Jahrestagung für Wort-Gottes-Feier-Leitende - Samstag, 3. Juni 2023
In den Psalmen begegnen einem viele verschiedene Bilder. Bilder der eigenen Bedrängnis, der Feinde, Bilder der Freude, Bilder von Gott.
In der Jahrestagung der Wort-Gottes-Feier-Leitenden zum Thema „Singen will ich der Ewigen mein Leben lang…“ betrachteten die Teilnehmer:innen mit der Referentin, Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Gillmayr-Bucher (KU Linz) genau die Sprachbilder, die verwendet werden. Welche Tiere werden genannt? Welche Eigenschaften werden diesen zugesprochen? Welche Erfahrung mag das beschreiben?
Zur Beschreibung Gottes lud uns die Referentin ein, viele verschiedene Bilder zuzulassen, auch selbst kreativ mit unseren Gottesbildern umzugehen. Für sie ist oft – im Verständnis der Psalmen - das Bild „Gott als Eltern“ sehr hilfreich, dies zum Beispiel, wenn gesagt wird: Gottes Güte, Gottes Huld dauert ewig. Gottes Zorn nur einen Augenblick. So geht es doch auch (uns) Eltern! Eltern lieben ihre Kinder, doch manchmal muss man Grenzen ziehen. Man will die Kinder vor möglichst allen Gefahren bewahren, trotzdem werden sie hinfallen. Und: Kinder sind jene, die die eigenen Eltern am schnellsten „an die Decke/auf die Palme bringen“. Da sind viele Gefühle im Spiel in dieser Eltern-Kind-Beziehung und so auch in der Beziehung zwischen Gott und den Menschen.
Passend zu jedem genau analysierten Psalm, zu jeder Psalm-Gruppe (Klagepsalmen, Dankpsalmen, Lobpsalmen) sangen wir gemeinsam Gemeindepsalmen oder Psalmlieder mit Domkapellmeister MMag. Andreas Peterl. Und viele Teilnehmer:innen machten dabei die Erfahrung, dass es sich ganz anders singt, wenn man die Ängste und Gefühle, die in bunten Bildern ausgedrückt werden, bereits durchgedacht hat.
Frau Univ.-Prof.in Dr.in Gillmayr-Bucher erzählte auch von einer sehr berührenden Begegnung: Von Ordensschwestern in einer Karmel-Gemeinschaft an einem unsicheren Ort in Südafrika wurde ihr gesagt: „Wir haben Psalm 91!“:
Wer im Schutz des Höchsten wohnt / und ruht im Schatten des Allmächtigen, der sagt zum Herrn: „Du bist für mich Zuflucht und Burg, / mein Gott, dem ich vertraue.
Dass die Psalmen über die Jahrhunderte, ja Jahrtausende hinweg einerseits bewusst zusammengestellt worden waren (düstere Psalmen werden auch mal „abgefedert“) und dass sie viele Beter:innen begleiteten, wurde uns bei der Jahrestagung klarer. Auch ihre Bedeutung als Inspirationsquelle für viele Komponist:innen (Hörbeispiele zB von Felix Mendelssohn Bartholdy) und zeitgenössische Dichter:innen (Textbeispiele zB von Hans Magnus Enzensberger) kam zur Sprache.
Wir konnten zur Jahrestagung eine große Zahl an Teilnehmer:innen begrüßen, darüber freuten wir uns sehr!
Terminaviso:
JAHRESTAGUNG 2024: Samstag, 22. Juni 2024. "Die sinnlichen Vollzüge in der Wort-Gottes-Feier" (Arbeitstitel). Prof. Peter Ebenbauer (Graz), MMag. Saskia Löser (Graz).