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„Vielleicht ist irgendwo Tag“

von Gabriele Eder-Cakl am 26. März 2018, 11:31 Uhr

Was heißt Auferstehung und (wie) kann dieses Ereignis in die heutige Zeit übersetzt werden? 
Interview der Zeitung Lust aufs Land / Bauernzeitung für Ostern 2018
 

Ostern ist für Gabriele Eder-Cakl Pastoralamtsleiterin der Diözese Linz ein Fest, wo der christliche Glaube in vielen Symbolen spürbar und erlebbar wird. Sie ist überzeugt, dass die Menschen auch heutzutage ein Bedürfnis nach Segen haben.

 

Die Auferstehung ist die Basis des christlichen Glaubens und gleichzeitig eines der Ereignisse, das am schwierigsten zu verstehen ist. Wie kann man das heute den Menschen erklären?

 

EDER-CAKL: Ich erkläre es gerne mit den Symbolen, denen man zu Ostern in der Kirche begegnet.

Wenn Sie am Karfreitag in die Kirche gehen, sehen Sie wenig. Da gibt es kein Altartuch und keine Kerze. Es ist nichts da. Das soll die Kargheit und den Tod symbolisieren. In der Osternacht ist es zu Beginn finster und man sieht beinahe nichts. Auf einmal erleuchtet eine kleine Flamme den ganzen Kirchenraum. Eine Kerze – die Osterkerze – allein wirkt schon. Dann wird das Licht unter den Kirchenbesuchern weitergegeben und es wird heller und heller.

 

Das ist für mich ein wichtiges Zeichen: Wenn scheinbar nichts mehr da ist und es aber trotzdem nicht aus ist. Es gibt ein Gedicht von Fridolin Stier, wo es heißt „Vielleicht ist irgendwo Tag“. Das drückt für mich sehr gut aus, was wir mit Auferstehung meinen. Jeder Mensch hat ein Ende und stirbt – wir sind endlich. Wo für uns aber das Leben zu Ende ist, fängt etwas Neues an.

 

Kann man das auch auf den Alltag übertragen?

 

EDER-CAKL: Es geht einem doch manchmal so, dass man keinen Ausweg mehr weiß. Wenn ich traurig bin oder Leid erfahre oder einfach nicht mehr weiterkomme. Dieses „Da kann sich noch etwas auftun“ und „Da kann noch irgendwo Licht sein“: Das ist für mich eine Auferstehungserfahrung.
Wenn man mit sich im Reinen ist und einen inneren Frieden hat, spürt man vielleicht einen Hauch von dem, was wir ewiges Leben nennen. Viele haben dieses Gefühl auch, wenn sie in der Natur stehen, einen Sonnenaufgang sehen oder wenn sie verliebt sind. Auch Musik und Kunst können uns einen Blick in die Ewigkeit geben.

 

Ein Pfarrer predigte einmal „Christus ist auferstanden. Aber ihr glaubt es ja doch nicht“. Wie kann man denn den Glauben verständlich machen?

 

EDER-CAKL: Ich finde, gerade Ostern kann Glauben verständlich machen. Das sind Gottesdienste, wo mit den vielen Symbolen – von Palmbuschen über die Kerze bis zum Weihwasser – alle Sinne angesprochen werden. Da kann ich beim Leben der Menschen anknüpfen. Das ist auch unser Auftrag als Kirche, Gottesdienste so zu gestalten, dass wir beim Leben der Menschen andocken.

 

Ihre Aufgabe im Pastoralamt ist die Seelsorge der Menschen. Was sind denn die Sorgen der Menschen?

 

EDER-CAKL: Die Menschen suchen Sicherheit und Orientierung in einer Welt, wo alles größer, schneller undlauter wird. Sie suchen auch spirituelle Tiefe, Ruhe und Besinnung. Es ist aber auch die Sorge um ihre Familie, die Menschen beschäftigt. Dass es ihren Liebsten gut geht, den Kindern und dem Partner. Hier merkt jeder Mensch, dass er sein Leben nicht ganz in der Hand hat. Es kann immer etwas passieren, das von einem selbst unabhängig ist. Deshalb suchen sie auch so etwas wie einen Segen für diese Menschen. Ich glaube, dass das Bedürfnis nach Segen groß ist. Das kommt zum Beispiel am Palmsonntag zum Ausdruck. Da kommen sehr viele Menschen in den Gottesdienst und lassen ihre Palmzweige segnen, die sie dann zuhause zum Beispiel ins Blumenkistl stecken.

 

Die Zugehörigkeit zur Kirche wird für die Menschen weniger wichtig. Was kann denn die Kirche für die Sorgen der Menschen tun?

 

EDER-CAKL: Die Bindung an die Kirche hat sich verändert, das stimmt. Wir sind in vielfältiger Weise für die Menschen da. Seelsorge heißt „da sein, wenn Menschen es brauchen“. Das tun wir im Krankenhaus oder in den Pfarren. Wir bieten Beratung in Lebenskrisen und ermöglichen Gemeinschaft. Manchmal ist es der Kirchenraum, der die nötige Ruhe im hektischen Alltag gibt, wo ein Gedanke in Richtung Himmel geschickt werden kann. Wir möchten den Menschen ehrlich begegnen. Im Pastoralamt leisten wir einen Beitrag für die Qualität in der Seelsorge.

 

Ist die Fastenzeit eine Möglichkeit, zu sich zu finden?

 

EDER-CAKL: Auf jeden Fall. Ich halte es für sehr wichtig, dass es Zeiten gibt, wo Feste gefeiert werden, aber auch Zeiten, wo Alltag herrscht, wo das Leben sozusagen normal ist. Diese Unterscheidung macht unser Leben aus. Es braucht Zeiten, wo ich zu mir komme und frage, was wesentlich ist. Nur zu feiern wird nicht funktionieren. Da überfordern wir uns selbst. Unsere Kirchenfeste geben dem Jahr einen Rhythmus.

 

Sie sind die erste Frau in der Funktion der Pastoralamtsleiterin. Papst Franziskus hat aufgefordert, den Frauen in der Kirche wichtige Rollen zu übertragen. Bewegt sich etwas?

 

EDER-CAKL: Ich freue mich, dass der Papst das aufgegriffen hat. Es bewegt sich insofern schon länger etwas, als dass in der Diözese Frauen auch in Leitungspositionen sind.

 

Wir es irgendwann Priesterinnengeben?

 

EDER-CAKL: Ich wünsche es mir sehr.

 

Sie haben im November des Vorjahres den Zukunftsweg Kirche begonnen. Wo soll der hinführen?

 

EDER-CAKL: Wir stellen uns als Kirche der Welt von heute mit all dem, was diese ausmacht. Im Zukunftsweg möchten wir ein Update unserer Arbeit und unseres Tuns machen: eine Vision entwickeln, Bewegung schaffen und konkrete Antworten auf die anstehenden Fragen geben.


INTERVIEW: ANNI PICHLER / Lust aufs Land, Bauernzeitung, März 2018
 

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