Donnerstag 28. März 2024

Pilgersaison in Mariazell erreicht ihren Höhepunkt

Ein wahrer Pilgeransturm aus halb Europa steht in den kommenden Wochen der Basilika Mariazell bevor. Rund 1,5 Millionen Menschen besuchen pro Jahr das Marienheiligtum in der Steiermark, ein Gutteil von ihnen in den Monaten August und September.

Dabei ist Mariazell kein Ort der spektakulären Marienwunder. Im Zentrum steht die Mariazeller Gnadenstatue, eine schlichte romanische Madonna aus Lindenholz, die Maria zeigt, wie sie mit ihrer Hand auf ihr Kind Jesus zeigt. Sie wird nicht nur als „Magna Mater Austriae“ verehrt. Die Ungarn beten zu ihr als „Magna Hungarorum Domina“, die Slawen ruf sie als „Alma Mater Gentium Slavorum“ an.

Mariazell-Pilger kommen aus allen Teilen Österreichs und Ungarns genauso wie aus Polen, Tschechien, der Slowakei, Deutschland, Italien, den USA, dem Nahen Osten oder Korea. „In dieser kleinen Welt spiegelt sich die große Welt wider“, erzählt Karl Schauer, der als Superior der örtlichen Benediktiner-Niederlassung seit mehr als zwei Jahrzehnten die Geschicke der Wallfahrtsbasilika leitet, im Kathpress-Gespräch. Ende Juli wird er wieder eine Gruppe Libanesen in Mariazell begrüßen. Neu ist seit einiger Zeit auch der besonders starke Andrang vieler junger Fußwallfahrer aus Ungarn.

 

 

Diözesanwallfahrt am 1. Juli 2014 nach Mariazell. © Diözese Linz

 



Mariazell ist seit jeher ein Ort an der Grenze vieler Sprachen und Kulturen. 25 Jahre nach der „Wende“ sei es, anders als früher, kaum noch eine Schwierigkeit, in verschiedenen Sprachen miteinander Gottesdienst zu feiern, erzählt Schauer. „Da ist etwas gewachsen, dass die Menschen auch das Empfinden haben, wir leben in einem kleinen Kontinent, mit einer Vielfalt an Sprachen und Kulturen.“

Für den Benediktinerpater und seine Mitarbeiter sind die Sommermonate die intensivsten Arbeitswochen des Jahres. An Samstagen werden schon einmal weit mehr als 20 Gottesdienste gefeiert. Hinzu kommen Andachten, Segensfeiern, Lichterprozessionen und unzählige gemeinsame Gebete von Wallfahrtsgruppen.

Pater Schauer versucht, möglichst viele der Pilgergruppen persönlich zu begrüßen, um ihnen zu vermitteln, dass auch sie in Mariazell „daheim sind“, wie er betont. Ein Geheimnis des Wallfahrtsortes sei auch, dass die Pilger in Mariazell nicht den Eindruck hätten, „verschluckt zu werden“. „Es sind viele Leute da, aber es ist nicht dieser Eindruck, dass sie ein unbeachteter Teil innerhalb einer anonymen Wallfahrtsmasse sind.“

 

Basilika Mariazell. © Diözese Linz



Theologie des Volkes

 

Insgesamt versuchen sich die ansässigen Seelsorger aber in der Begleitung der Wallfahrer auch zurückzunehmen, wie Pater Schauer erklärt. Wallfahren sei eine große Volksbewegung, die man nicht „vom grünen Tisch aus organisieren“ und „von oben herab vorgeben“ dürfe. „Wallfahrt ist für mich vielmehr die Stimme des Volkes, sie hat auch zu tun mit einer 'Theologie des Volkes'.“ Wallfahrt sei „etwas Lebendiges und entwickelt sich“, betont der Superior und verweist lobend auf die Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit, mit der die Leiterinnen und Leiter vieler Pilgergruppen deren Wallfahrten nicht nur organisieren, sondern auch theologisch und inhaltlich vorbereiten: „Die brauchen keine ausgebildeten Wallfahrtsprofis, die ihnen vorschreiben, was sie zu tun, zu beten, zu singen haben.“



Wallfahrer-Vielfalt

 

Das Wallfahren ein besonders vielfältiges Geschehen ist, wird in den Sommermonaten in Mariazell besonders deutlich. Es beginnt schon bei der Anreise: Rund 10 bis 15 Prozent der Pilger kommen zu Fuß in den Wallfahrtsort über einen der vielen Pilgerwege, die fast sternförmig und Grenzen überschreitend auf Mariazell zuführen. Die anderen reisen per Bus, Rad, Auto, Motorrad oder über die erst im Frühjahr sanierte Mariazellerbahn an.

Etliche Gläubige pilgern in Gruppen zur Gnadenmadonna, organisiert durch Pfarren, die damit oft jahrhundertealte Gelöbnisse erfüllen, oder durch Ordensgemeinschaften, katholischen Vereinen aber auch von Feuerwehrverbänden. Größer wurde in den vergangenen Jahren der Anteil privat und nicht pfarrlich organisierter Wallfahrten. Großfamilien, etwa, die sich im Zuge Goldenen Hochzeit der Großeltern oder aus einem anderen familiären Anlass gemeinsam auf den Weg nach Mariazell machen. "Die Pilger kommen aus den unterschiedlichsten Motiven, aber immer ist es eine Mischung aus Dank und Bitte, die sie verbindet", so Pater Schauer.

 

 

 

Diözesanwallfahrt am 1. Juli 2014 nach Mariazell. © Diözese Linz

 


Pilgerziel seit Jahrhunderten


Besonders im August und September prägen große Wallfahrten, manche von ihnen mit kurzer, etliche aber auch mit jahrzehntelanger Tradition, das Bild im Wallfahrtsort. Wenige Tage nach dem Fest Mariä Himmelfahrt am 15. August wird Mariazell jedes Jahr etwa von Tausenden Burgenland-Kroaten bevölkert, die hier – heuer von 22. bis 24. August – zur dreitägigen "Kroaten-Wallfahrt" zusammenkommen. Die eindrucksvolle Lichterprozession am Samstagabend zählt zu den größte Prozessionen in Mariazell.

Bis ins 19. Jahrhundert hinein belegt ist auch die jährliche August-Wallfahrt der Roma und Sinti, die in diesem Jahr am 10. August an den Gnadenort pilgern. Noch älter ist die Tradition der Kremser Wallfahrt, die seit Jahrhunderten stets am 21. August nach Mariazell führt.

Mitte September folgt die alljährliche Groß-Wallfahrt des niederösterreichischen Bauernbundes. Sie geht auf den früheren österreichischen Bundeskanzler Leopold Figl zurück, der 1947 erstmals mit den Bauern zum Dank nach Mariazell pilgerte, um eine Gelöbnis einzulösen, das er als Gefangener im Konzentrationslager Dachau 1938 gegeben hatte.

Erst in den vergangenen Jahren entstanden sind hingegen Wallfahrten wie die jährliche Polizeiwallfahrt, bei der Polizisten aus dem ganzen Land in ihrer dienstfreien Zeit zu Fuß nach Mariazell pilgern oder die große Rotkreuzwallfahrt, die alle zwei Jahre stattfindet.

 


Schutz der Madonna


Jährlicher Höhepunkt der Wallfahrtssaison ist aber das Patroziniumsfest Mariä Geburt am 8. September, zu dem 2007 auch Papst Benedikt XVI. Mariazell besucht hat. Der Papst aus dem nahen Bayern verlieh dem Marienheiligtum dazu die "Goldene Rose". Mit der aus Gold gefertigten Blüte, die Jesus Christus symbolisiert, ehren Päpste im Laufe der Geschichte die wichtigsten Mariengnadenorte der Welt. Ereignisse wie der Papstbesuch oder auch der Mitteleuropäische Katholikentag, bei dem Mariazell 2004 die größte Wallfahrt seiner Geschichte mit 100.000 Gläubigen erlebte, garantierten dem Ort internationale Aufmerksamkeit. Letztlich ist es aber eine Sache des Glaubens und des Herzens, weshalb so viele Mariazell-Pilger oft Jahr für Jahr wiederkommen. Am ehesten erschließt sich dies vielleicht aus den zahlreichen Votivtäfelchen, die Gläubige nach Mariazell mitgebracht haben und immer noch abgeben. An die 1.000 davon gibt es in der Basilika, die damit, auch weit über den deutschen Sprachraum hinaus, eine der größten Sammlungen dieser Art beherbergen dürfte.

Die Tafeln, auf denen die Bitten Gläubiger dokumentiert sind, die in Notsituationen, bei Krankheit oder Schicksalsschlägen zur Gottesmutter gebetet haben und bei ihr Schutz oder Trost gefunden haben, sind jedoch keine Museumsstücke, wie Pater Schauer betont. "Das ist eine faszinierende Tradition, weil hier wirklich Leben erzählt wird. Jede Tafel erzählt ein besonderes Ereignis des Lebens und wenn Leute hingehen, löst so eine Tafel immer eine besondere Betroffenheit aus."

O-Töne von P. Karl Schauer sind abrufbar unter www.kathpress.at/audio

 

 

gut/gpu / Kathpress

 

 

Diözesanwallfahrt nach Mariazell als Zeichen der Solidarität

 

(be)

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