Erinnerung an das Heilvolle
Alles ist heuer anders. Beinahe nichts lässt sich verlässlich planen, wie ich es sonst gewohnt bin. Und irgendwie reißt mich das aus der Bahn. Letztlich bin ich zurückgeworfen auf mich. Die so ersehnte und oft zerredete „stade Zeit“ ist jetzt wirklich gekommen, auch wenn sie einen herben Beigeschmack hat.
Umso dankbarer erlebe ich das Eingebettet-Sein in eine klösterliche Gemeinschaft, den Rhythmus des gemeinsamen Gebetes und den geschenkten Freiraum.
Auch wenn nicht alle Tage gleich sind und es manchmal über Tage, ja Wochen Hochnebel über uns gibt, so weiß ich doch, dass über der undurchsichtigen Himmelsdecke die Sonne scheint. Manchmal fallen jedoch für kurze Zeit Sonnenstrahlen auf die Erde die mich erinnern wollen.
Erinnern will mich diese Adventzeit an das Heilvolle, das Gott uns durch seinen Sohn geschenkt hat. Nicht immer lebe ich in diesem Bewusstsein, weil die Dinge des Alltags oder die zugemuteten Sorgen den Blick trüben. Dann ist es gut und heilsam, erinnert zu werden, gleichsam wie Sonnenstrahlen plötzlich den Tag verändern.
Sonnenstrahlen. © Johannes Putzinger
Die Schrifttexte dieser Zeit sprechen unaufhörlich davon. Es sind mir zugesprochene Worte, die mich aufhorchen und mich „in Hoffnung“ leben lassen.
Markus Grasl
Propst des Stiftes Reichersberg