Donnerstag 28. März 2024

Orient-Experte Hans Hollerweger 85

Johann Hollerweger

Einer der profiliertesten Kenner des orientalischen Christentums, Prof. Hans Hollerweger, feiert am Freitag seinen 85. Geburtstag. Hollerweger gründete vor gut 25 Jahren die "Initiative Christlicher Orient".

Als Obmann leitete er sie bis zum September des Vorjahres. In ihren 25 Bestandsjahren konnte die ICO mehr als vier Millionen Euro für die Christen im Nahen Osten aufwenden. Viel wichtiger aber als Geldleistungen sei, "dass wir den Christen im Orient gezeigt haben, dass sie nicht vergessen sind", so Hollerweger: "Wir haben Hoffnung gebracht und zum Bleiben in der Heimat ermutigt." Die Hilfsprojekte seien daher bevorzugt für Kinder, Jugendliche und junge Familien entwickelt worden.

1989 begann Hollerweger mit seinem Einsatz für die bedrängten christlichen Gemeinden in der Südosttürkei ("Tur Abdin"), später hat sich sein Einsatz auf den gesamten Orient ausgeweitet. Sein Credo: "Den Leuten musst du direkt helfen." Hollerweger hat den Tur Abdin - eine der klassischen altchristlichen Landschaften im Vorderen Orient - bekannt gemacht. Die Christen drohten in den Auseinandersetzungen zwischen den kurdischen Kämpfern und dem türkischen Militär zerrieben zu werden. Rund zwei Jahrzehnte leistet er Hilfe zur Dorfentwicklung in diesem Gebiet. Aus der Beschäftigung Hollerwegers mit dem Tur Abdin entstand auch der Bildband "Lebendiges Kulturerbe Tur Abdin", der als internationales Standardwerk gilt. Bis 1994 sei die Arbeit vor Ort durchaus sehr gefährlich gewesen, erinnert sich Hollerweger. Er wurde regelmäßig von Polizei und türkischem Militär, vom Geheimdienst, kurdischen Dorfwächtern und der Guerillabewegung PKK kontrolliert und verhört.

An Geldmitteln gingen in den vergangenen 25 Jahren mehr als 1,3 Millionen Euro an die Christen in Bethlehem, rund 1,2 Millionen in den Nordirak. Zuletzt konnte die ICO auch Hunderttausende Euro extra für Flüchtlinge in Syrien und im Irak aufbringen.



Freundschaft mit Patriarch Sako


Da der Irak über viele Jahre ein weißer Fleck auf der Landkarte der etablierten kirchlichen Hilfswerke blieb, hat sich Hollerweger besonders auch um dieses Gebiet angenommen. Insbesondere im kurdischen Nordirak leistete er Pionierarbeit. Eine langjährige persönliche Freundschaft verbindet ihn mit dem chaldäisch-katholischen Patriarchen von Bagdad, Louis Raphael I. Sako, der den Linzer Priester zu seinem Irak-Engagement ermutigt hatte.

Die ICO hat in Kurdistan jedes Jahr bis zu 30 Hilfsprojekte laufen und unterstützt auch gegenwärtig die örtlichen Pfarren bei der Flüchtlingshilfe. Im sicheren Nordkurdistan versorgen diese tausende und abertausende Flüchtlinge aus der Niniveebene.

Ein weiterer Schwerpunkt der ICO-Arbeit liegt in der Unterstützung der Christen Syriens, die aus ihren Stadtvierteln oder Dörfern fliehen mussten und nun innerhalb ihres Heimatlandes als Flüchtlinge leben. Hollerweger war vor dem Krieg oftmals in Syrien und u.a. auch ein guter Freund von Pater Paolo Dall'Oglio, dem Neubegründer der syrischen Klostergemeinschaft von Mar Musa. Dall'Oglio ist im Sommer 2013 von Islamisten entführt worden. Sein Schicksal ist nach wie vor unbekannt.

Bekannt ist Hollerweger auch durch die Aktion "Licht für Bethlehem". Er begann als Erster im großen Stil Olivenholzarbeiten von Handwerkern aus Bethlehem in Österreich zu verkaufen. Der Reinerlös fließt zurück nach Bethlehem.

Neben intensiven Kontakten mit den orientalischen Christen und konkreter Hilfeleistung hat es sich Hollerweger mit der ICO zur Aufgabe gemacht, über die Situation der Christen im Nahen und Mittleren Osten zu informieren. Dem dient auch die Zeitung "Information Christlicher Orient", die vier Mal jährlich erscheint.



ICO-Arbeit aktuell


Im vergangenen September legte Hollerweger sein Amt als ICO-Obmann zurück und übergab die Leitung des Vereins an den Welser Dechant Slawomir Dadas. Die Arbeit der ICO geht auch unter neuer Führung - wenn auch nach wie vor mit tatkräftiger Unterstützung durch Hollerweger - effizient weiter. So wurde die ICO erst vor wenigen Tagen mit dem Missionspreis der Diözese Linz ausgezeichnet.

Aktuell bitte die ICO um Spenden für Menschen in Syrien. So braucht beispielsweise ein Pfarrer aus Aleppo dringend 10.000 Euro, um Gasflaschen kaufen zu können. Das sei für die von ihm betreuten Familien die einzige Möglichkeit zum Kochen in der verwüsteten Stadt, berichtet der neue ICO-Obmann Dadas. Ein Priester aus Homs wiederum möchte Hilfspakete für Babys mit Nahrungsmitteln und Windeln zusammenstellen. 500 Kinder will er damit versorgen, 15 Euro koste ein Paket.

 

Johann Hollerweger

Professor Johann Hollerweger. © Diözese Linz

Liturgiewissenschaftler und Musiker


Hans Hollerweger wurde am 13. Februar 1930 in St. Georgen im Attergau geboren. Er studierte in Linz Theologie und wurde 1954 zum Priester geweiht. 1972 habilitierte er sich für Liturgiewissenschaft an der Theologischen Fakultät der Universität Graz. Ab 1967 lehrte er als Dozent und ab 1971 als Professor Sakramententheologie und Liturgiewissenschaft an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Linz (nunmehr Katholisch-Theologische Hochschule Linz). Maßgeblich war er am Aufbau der Hochschulbibliothek beteiligt, deren Direktor er ebenfalls war. Außerdem unterrichtete er an der Religionspädagogischen Akademie der Diözese Linz. 1996 emeritierte Prof. Hollerweger.

Als Liturgiker hatte Hollerweger wesentlichen Anteil an der Erstellung der Richtlinien für die Begräbnisfeier in den deutschsprachigen Diözesen sowie am Benediktionale, dem Handbuch für Segensfeiern der Kirche. Hollerweger gilt auch als Fachmann für byzantinische Liturgie.

"Liturgie und Diakonie gehören zusammen", so Hollerweger. Die Feier der Liturgie sei kein Selbstzweck und dürfe sich nicht in Worten und schönen Feiern erschöpfen. Die Verbindung mit Christus müsse zur Zuwendung zu den Armen und Bedrängten führen. Er habe seine Hilfstätigkeit nie als Gegensatz zu seinem priesterlichen Existenz erlebt, so Hollerweger. Freilich: "Die Kraft zur Diakonie kommt aus der Liturgie."

In diesem Sinne findet jeden Monat in der Kirche der Marienschwestern in Linz (Friedensplatz 1) eine Gebetsstunde für die verfolgten Christen im Orient statt. Die nächsten Termine: 5. März, 9. April, 7. Mai, 11. Juni (jeweils 19 Uhr).

Mit etwas Verspätung findet am 6. März im Linzer Priesterseminar (Harrachstraße 7) ein Festakt zum 25-jährigen Bestehen der ICO statt. Im Rahmen des Festaktes ab 16 Uhr wird u.a. auch Prof. Hollerweger nochmals ein Resümee seines Einsatzes für die Christen im Orient ziehen.

Spendenkonto:
Hilfswerk Initiative Christlicher Orient
IBAN AT42 5400 0000 0045 4546
BIC: OBLAAT2L

Infos: www.christlicher-orient.at

 

Kathpress (be)

 

 

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