Bruckner-Spiegelungen mit Wolfgang zum Quadrat
Man muss es vorab sagen: Wolfgang Mayrhofer hat ein fabelhaftes Konzertprogramm für sein „musica sacra”-Konzert in der Minoritenkirche geschmied(inger)et. Anton Bruckner im Zentrum und darum behutsam und ganz fein herumgeflochten Werke von wichtigen Vorbildern Bruckners wie Orlando di Lasso oder Palestrina, aber auch Werke aus der Feder von zeitgenössischen Komponisten wie Ola Gjeilo oder Herwig Reiter, die Bruckners „Nachwirkungen” spüren. Und dann ein starker Kontrast mit Brahms‘ Motette „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz”.
Gelungene Uraufführung
Eingebettet in alte und neue Musik stehen Anton Bruckners Frühwerk „114. Psalm” für fünfstimmigen Chor und Posaunen und Helmut Schmidingers Weiterführung mit „Psalm 116 (114)”, einem Auftragswerk des Landes Oberösterreich, im Zentrum des Nachmittags in der Minoritenkirche. „Ich glaube, darum rede ich”, heißt übrigens die Uraufführung des 45jährigen Welsers Helmut Schmidingers – und er redet wohl am liebsten mit Tönen und das verbindet ihn wohl auch ganz besonders mit Bruckner.
Berühmte Bruckner-Motetten
Dass Bruckners „Os justi” bei Bruckner-Spiegelungen ebenso wenig fehlen darf wie „Virga Jesse” oder das siebenstimmige „Ave Maria”, versteht sich fast von selbst: die Schönheit der Gottesmutter wird schließlich auch in „Tota pulchra es Maria” des 1978 in Norwegen geborenen Komponisten Ola Gjeilo vertont – in einer Klangsprache, die mit Bruckners „Ave Maria” durchaus verwandt zu sein scheint.
„Alleluja!” als Motto – von Pérotin bis Reiter
Gespiegelt wurde Bruckner in die Vergangenheit und in die Gegenwart – und das verbunden mit dem Jubelruf „Alleluja!”: ob im mitteralterlichen „Alle –psallite – luya” von Pérotin am Beginn oder dem „kleinen Alleluja” (das gar nicht so klein ist!) von Herwig Reiter am Ende des Konzertes.
Orgelimprovisationen als geniale Verbindung
Nicht zuletzt sind es auch Wolfgang Kreuzhubers Orgelimprovisationen, die auf eindrückliche und ganz besondere Weise die Verbindung zwischen den Bruckner-Spiegelungen in Vergangenheit und Zukunft geschaffen haben.
Spürbare Liebe zur Musik
Bruckners 1852 entstandener „Psalm 114” beginnt mit den Worten „Liebe erfüllet mich” und endet mit einer breiten Fuge über den Satz „Ich will gefallen dem Herrn im Lande der Lebendigen” – das ist Wolfgang Mayrhofer, seinem Jeunesse Chor, dem Posaunenensemble des Linzer Musikgymnasiums und Wolfgang Kreuzhuber an der Orgel bestens gelungen – denn Liebe zur Musik hat den Raum erfüllt und die Mitwirkenden haben gefallen (ob im Lande der Lebendigen oder in der Minoritenkirche).
Das hat nicht nur der nicht enden wollende Applaus nach Reiters „Das kleine Alleluja”, das motivisch an Bruckners Alleluja-Motiv aus dem berühmten „Virga Jesse” anknüpft, gezeigt, sondern auch die Sprachlosigkeit manchen Konzertbesuchers, der keine Worte hatte, weil das Herz noch voll Musik war.
Und wie sonst könnte ein Konzert, in dem sich alles um Bruckner – und das gestern, heute, morgen – dreht, sonst enden als mit der Zugabe „Locus iste”? Ein paar Sekunden berührende Stille, in denen die Musik verhallen kann. Erst dann: Schlussapplaus.
(sp)