Mittwoch 24. April 2024
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in der Stadt

Verwurzelt sein

von Gabriele Eder-Cakl am 17. April 2019, 16:37 Uhr

ORF Sonntagsgedanken im März 2019 - hinein in die Fastenzeit.

 

Sonntag, 3.3.2019


Sir 27, 4-7 (5-8)
1 Kor 15, 54-58
Lk 6, 39-45


Heute am Faschingssonntag schauen wir das Leben von der humorvollen Seite an und lassen es uns gut gehen. Nach dieser Festzeit beginnt in der kommenden Woche wieder eine Alltagszeit.
Es ist gut, dass es diese Unterschiede zwischen Fest und Alltag gibt. Diese Zeiten geben unserem Jahr einen guten Rhythmus. Nur Feste oder nur Alltag würden uns nicht guttun. 
Erstaunlicher Weise geht es heute in den Evangelien um sehr Wesentliches: Worum geht es mir im Leben? Worauf setze ich? Was ist mir wichtig? Worin stecken meine Wurzeln oder auf welchem Boden ist mein Haus gebaut? 
Ist mein Haus auf Sand gebaut, der leicht wegwehen kann oder auf einem soliden festen Boden, der stabil ist?
Jesus sagt: Ich bin der Weinstock und ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht.
Und Jesus sagt weiter: „Wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! während du den Balken in deinem eigenen Auge nicht siehst? Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge; dann kannst du versuchen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen.“
Im Fasching ist es oft so, dass auf lustige Weise der Andere auf den Arm genommen wird und seine Eigenheiten durch den Kakao gezogen werden.
Am Faschingshöhepunkt mit all den Verkleidungen ist die Möglichkeit, sich selber anzuschauen, hinter die Maske zu schauen: 
Wer möchte ich denn wirklich sein? Worauf setze ich? 

 


Sonntag, 10.3.2019 


Dtn 26, 4-10
Röm 10, 8-13
Lk 4, 1-13

 

Der Apostel Paulus – durch dessen Enthusiasmus für Jesus und sein Weitererzählen wir hier in Europa das Christentum leben/haben – Paulus also sagt in der heutigen Lesung: „Wer mit dem Herzen glaubt und mit dem Mund bekennt, wird Gerechtigkeit und Heil erlangen.“
Er meint damit, wer feste Wurzeln – einen soliden Glauben und ein Vertrauen auf Gott hat, dem kann so leicht nichts erschüttern. Und dieser Mensch wird durch sein Tun dies auch deutlich machen. Im heutigen Evangelium wird Jesus vom Teufel versucht – er hält allen Versuchungen stand.  
Wie geht denn das, dass man ein großes Gottvertrauen bekommt und dann auch noch danach handelt? Es würde vieles erleichtern: Entscheidungen wären leichter und von den großen Heiligen wissen wir, dass sie gar nichts dadurch in ihrem ereignisreichen Leben erschüttern konnte.
In der Bibel wird von Mose und seinem Volk berichtet. Es ging ihnen ja nicht gut in Ägypten als Sklaven. „Wir schrien zum Herrn, dem Gott unserer Väter, und der Herr hörte unser Schreien und sah unsere Rechtlosigkeit, unsere Arbeitslast und unsere Bedrängnis. Der Herr führte uns mit starker Hand … aus Ägypten, er brachte uns an diese Stätte und gab uns dieses Land, ein Land, in dem Milch und Honig fließen.“
Schreien zu Gott – oder es ist auch einfach reden mit Gott, oder Schweigen vor Gott möglich. Gemeint ist, Kontakt aufzunehmen. Große geistliche Meister raten, mit Gott wie mit einem Freund, einer Freundin reden – ins Gespräch kommen. Oder in die Natur gehen, aufmerksam sein und dadurch Gott in den Dingen erkennen. Das lässt Gottvertrauen wachsen.
Die Fastenzeit kann eine Zeit sein, wo in den Alltag 10 Minuten für die Achtsamkeit oder das Gespräch mit Gott eingebaut werden können.

 

 


Sonntag, 17.3. 2019 


Gen 15, 5-12.17-18
Phil 3, 17 - 4, 1
Lk 9, 28b-36


„In jenen Tagen führte der Herr Abram hinaus und sprach: Sieh zum Himmel hinauf, und zähl die Sterne, wenn du sie zählen kannst. Und er sprach zu ihm: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Abram glaubte dem Herrn, und der Herr rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.“
So wird uns heute in der Lesung vom Sonntag berichtet. 
Bemerkenswert: Abraham schaut zum Himmel hinauf und Gott sagt ihm, dass seine Nachkommen so zahlreich die Sterne sein werden – und er glaubt Gott das alles. Und dann geschieht es auch.
Wenn es so leicht ginge mit dem Glauben. 
Die Jünger im Evangelium tun sich da schon etwas schwerer. Sie schlafen zudem, wenn Jesus am Berg verklärt mit Mose und Elia dasteht. Als sie aufwachen, wissen sie nicht, was sie tun sollen und haben Angst. Selbst als Gott zu ihnen spricht, „Das ist mein auserwählter Sohn. Auf ihn sollt ihr hören.“ Schweigen sie, als dass sie anderen davon erzählen.
Ich bin über die Bodenständigkeit und Menschlichkeit von Petrus und den Jüngern immer wieder erleichtert – sie sind auch nicht perfekt in Sachen Glauben. Und wissen auch nicht gleich, wie das denn geht.
Wenn es bei mir um den Glauben an Gott geht, dann hilft mir allerdings der Blick in den Himmel wirklich. Ich bin so fasziniert von den Sternen, dem Weltall und seiner Weite und geheimnisvollen Vielfalt, dass ich vor Ehrfurcht verstumme und ja hier Gott erkenne. In der Bibel kommt der Sternenhimmel oft in Verbindung mit dem Glauben an Gott vor. Zum Beispiel beim Propheten Jesaja fragt: „Wer misst das Meer mit bloßer Hand? Wer kann mit der ausgespannten Hand den Himmel vermessen und den Staub der Erde mit einem Scheffel?“
Ja das ist schon besonders: Mit einer ausgespanten Hand den Himmel vermessen – das beschreibt wirklich Gottes Besonderheit.
Diese Zeit vor Ostern bietet die Möglichkeit einmal für ein paar Minuten in den Sternenhimmel zu schauen und Gott zu erahnen.

 

 


Sonntag, 24.3. 2019


Ex 3, 1-8a.13-15
1 Kor 10, 1-6.10-12
Lk 13, 1-9


In Nordgriechenland habe ich eine Ikone gesehen, wo in einem brennenden Dornbusch Maria mit dem Jesuskind sitzt. Aus dem Dornbusch fliegt der Engel Gabriel hinaus auf die karge Insel.
Heute wird in der Lesung die Geschichte von Mose erzählt, der beim Hüten der Schafe einen brennenden Dornbusch entdeckt, der nicht verbrennt. Daraus spricht Gott und sagt, er solle seine Schuhe ausziehen, denn das ist ein heiliger Boden. Und dann kann Mose Gott gar nicht anschauen, weil er solche Ehrfurcht hatte und Gott spricht aus dem Dornbusch heraus, dass er die Bitten der Menschen gehört hat und bei ihnen sein will. Ich bin da – das ist Gottes Name. Mose erlebt Gott direkt. 
Gott erleben ist wirklich einzigartig und haut einem fast um. 
Was ist aber so besonders an dem griechischen Dornbuschbild? 
Dass der Dornbusch auf einer Insel gemalt ist, die zur Hälfte durch Waldbrand abgebrannt ist. Ist also Gott auch im Leid und in der Katarstrophe DA? Ist Gott vielleicht sogar mitten in einer Stadt da?
Ja, denn in dem Dornbusch sitzt Maria mit dem Jesuskind. In diesem Menschen Jesus ist Gott anwesend. 
Und der Engel Gabriel, der aus dem Dornbusch springt? 
Er ruft jeden von uns dazu auf – eine bewusste Entscheidung zu treffen, diese Gotteserlebnisse weiterzusagen oder die Schuhe im Alltag auszuziehen und den ganz normalen Boden in einer Stadt oder in der Arbeit und Schule als heiligen Ort wahrzunehmen. 
Die Fastenzeit gibt uns die Möglichkeit, dass Alltagsorte zum heiligen Boden werden können und wir dort hören: „Ich bin da“

 

 


Sonntag, 31.3. 2019

 

Jos 5,9a.10-12
2 Kor 5,17-21
Lk 15,1-3.11-32


Die heutige biblische Geschichte vom barmherzigen Vater oder vom verlorenen Sohn ist sehr bekannt. Der Sohn möchte seinen Erbanteil und geht weg von zu Hause. Er verprasst alles und kehrt schlussendlich völlig am Ende wieder zum Vater zurück. Dieser hat Mitleid mit ihm und freut sich so, dass er ein Fest feiert. Der zweite Sohn ist wütend. Er hat immer brav gearbeitet und dann bekommt der andere Sohn ein Fest.  
Es ist eine Geschichte der Versöhnung. „Sind wir wieder gut!“ so habe ich mich als Kind versöhnt mit meiner Mutter und ich tu es so mit meinen eigenen Kindern. 
Und es tut wirklich gut, wenn man diesen Satz ausgesprochen hat und das Gegenüber es auch sagt und annimmt. Versöhnung erlöst auch.
Der Apostel Paulus bittet in seinem Brief die Gemeinde von Korinth: „Lasst euch mit Gott versöhnen!“ Gerechtigkeit folgt darauf – das bedeutet, den rechten Blick auf Recht und Unrecht, der echte Blick auf Menschen und Situationen.
Im Grunde steckt hinter diesen Worten, welche Wurzeln wir haben, worauf wir setzen. 
Wenn ich mich darauf besinne, dass ich auf Gott vertrauen kann und nicht alles alleine machen muss, in einem größeren Ganzen verwurzelt bin, dann entlastet das auch – auch als Führungskraft zum Beispiel.  Ich bekomme einen festen Stand und kann dadurch auch selbstkritisch sein. 
Die Fastenzeit kann Anlass für eine Meditation über meine eigenen Wurzeln und mein Grundvertrauen sein. Oder auch darüber, wo es ein „Sind wir wieder gut“ braucht.

 

 

 

ORF Sonntagsgedanken März 2019, Mag.a Gabriele Eder-Cakl

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