Wir erleben eine wirklich außergewöhnliche Fastenzeit, in der wir viele Entbehrungen erleben. Wir müssen unfreiwillig auf Vieles verzichten, was uns lieb ist – soziale Kontakte, Unternehmungen, gemeinsames Feiern.
Aber die Fastenzeit soll jedes Jahr, nicht nur in Zeiten von Corona, auch eine heilende Zeit sein. Eine Zeit, sich darauf zu besinnen, was in unserem Leben und auf der Welt wirklich wichtig ist, was wir fördern und was wir lassen sollen. Auch eine Zeit der Vorbereitung auf die Zeit der Freude, auf Ostern.
Die Zeit der Einkehr, der eingeschränkten Kontakte können wir auch nutzen, um über eine Welt NACH Corona nachzudenken. Nicht nur darüber, wie viel die Wirtschaft einbrechen wird und wie lange es Reisebeschränkungen geben wird, sondern auch, um Visionen für eine Welt zu spinnen, in der wir leben möchten.
Der Zukunftsforscher Matthias Horx spricht in seinem aktuellen Blogbeitrag darüber, dass die Welt „as we know it“ verschwinden wird, aber sich genau dadurch eine neue Welt zusammenfügen wird. Er lädt zu einer Übung ein: RE-Gnose. Blicken wir von der Zukunft ZURÜCK ins Heute: Welche Coping-Strategien finden die Menschen in dieser Krise? Worauf legen sie ihre Prioritäten? Wie kann durch Solidarität diese Krise gemeistert werden?
Auch der Rektor der Katholischen Universität Franz Gruber, schreibt in einem Beitrag in den Oberösterreichischen Nachrichten, dass wir diese Krise auch als Lebensschule verstehen können, in der wir uns selbst und die Welt verändern können.
Viele Menschen sind in der Bewältigung der Krise ganz und gar eingebunden oder mit privaten Herausforderungen konfrontiert. Aber viele haben auch Zeit. Zeit, sich Gedanken zu machen über eine Welt nach Corona: Was lernen wir aus dieser Krise? In welcher Welt wollen wir leben? Wohin sollen unsere Gemeinschaften gehen? Wie können wir daran mitarbeiten?
Pfarren als lokale Sozialräume gestalten das Zusammenleben maßgeblich mit und sind Erprobungsorte für ein gutes Leben für alle Menschen. Vorschläge für so ein gutes Leben für alle in den Pfarren gibt es auf der Serviceplattform von Welthaus www.wirfairwandeln.at. Dort finden sich viele Angebote, die Schritte für ein ökologisches, solidarisches und gerechtes Leben ermöglichen sollen. Außerdem haben schon viele Pfarren ihre Ideen geteilt, wie sie Schöpfungsverantwortung und (weltweite) Solidarität umsetzen.
Vielleicht ist gerade jetzt die Zeit, Visionen für das Leben danach zu spinnen und die Krise als Lebensschule zu begreifen. Sich Gedanken über die Monate nach der Quarantäne zu machen, kann auch kraftgebend sein und Lebensgeister wecken – Vorfreude ist bekanntlich die größte Freude.
Auch nach dieser Fastenzeit wird es ein Osterfest geben – auch wenn die terminliche Festlegung heuer nicht stimmen wird. Und darauf folgt der Auftrag an alle Menschen, sich im Sinne Jesu für unsere Gemeinschaften, für alle Menschen und die Schöpfung einzusetzen. JETZT können wir in uns gehen und dafür Ideen und Energie sammeln.
(für das Welthaus: Sophie Winklberger)