Zur nun geschehenen Sicherung des Altares meinte der Leiter des Kunstreferats: „Wir wissen als Kirche um unsere Schätze. Gott sei Dank habe ich sehr selten mit Diebstählen zu tun. Für Diebe ist es nicht sehr leicht, Kunstwerke zu stehlen bzw. diese zu veräußern.“ Die Diözese verfügt über ein vollständiges Kunstgutinventar, in dem über 130.000 Kunstobjekte mit Foto und Datenblatt erfasst sind. Im Falle von Hallstatt haben diese Angaben nach 30 Jahren bei dem Versuch, die Bilder zu veräußern, zum Fahndungserfolg geführt. Nitsch freut sich mit der Pfarrgemeinde, die den Raum liturgisch nutzt, dass diese nun mit den originalen gotischen Tafeln wieder ein vollständiges Altarensemble hat.

 

Restauratorin Julia Amann: „Kein vergleichbarer gotischer Altar in Oberösterreich“

Mag.a Julia Amann von der Abteilung für Konservierung und Restaurierung des Bundesdenkmalamtes hat bei der Restauration der Altarbilder in der Pfarrkirche selbst Hand angelegt. Amann bedankte sich bei allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit und unterstrich, dass die Tafeln nach den 30 Jahren, in denen sie in „Privatbesitz“ waren, in erstaunlich gutem Zustand vorgefunden worden seien. Zwei der Bilder waren in diesen Jahrzehnten gerahmt, zwei nicht. Die nichtgerahmten Bilder hatten mehr Beschädigungen, waren aber auch nicht arg verzogen oder gekrümmt, sodass sie relativ leicht wieder in die beim Diebstahl zerstörten Originalrahmen eingefügt werden konnten.

Amann wies auf die Einzigartigkeit dieses Altares hin: „In dieser Kategorie der gotischen Altäre gibt es keinen vergleichbaren in Oberösterreich. Die künstlerische Qualität dieses Kunstschatzes ist wirklich hochrangig.“ Restauratorisch seien einige Maßnahmen notwendig gewesen. Sie sei dennoch freudig überrascht gewesen, dass nicht mehr Schäden vorhanden waren, so die Expertin vom Bundesdenkmalamt. Die Restaurierung wurde zurückhaltend durchgeführt: Was nötig war, wurde gemacht. Auch die Verankerungen der Bilder wurden optimiert, sodass diese mit gutem Gewissen und in gutem Zustand wieder der Pfarre übergeben werden konnten. Heute sei der Altar wieder ganz nahe am Originalzustand, so Amann.

 

Bürgermeister Alexander Scheutz: „Ohne Ehrenamt könnte Hallstatt nicht leben“

Alexander Scheutz, Bürgermeister der Gemeinde Hallstatt, dankte dem langjährigen Pfarrgemeinderats-Obmann Kerschbaumer für dessen Sorge um die Kirche und deren Kunstschätze und für alles, was er damit auch für den Ort Hallstatt bisher geleistet hat. Ohne Leute wie Kerschbaumer, ohne Ehrenamt könnte ein Ort wie Hallstatt, mit 780 Einwohnern, nicht leben, so das Gemeindeoberhaupt.

Hallstatt kämpfe mit überbordendem Tourismus, und der Altar sei hier auch ein Mosaikstein, der Menschen in den Ort ziehe. Aber auch die Medien würden das Ihre dazu beitragen, dass viele Menschen kommen. Die Gemeinde stehe dadurch wirtschaftlich und finanziell gut da. Deshalb werde sich diese auch beim geplanten Fest der liturgischen Einführung im Dezember beteiligen, versprach Bürgermeister Scheutz.

 

Fotos: © Diözese Linz / Appenzeller (honorarfrei)

Fotos 1 und 2 (v. l.): Reinhard Kerschbaumer (Pfarrgemeinderats-Obmann Pfarre Hallstatt), Julia Amann (Abteilung für Konservierung und Restaurierung, Bundesdenkmalamt), Hubert Nitsch (Leiter Kunstreferat und Diözesankonservatorat der Diözese Linz) und Alexander Scheutz (Bürgermeister Hallstatt).

Fotos 3, 4 und 5: Der gotische Hallstätter Altar ist wieder vervollständigt, die Altarbilder können in der Pfarrkirche bewundert werden.

Foto 6: Restauratorin Julia Amann und Pfarrgemeinderats-Obmann Reinhard Kerschbaumer freuen sich über die Rückkehr der Altarbilder an ihren Bestimmungsort.

Foto 7: Der Leiter des Kunstreferats der Diözese Linz Hubert Nitsch vor dem restaurierten und vervollständigten Altar.

 

Kontakt für Rückfragen:

MMMag. Hubert Nitsch

Leiter Kunstreferat/Diözesankonservatorat der Diözese Linz

0676 87 76 45 21

 

 

 

Links zum Thema:

Artikel zu den Restaurationsarbeiten an den Hallstatt-Bildern (Linzer KirchenZeitung online):

https://www.kirchenzeitung.at/site/themen/kunstkultur/das-kleine-wunder-von-hallstatt

 

Unterlagen zur Pressekonferenz „Freude über Heimkehr der vor 30 Jahren gestohlenen Hallstätter Altarbilder“ (10. 10. 2017, Petrinum, Linz):

https://www.dioezese-linz.at/portal/servicehilfe/service/pressemedien/article/83029.html

 

 

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