Heute ist Sonntag, der 4 August.
Heri und ich kleiden uns für den Sonntagsgottesdienst. Melanie ist auch da.
Florence kommt etwas spät uns abzuholen und ich habe schon die Vorahnung, dass wir zu spät kommen.
Unterwegs treffen wir auf viele Leute, die zur Kirche unterwegs sind.
Und wir lesen noch einige Frauen auf, die alle hinten auf der Ladefläche Platz nehmen.
Tatsächlich kommen wir etwas zu spät, all die Leute erwarten uns – es ist ein wenig peinlich, weil wir von Florence in die erste Reihe geführt werden. Ein Katechist leitet die Feier, die Leute sagen Pastor zu ihm, und ich glaube, dass er es nicht ganz schlecht macht, obwohl nur die lange Predigt ins Englische übersetzt wird. Der Gesang klingt für einen musikalischen Laien ähnlich wie der in der zentralafrikanischen Republik oder in Tansania. Eigentlich will der Pastor, dass ich die Predigt halte, aber nachdem das Evangelium in der Stammessprache vorgelesen wird, erkläre ich mich bereit, im Anschluss an seine Predigt einige Worte zu den vielen Menschen zu sagen. Als Abschluss meiner Worte sage ich für die Einladung in der Stammessprache „Danke – Naatoma pam“. Da bricht das Eis und die Menschen applaudieren fröhlich.
Am Schluss des Gottesdienstes präsentieren junge Eltern ihr Neugeborenes und bekommen vom Pastor und allen Gläubigen einen Segen für ihr Kind.
Nach dem Gottesdienst findet eine Versammlung mit den Frauen, die aus verschiedenen Dörfern mit ihren verschiedenen Projekten kommen, statt, und sie kommen mit uns über ihre Arbeit ins Gespräch. Als Gastgeschenk gibt es noch zwei lebende Perlenhühner und einen jungen Truthahn, Erdnüsse und von den Frauen selbstgebrautes Bier. Heri und ich bekommen je einen halben Liter in einer Kalebasse, den wir vor ihren Augen unter großem Hallo austrinken. Hoffentlich bereuen wir das nicht! Da so viele Kinder da sind, teilen Florence und ich an die heranstürmenden Kinder Luftballons aus. Das ist der Hit des Tages für die Kinder.
Weil ein Gewitter aufzieht, beenden wir unsere Versammlung, damit wenigstens ein Teil der Frauen trockenen Fußes das Zuhause erreichen kann.
Den Abschluss bildet eine Nachbesprechung mit Florence – ein wunderbarer und interessanter Sonntag!
Samy Schrittwieser
Montag, 5.August 2019
Für Montag waren zwei Besuche mit Frauengruppen in Nadundo und Lijoblibu geplant. Über eine unbefestigte Straße ging es nur wenige Kilometer außerhalb von Yendi.
Die Frauen erwarteten uns bereits in der Kapelle. Beim Parken des Wagens war offensichtlich, dass der linke Vorderreifen an Luft verloren hatte.
Florence´s Assistent Daniel würde sich darum kümmern, während wir uns mit den Frauen unterhielten. Beim Treffen äußerten sich die Frauen zur Zusammenarbeit mit Florence. Wie war das Leben vor acht Jahren in dieser Gemeinschaft, bevor sie sich auf diese Weise organisierten und an den Trainings teilnahmen? Einige erzählten von Schwierigkeiten, für landwirtschaftliche Arbeit und Kinderbetreuung verantwortlich zu sein. Von Florence lernten sie, die Kinder an die erste Stelle zu bringen. Zuerst waschen, frühstücken, ankleiden, dann erst raus aufs Feld. Die Mangelernährung und der schlechte gesundheitliche Zustand der Kinder sollten ein Ende haben. Über die Jahre gingen die Trainings weit über Haushaltsführung und Kinderernährung hinaus. Wenn die landwirtschaftliche Arbeit gegen Jahreswechsel zu Ende ist, dann beginnt die Produktion von Seife. Aus Sheanut-Butter. Sie stellen dann Seife zur Körperpflege und für die Kleiderwäsche her. Die Frauen sprachen auch vom Wunsch weiterhin mit Florence Trainings zu absolvieren. Was sie sich für die Zukunft wünschen gaben sie auch Preis.
Die Dolmetscherin übersetzte für uns:
Erleichterung bei der schweren Feldarbeit. Einen Traktor, den sie gemeinschaftlich nutzen können, damit sie sich die Feldarbeit erleichtern. Während unseres Gesprächs füllt sich die Kapelle mit Kindern, es hat sich herum gesprochen dass Florence Bonbons und Luftballons mitgenommen hat. Zuletzt wird noch der Fußball in Empfang genommen, der wahre Begeisterung auslöst.
Wir haben indessen gehofft, dass es eine Reparatur des Autos gab. Beim Verlassen der Kapelle beobachten wir, wie mit einer Art Fahrradpumpe versucht wird, den Reifen fahrtauglich zu machen. Wir müssen zurück nach Yendi, eine Weiterfahrt in die entlegenere Gemeinde mit dem beschädigten Vorderrad ist zu riskant.
Von dem Treffen nehmen wir mit: viele Frauen haben sich selbstbewusst und offen zu ihrem Leben geäußert. In acht Jahren sind sie eine solidarische Gemeinschaft sorgsamer Mütter geworden, die gemeinsame Ziele hat. Die Kinder sahen gut versorgt und zumindest für den heutigen Tag hübsch gekleidet aus.
Julia Pichler
Dienstag, 6. August 2019
Gleich nach dem Frühstück starten wir mit der Besichtigung der Kathedrale und besuchen die Frauen, die sich zweimal in der Woche mit der Erzeugung der Seifen beschäftigen. Florence hat ihnen zwei ca. 30 cm Durchmesser umfassende Kugeln Sheabutter gebracht, die sie im Anschluss durch starkes Erhitzen verflüssigen.
Ein junger Priester zeigt uns die 1962 erbaute Kathedrale, in der gerade die Kirchenfenster renoviert werden.
Nach dieser kurzen Besichtigung fahren wir in ein Dorf, das nicht allzu weit entfernt ist. Dort treffen wir auf eine Gruppe von 12 Frauen, die von Florence mittels Mikrokrediten und verschiedenen Trainings versorgt werden. Sie erzählen uns über ihre Erfahrungen und berichten von ihren Fortschritten.
Alle aktiven Mitglieder zahlen einen Cedi (=0,18 €) pro Woche in die Gemeinschaftskassa, die für Mitglieder der Gemeinde, die dringend Kredite brauchen, vorgesehen sind.
Als Florence an die anwesenden drei Kinder beginnt, die Luftballons zu verteilen, sind binnen weniger Minuten an die 50 Kinder da! Wir sind erstaunt, wie schnell sich das herumspricht.
Hierauf fahren wir wieder zur Seifenerzeugung zurück und sind gespannt, wie weit sie schon gekommen sind. In der Zwischenzeit ist die Sheabutter so weit abgekühlt, dass die Ingredienzien (Duftstoffe, Farben, Soda, …) dazu gemischt werden können. Die fertige Masse wird in viereckige Formen gegossen, kühlt ab und wird dann in Stücke geschnitten, die die Frauen anschließend am Markt verkaufen.
Frauen beim sorgfältigen Gießen der Seifenlauge in Formen
Die Seife in unterschiedlichen Härtezuständen
Die Gruppe der Auszubildenden: 9 muslimische und 3 katholische Frauen
Am späteren Nachmittag fährt noch Julia mit Florence in den in letzter Zeit so modern gewordenen Kleintaxis einkaufen.
Im Anschluss führen wir noch das abschließende Evaluierungsgespräch mit Florence und beglückwünschen sie zu ihrer erfolgreichen und für die Frauen so notwendigen Arbeit!
Heribert Ableidinger
Mittwoch, 7. August 2019
Am Mittwoch reisen wir mit Florence und Daniel nach Tamale zu unserem Rückflug nach Accra. Schwer bepackt machen wir uns auf den Weg, vorbei an einem riesigen Termitenhügel, die wir immer wieder auf unseren Reisen sahen.
Wieder in Accra angekommen, verbrachten wir den Abend im Hotel mit eifrigem Weiterschreiben an unserem Blog!
Heribert Ableidinger
Donnerstag und Freitag, 8. und 9. August 2019
Wir nutzen den Tag, um noch ein paar Sehenswürdigkeiten in Accra zu besichtigen. Als erstes besuchen wir die Kathedrale.
Wie in den anderen Kathedralen in Ghana, die wir bisher besichtigt haben, ist auch hier das Grab der verstorbenen Bischöfe zu sehen.
Danach wollen wir das Nationalmuseum besichtigen - jedoch ist es wegen Renovierung geschlossen. So überlegen wir noch die Burg Christophenbourg zu besichtigen, die traurige Berühmtheit wegen der tragischen Schicksale der Sklavendeportationen erreicht hat.
Der Präsident von Welthaus in dem Zimmer, in dem der vorletzte Präsident von Ghana noch residiert hat
Nach der Besichtigung - auch tief betroffen aufgrund der zahllosen Schicksale - sind wir dann wieder spätabends froh, im Flieger nach Hause zu sitzen und erreichen am Freitag Nachmittag dann wieder Oberösterreich.
Eine sehr aufschlussreiche und interessante Reise hat ihr Ende gefunden!
Heribert Ableidinger