Denke an etwas Schönes
Als Mutter ist die derzeitige Situation auf vielen Ebenen herausfordernd. Neben dem ganzen Alltäglichen und der Arbeit, die derzeit zum Teil parallel zur Kinderbetreuung passieren muss, sehe ich meine Hauptaufgabe momentan darin, meiner Tochter Zuversicht, Stabilität und Hoffnung zu vermitteln, ohne ihr gleichzeitig den Blick auf die Realität zu verwehren.
Eigene Hoffnungsquellen
Umso wichtiger ist es für mich, auf meine eigenen Hoffnungsquellen zu blicken, um mich selbst mit Hoffnung und Zuversicht aufzutanken.
Neben den täglichen kleinen Highlights im Zusammenleben mit meiner Tochter und dem Vertrauen in die klugen Köpfe in der Wissenschaft, ist mein zentraler Hoffnungsort die Natur, die Schöpfung.
Ich versuche jede Woche zumindest einmal einige Stunden (alleine) in der Natur zu verbringen. Dort tanke ich Energie, dort genieße ich die kurzen Momente der Freiheit, aber auch die Unbeschwertheit.
Und dort begegne ich auch meinem G*tt, in der Schönheit der Schöpfung. Im Wahrnehmen dessen, dass wir alle in dieser Schöpfung eingebettet sind und darauf vertrauen dürfen, dass alles gut wird. Dass Herausforderungen und Schwierigkeiten nicht ewig anhalten.
"Care-Paket" der Oma mit Brief
Das entspricht auch der Weisheit, die mir meine Oma, die nun schon mehr als zwei Jahrzehnte lang tot ist, mitgegeben hat.
Als ich ein Kind war, lag ich mehrmals wochenlang mit Angina zuhause. Natürlich wollte ich aber nichts mehr, als raus, mich mit meinen Freund*innen treffen. Da kam von ihr ein „Care-Paket“, mit einem Brief dabei. Dieser Brief enthielt eine Aufzählung von Dingen, die mir Freude bereiten und die ich ja dennoch machen kann. Eingeleitet wurde diese Aufzählung mit dem Satz: „Es geht alles vorbei. Denke an etwas Schönes. Du kannst was schreiben, was malen, …“
In der Schule hat Melanie Wurzer eine Malerei erstellt, die auf dem Brief ihrer Oma basierte. Bildausschnitt © Melanie Wurzer
Blick schärfen und genauer hinschauen
Und so ist es irgendwie auch jetzt. Auch wenn wir noch ein bisschen durchhalten müssen, es gibt so Vieles, das wir machen können und auch das Schöne ist dennoch da.
Wir müssen nur vielleicht den Blick schärfen und etwas genauer hinschauen. Dann sehen wir auch das Glitzern in den Kinderaugen beim täglichen Plündern des Adventkalenders und dann wird uns bewusst, dass die Natur trotz des Nebels wunderschön ist.
Ja und auch hinter dem dichtesten Nebel kommt irgendwann die Sonne hervor, daran glaube ich ganz fest.
Melanie Wurzer
Öffentlichkeitsarbeiterin in der Abteilung Pastorale Berufe der Diözese Linz