Mitte März 2020. Die Bundesregierung hat die Ausnahmebestimmungen angesichts der Coronakrise erlassen. Jetzt ist Mitte Mai. Viele der Bestimmungen sind schon aufgehoben oder gemildert. Probleme sind geblieben, manche kommen erst. Die Quarantäne für alle ist jedoch Geschichte. Aufgehoben. Bei uns, in Österreich.
Für „Grundbedürfnisse“ war gesorgt. Ab dem ersten Tag schon. Zu essen würde es immer geben, und was man täglich braucht, würde man auch bekommen. So wurde es versichert. Es hat auch funktioniert. Gott sei Dank – und auch: Vielen Menschen sei Dank, die wegen dieser Grundversorgung ein Risiko eingehen mussten - und auch eingegangen sind.
Für Essen war gesorgt. Jeden Tag. Die in Österreich lebenden Menschen haben, glaubt man Berichten, sogar mehr gegessen als sie es vor Corona-Zeiten getan haben. Hungern wegen Corona – in Österreich mussten das wohl nur sehr wenige Menschen. Die Quarantäne war befristet, ihr Ende also absehbar. Wie gesagt: In Österreich und in vielen anderen Regionen der Welt.
Es gibt die anderen Regionen auf der Erde. Da sind die Einschränkungen weder verordnet und auch nicht zeitlich befristet. Sie sind einfach gegeben. Dort bedeutet Corona die Verstärkung dessen, was Menschen täglich erleben. Mangel – und zwar an Lebensnotwendigstem.
Die Zahl der an Hunger Leidenden auf der Welt ist – nach dem Welthungerindex 2019 –in den letzten beiden Jahrzehnten prozentuell gesunken – um ein Drittel sogar. Eine erfreuliche Tatsache ist das. Aber es gilt nicht für alle und nicht für überall.
Die Zentralafrikanische Republik ist am gravierendsten vom Hunger betroffen. Auch Tschad, Madagaskar, Jemen und Sambia weisen demnach eine sehr ernste Hungersituation auf. Venezuela und Jemen sind in diesen Jahren Hungerländer geworden.
Dort leben Menschen, für die die „Quarantäne“ nicht einfach aufgehoben wird. Sie werden von den Maßnahmen nicht erreicht. Sie sind isoliert. Nicht erst Corona, die Politik hat sie in die Isolation gestürzt.
„Fair Trade“ hat bei uns inzwischen einen ankerkannten Namen. Ein Gütezeichen! Es braucht nicht nur „Fair Trade“. Es braucht insgesamt „Fair Politics“. Man soll darauf drängen. Europa muss sich politisch fair verhalten – den Ländern gegenüber, in denen die Menschen schlechte Zukunftsaussichten haben – und hungern. „Fair Politics – Politik, die das Wohl der ganzen Menschheit im Auge hat – das kann zum Gütezeichen werden, mit dem man Wahlen gewinnt.
Dass man bekommt, was man zum Leben braucht – die Grundversorgung - ist keineswegs selbstverständlich. Diese Erfahrung haben wir in den letzten Wochen in Österreich ein wenig gespürt. Eher mehr geahnt als gespürt. Auch diese Erfahrung gilt es zu teilen: mit jenen, die in lebenslanger Quarantäne stehen. Den Hungernden der Welt.
(für das Welthaus: Matthäus Fellinger)
Weitere Gedanken aus der Quarantäne: