Freitag 29. März 2024

Papst Franziskus ruft Heiliges Jahr aus

Papst Franziskus hat am 11. April 2015 ein außerordentliches Heiliges Jahr ausgerufen, das im Zeichen der Barmherzigkeit stehen soll.

Vor der Heiligen Pforte des Petersdoms überreichte er am Samstag, 11. April 2015 den Erzpriestern der vier Großen Päpstlichen Basiliken Roms sowie ausgewählten Kardinälen und Erzbischöfen aus dem Vatikan die sogenannte Verkündigungsbulle, eine besonders feierliche Urkunde. Das "außerordentliche Jubiläum der Barmherzigkeit" beginnt am 8. Dezember 2015 und endet am 20. November 2016. Angekündigt hatte Franziskus diese Initiative überraschend bereits am 13. März.

Das Heilige Jahr solle "eine Zeit der Gnade für die Kirche sein und helfen, das Zeugnis der Gläubigen stärker und wirkungsvoller zu machen", heißt es in der Bulle, aus der ein Mitarbeiter des Papstes in der Eingangshalle des Petersdoms Passagen verlas. Zugleich ruft Franziskus darin zu Pilgerfahrten nach Rom und zu anderen Wallfahrtsorte auf.

Ein Heiliges Jahr soll die Erneuerung des Glaubens fördern und ist mit einem besonderen Ablass verbunden. Traditionell findet es alle 25 Jahre statt. Zuletzt hatte Johannes Paul II. 2000 ein ordentliches Heiliges Jahr ausgerufen. Das bevorstehende Heilige Jahr ist das dritte außerordentliche Heilige Jahr seit der Einführung dieses Brauchs im Jahr 1300 durch Papst Bonifaz VIII.

Im Mittelpunkt der Verkündigungsbulle mit dem Titel "Antlitz der Barmherzigkeit", deren deutsche Übersetzung 13 Seiten umfasst, steht die Barmherzigkeit. Die Gläubigen sollten in dieser Zeit verstärkt darüber nachdenken, wie sie diese konkret leben könnten. Sie müssten ihr Gewissen, das gegenüber dem "Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln", fordert der Papst.

Er habe den 8. Dezember als Eröffnungstermin gewählt, weil genau 50 Jahre zuvor das Zweite Vatikanische Konzil (1962-65) zu Ende gegangen sei, erklärt Franziskus darin weiter. Damals seien Mauern eingerissen worden, "die die Kirche allzu lange in einer privilegierten Festung eingeschlossen hatten".

In dem Schreiben äußert der Papst zudem die Hoffnung auf einen vertieften Dialog der Religionen. Auch für Judentum und Islam stelle die Barmherzigkeit eine der wichtigsten Eigenschaften Gottes dar.

Stellvertretend für die Bischöfe aller Kontinente erhielten vor dem Petersdom die Leiter der für die verschiedenen Teile der Weltkirche zuständigen vatikanischen Behörden ein Exemplar der Bulle sowie jeweils ein Kurienerzbischof aus Hongkong und dem westafrikanischen Benin. Ein weiteres Exemplar überreichte Franziskus einem Vertreter der koptisch-katholischen Kirche in Ägypten.

Die Bischöfe der Weltkirche fordert der Papst in der Bulle dazu auf, für die Dauer des Heiligen Jahres in ihrer Bischofskirche oder einer anderen Kirche eine "Pforte der Barmherzigkeit" zu öffnen, nach dem Vorbild des Petersdoms und der drei weiteren päpstlichen Basiliken Roms. Zu Beginn eines Heiligen Jahres werden traditionell die Heilige Pforte des Petersdoms sowie jene der Lateran-Basilika, von Sankt Paul vor den Mauern und Santa Maria Maggiore geöffnet.

Zugleich kündigte der Papst die Aussendung von sogenannten Missionaren der Barmherzigkeit in die Ortskirchen an. Es handele sich hierbei um Priester, denen er die Vollmacht gegeben habe, auch von solchen Sünden loszusprechen, die normalerweise dem zuständigen vatikanischen Gerichtshof vorbehalten sind, der Apostolischen Pönitentiarie.

 

Petersdom

Uhr am Peterdom. © Emanuele Cerroni / www.morguefile.com. Link zum Bild

 

 

Kirche muss stärker auf epochale Veränderungen reagieren

 

Papst Franziskus hat die katholische Kirche aufgefordert, sich stärker mit den neuen Herausforderungen der Gegenwart auseinandersetzen. Es gelte, "in dieser Zeit großer epochaler Veränderungen die Zeichen der Gegenwart und Nähe Gottes vermehrt anzubieten", sagte der Papst am Samstag, 11. April 2015 bei einem Gottesdienst im Petersdom.

Die Kirche müsse wieder lernen, auf das Wesentliche zu schauen, und dürfe sich nicht ablenken lassen. Sie müsse Zeichen und Werkzeug der Barmherzigkeit Gottes sein, so Franziskus. Aus diesem Grund habe er ein Heiliges Jahr anberaumt, das im Zeichen der Barmherzigkeit steht.

 

 

Barmherzigkeit statt Strenge: Hintergrundbericht von Thomas Jansen

 

Papst Franziskus hat am Wochenende offiziell ein außerordentliches Heiliges Jahr der katholischen Kirche ausgerufen. In einer feierlichen Zeremonie überreichte er am Samstag vor der Heiligen Pforte des Petersdoms ausgewählten Kardinälen und Bischöfen Exemplare der sogenannten Verkündigungsbulle. Zuletzt hatte sein Vorgänger Johannes Paul II. (1978-2005) im Jahr 2000 ein Heiliges Jahr ausgerufen.

Doch warum soll die katholische Kirche überhaupt ein Heiliges Jahr begehen? Franziskus ist sich nach eigenem Bekunden durchaus bewusst, dass sich viele Katholiken diese Frage stellen. Seine Antwort lautet: "Ganz einfach, weil die Kirche in dieser Zeit großer epochaler Veränderungen gerufen ist, die Zeichen der Gegenwart und Nähe Gottes vermehrt anzubieten". Die Kirche müsse wachsam bleiben und wieder lernen, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren, so der Papst in seiner Predigt nach der Ausrufung des Heiligen Jahres.

In der Bulle, einer besonders feierlichen Urkunde, gibt der Papst nicht nur konkrete Anweisungen zum Ablauf des sogenannten "Jubiläums der Barmherzigkeit", das am 8. Dezember beginnt und am 20. November 2016 endet. Er skizziert vor allem das theologische Programm. Die 13 Seiten kreisen um den Schlüsselbegriff seines bisherigen Pontifikats: Barmherzigkeit und sind ein flammender Appell zum Einsatz für Arme und Benachteiligte. Die Gläubigen müssten ihr Gewissen, "das gegenüber dem "Drama der Armut oft eingeschlafen ist, wachzurütteln", fordert der Papst. Nachdem Franziskus die Bischöfe bei der Synode über die Familie auf Barmherzigkeit verpflichtet hat, richtet er sich mit dem Heiligen Jahr Franziskus nun in erster Linie an die einfachen Gläubigen aus aller Welt.

Das Heilige Jahr soll nach dem Willen von Franziskus offenbar nicht nur eine römische Angelegenheit bleiben. Er will auch die Ortskirchen stärker einbinden. In der Bulle ordnet der Papst an, dass jeder Bischof in seiner Bischofskirche in diesem Zeitraum eine Pforte der Barmherzigkeit öffnen soll. Außerdem hat er die Entsendung von sogenannten Missionaren der Barmherzigkeit in die Ortskirchen angekündigt.

 

Holy Door 

Heilige Pforte des Petersdoms. © jeaneeem / FlickR CC BY 2.0. Link zur Lizenz

 


Programm weiterhin offen

Wie das Ganze konkret ablaufen wird, ist unterdessen noch unklar. Ein Programm gibt es bislang nicht. Offenbar haben auch die Organisatoren erst kurzfristig von Franziskus' Entscheidung erfahren. Angekündigt hatte er das Heilige Jahr am 13. März. Die Planungen derweil laufen auf Hochtouren. Im Jahr 2000 empfing Johannes Paul II. nahezu jeden Sonntag eine andere Gruppe von Gläubigen: mal katholische Landwirte, mal katholische Polizisten und mal katholische Parlamentarier.

Als erstes Heiliges Jahr in der katholischen Kirche gilt das Jahr 1300. Damals gewährte Papst Bonifaz VIII. angesichts verbreiteter Endzeitstimmung erstmals einen besonderen vollständigen Ablass für Rom-Pilger. Dieser sollte zunächst alle 100 Jahre wiederholt werden. Seit 1470 wird es alle 25 Jahre begangen. Regulär wäre das nächste Heilige Jahr erst 2025 gewesen. Das bevorstehende Heilige Jahr ist das dritte außerordentliche seit ihrer Einführung.

Das bevorstehende Heilige Jahr, das genau 50 Jahre nach Abschluss des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) beginnt, soll nicht zuletzt auch die Reformanliegen dieser epochalen Bischofsversammlung aufgreifen. Das Konzil habe Mauern eingerissen, "die die Kirche allzu lange in einer privilegierten Festung eingeschlossen hatten", heißt es in der Bulle. Der Papst zitiert aus der Eröffnungsrede des Konzils von Johannes XXIII. (1958-1963): Heute wolle die Kirche "lieber das Heilmittel der Barmherzigkeit anwenden als die Waffen der Strenge".

Ein Heiliges Jahr ist in jedem Fall eine Massenveranstaltung. Es lebt von der Mobilisierungskraft der kirchlichen Bewegungen und Vereine, vor allem aber von der Volksfrömmigkeit. Zentraler Bestandteil ist die Wallfahrt nach Rom. Dafür gibt es auch diesmal unter bestimmten Voraussetzungen einen besonderen Ablass. Ob es Franziskus allerdings gelingt, an den Erfolg des Heiligen Jahrs 2000 mit 25 Millionen BesucherInnen anzuknüpfen, bleibt abzuwarten.

Kathpress (be)

 

 

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