Sie werden wahrscheinlich in den Vorbereitungen für den Hl. Abend und die Weihnachtsfeiertage sein. So wird es tageweise duften im Haus nach Weihnachtsbäckerei, nach Gewürzen, Nüssen und Orangen. Die Kerzen werden den Abend in ein besonders sanftes Licht tauchen. Der Christbaum wird bereits geschnitten oder gekauft sein und schon zu Hause stehen. Er wird die Stube in der dunklen Zeit hell erleuchten und es wird auch ein wenig nach Tanne oder Fichte riechen. Wenn Sie Advent- oder Weihnachtslieder um den Adventkranz singen, dann sind die Melodien sanft und fast wie Wiegenlieder.
Was hat uns Weihnachten mit all diesen Sinneseindrücken heute zu sagen?
Der Advent ist eine Zeit der Hoffnung gegen alle Hoffnungslosigkeit. Wir Christinnen und Christen hoffen darauf, dass Gott bei uns Menschen ist. „Sie wird ihm den Namen Immanuel – Gott mit uns – geben“, schreibt der Prophet Jesaja wenn er in seinen Büchern den Messias ankündigt. Die hellen Kerzen, der wunderbare Duft der Gewürze und Nadelbäume, die Melodien wie Wiegenlieder – unser Brauchtum „erklärt“ uns mit allen Sinnen diese Hoffnung.
Zu Weihnachten wird diese Hoffnung Realität. Wie?
Die Weihnachtsgeschichte ist deutlich: Maria bekommt den Heiland nicht im Zentrum der Stadt und bei den Mächtigen. Sie haben gar keinen Platz dort. Maria und Josef finden am Rand der Stadt im Dunkeln ihren Platz. Dort bringt sie das Kind zur Welt. Ein spiritueller Lehrer hat zu mir vor Kurzem gesagt: „Inspiration findet man in den Grauzonen des Lebens.“ In der dunklen Hütte am Feld war es plötzlich hell. Es leuchtete weit, sodass auch andere hinliefen und fasziniert waren.
In der „Grauzone“ – Hütte mit Futterkrippe am Feld – kommt der Heiland, der Messias zur Welt.
Was heißt das?
Vielleicht können wir dadurch unsere Mittelmäßigkeit annehmen. Bei uns ist nicht immer alles perfekt. Wir haben Grenzen und Kanten. Gerade am Hl. Abend zeigt es uns immer wieder, dass die volle Familienharmonie gar nicht so klappen will. Auch gut!
Vielleicht zeigt es uns, dass der Heiland in den Grauzonen unserer Gesellschaft zu finden ist, im ganz normalen Leben. Das Leben, das nicht immer nur glatt geht. Bei Menschen, die nicht immer nur glänzen und alles haben, volle Leistung erbringen.
Ich bin überzeugt, dass ich Gott nicht in andere Menschen einpflanzen kann. Gott schenkt sich den Menschen, er ist schon dort, bevor ich als Seelsorgerin oder Theologin komme. Das Weihnachtslicht dort bei diesen Menschen zu sehen, sie deshalb zu schätzen und ihnen die Liebe spüren zu lassen, das ist die Weihnachtsbotschaft heute. Das Weihnachtslicht leuchtet in unseren Kindern, die so unverblümt reden, in unseren Jugendlichen, die kratzbürstig aber ehrlich sind, in den anstrengenden Nachbarn und in den Kranken, Traurigen und Armen.
Wo kann ich das sehen?
Der Blick in den Sternenhimmel hat mir hier eine Dimension und Weite eröffnet: Ich habe im letzten Jahr ein Bild mit 1000 Galaxien gesehen. Das Besondere daran war, dass das Hubble Weltraumteleskop einen kleinen schwarzen Fleck am Himmel 14 Tage lang belichtet hat – heraus gekommen ist ein Bild mit 1000 Galaxien!
Dort wo man nichts vermutet, schwarzsieht, nichts zu sein scheint, eröffnet sich die Welt! Das ist gemeint mit Weihnachtslicht und das drücken die Christbaumkerzen, Weihnachtslieder und festlichen Speisen aus.
Ich wünsche Ihnen ein gesegnetes Weihnachtsfest!
Mag.a Gabriele Eder-Cakl
Pastoralamtsdirektorin der Katholischen Kirche in Oberösterreich