Freitag 19. April 2024

„Versöhnt lebt es sich leichter und gesünder ...”

P. Peter Gangl SJ
P. Peter Gangl SJ, Kirchenrektor

Wann und wie haben Sie Ihre Berufung gespürt? Gab es ein Berufungserlebnis oder war es ein stilles Reifen? Wie hat sich Ihr Weg in die Gemeinschaft gestaltet?


Ein direktes Berufungserlebnis habe ich nicht gehabt. Für mich ist Berufung auch kein abgeschlossenes, einmaliges Ereignis, sondern eher ein Geschehen, bei dem es darum geht, immer mehr einzudringen in das Verständnis der Person Jesu Christi. Das ist ein lebenslanger Prozess mit unterschiedlichen Phasen und Herausforderungen. Der "springende Punkt" dabei ist, wie sehr ich täglich bereit bin, mich dem Anspruch Jesu und seinem Wort im Evangelium zu öffnen. Meine Berufung ist also noch im Reifen und im Werden.


Begonnen hat es aber damit, dass ich als Jugendlicher gerne an der Eucharistiefeier teilgenommen habe, ohne jemals Ministrant gewesen zu sein. Auch den Religionsunterricht in der Handelsakademie habe ich als interessant empfunden. Mein Heimatpfarrer hat mich dann einmal gefragt, ob ich vielleicht Priester werden möchte. Bis zu meinem 18. Lebensjahr war das aber kein Thema für mich. Damals habe ich in der Ferienzeit eine Woche in einer Ordensgemeinschaft in Innsbruck verbracht. "Kloster auf Zeit" hieß das. Ich wollte einfach einmal schauen, wie das ist und wie die leben. Tatsächlich hat mich dieser Lebensstil angesprochen und nicht mehr ganz losgelassen. Mein Gedanke war: Falls ich Priester werden sollte, dann in einer Ordensgemeinschaft. Der Gedanke hat sich dann aber wieder verflüchtigt, sodass ich nach der Matura ins Linzer Priesterseminar eingetreten bin und mit dem Theologiestudium begonnen habe. Nach zwei Jahren durfte ich das Studium an der theologischen Fakultät in Innsbruck fortsetzen und habe dort im Collegium Canisianum gewohnt. Das war ein internationales Priesterseminar mit Seminaristen aus aller Welt, vor allem aus Afrika und Asien, das von den Jesuiten geführt wurde. Die Jesuiten, die damals auch noch stärker an der theologischen Fakultät in Innsbruck präsent waren, habe ich hier kennen gelernt. Manchmal dachte ich, der Jesuitenorden könnte auch ein Weg für mich sein. Besonders angesprochen hat mich die Exerzitienspiritualität: Als eine Möglichkeit, immer tiefer mit sich selbst und mit Gott vertraut zu werden, Jesus immer mehr zu folgen, ihn immer mehr zu lieben. Das begeistert mich auch heute noch an unserer Spiritualität.


Nach dem Studium wurde ich für die Diözese Linz zum Priester geweiht und war zwei Jahre Kaplan in Linz. Der Gedanke an den Jesuitenorden hat mich begleitet und Bischof Maximilian gab schließlich sein Einverständnis zum Eintritt ins Noviziat. Nach dem Noviziat und zusätzlichen Ausbildungen war ich dann die meiste Zeit in verschiedenen Aufgaben in der Priesterausbildung tätig, zuletzt sieben Jahre als Spiritual im Wiener Priesterseminar.


Was ist derzeit Ihre Aufgabe in der Gemeinschaft?


Seit dem 31. Juli bin ich nun Kirchenrektor an der Ignatiuskirche / Alter Dom in Linz und Superior der hiesigen Jesuitengemeinschaft.


Was gefällt Ihnen am Jahr der Orden bzw. was ist Ihnen dabei wichtig?


Das Jahr der Orden bietet für die Ordensgemeinschaften Chancen nach innen und nach außen. Nach innen: Sich auf das eigene Charisma und den Gründungsauftrag besinnen und sich fragen, was das für die Gegenwart bedeutet. Nach außen: Sichtbar machen, dass es viele unterschiedliche Wege und Stile in der Nachfolge Jesu gibt, und dass diese Unterschiedlichkeit ein Zeichen der Lebendigkeit der weltweiten Kirche ist.


Möchten Sie uns noch etwas mitgeben?

 

Als einen Lese-Tipp empfehle ich das Buch von Melanie Wolfers "Die Kraft des Vergebens. Wie wir Kränkungen überwinden und neu lebendig werden." Darin lese ich gerade. Es geht um ein wichtiges Thema, das ich auch als eine bevorzugte Aufgabe in der Seelsorge an der Ignatiuskirche sehe: Menschen dabei unterstützen, dass sie Versöhnung erlangen und versöhnt leben können. Versöhnt mit Gott bzw. mit den unheilvollen Gottesbildern, die wir manchmal in uns tragen, versöhnt mit den Mitmenschen, versöhnt mit sich selbst, mit der eigenen Lebensgeschichte. Denn eines ist sicher: Versöhnt lebt es sich leichter und gesünder.

 

P. Peter Gangl SJ ist seit 31. Juli 2015 Kirchenrektor an der Ignatiuskirche / Alter Dom in Linz und Superior der hiesigen Jesuitengemeinschaft.

Gebet zum Jahr der Orden

Gott, unser Schöpfer,
unfassbar in deiner Größe und uns doch so nahe.
Du hast uns ins Dasein gerufen und zum Leben ermächtigt.

Gott, unser Erlöser Jesus Christus,
durch die Taufe sind wir hinein genommen
in dein Leben, Sterben und Auferstehen.
Du bietest uns deine Freundschaft an
und berufst uns, dir nachzufolgen.

Gott, unser Beistand Heiliger Geist,
du führst uns in der Kirche zur Einheit zusammen.
Du beschenkst uns mit vielfältigen Begabungen,
damit wir einander bereichern und ergänzen.
Du bewegst unser Herz zur Hingabe an dich und die Menschen,
so finden wir auch zu uns selbst.

Dreifaltiger Gott,
wir danken dir für das Geschenk unserer eigenen Berufung.
Mach uns hellhörig für deinen Ruf an uns
und hilf uns, ihn zu verstehen und zu leben.
Öffne unsere Augen und Ohren und unser Herz für dich.

Amen.

MEHR Lokal
MEHR Lokal
Toni Knittel (Bluatschink), Sr. Joanna Jimin Lee (Konzertpianistin und Missionarin Christi) und Sr. Cordis Feuerstein (Generalsekretärin der Frauenorden in Österreich)
viel. mehr. wesentlich. weniger.
viel. mehr. wesentlich. weniger.
Themenschwerpunkt der Ordensgemeinschaften 2014
Status aus dem WENIGER
Status aus dem WENIGER
Dr. Astrid Rössler (Politikerin), Sr. Elisabeth Siegl (Don Bosco-Schwester) und Abt Johannes Perkmann (Benediktiner)
MUT zum Widerstand
MUT zum Widerstand
Abtpräses Christian Haidinger (Benediktinerstift Altenburg) und Heini Staudinger (Waldviertler GEA)
Der kanalisierte Mensch
Der kanalisierte Mensch
Prof. Dr. Rotraud Perner (Psychoanalytikerin, Juristin und evangelische Theologin), Pater Erhard Rauch (Generalsekretär der Superiorenkonferenz der männlichen Orden) und Pater Bernhard Eckerstorfer (Jugend-Seelsorger und Lehrer)
WENIGER ist wesentlich MEHR
WENIGER ist wesentlich MEHR
Alfred Komarek (Schriftsteller) und Sr. Beatrix Mayrhofer (Schulschwester)
VIEL MEHR Glück
VIEL MEHR Glück
Gerlinde Kaltenbrunner (Bergsteigerin). Sr. Anna Kurz (Gymnasiumsdirektorin und Ursulinen-Ordensfrau) und Br. Rudolf Leichtfried (Exerzitienleiter und Kapuziner)
Frauenorden und Kongregationen

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Die Kongregation der Marienschwestern vom Karmel ist ein tätiger Zweig des Karmelordens mit Provinzen in Österreich und Bayern und einer Missionsstation in Uganda.

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