Dienstag 23. April 2024

"Das Judentum in Kirchenliedern einst und jetzt"

V. l.: Ao Univ.-Prof. Dr. Peter Ebenbauer, Mag.a Helga Schwarzinger, Referat für Ökumene und Dialog der Religionen / Vorsitzende des Christlich-Jüdischen Komitees OÖ, Pfarrer Mag. Roland Werneck.

Zum Tag des Judentums referierten am Montag, dem 19. Jänner 2015 Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Ebenbauer und Pfarrer Mag. Roland Werneck an der KTU Linz.

„Das Judentum in Kirchenliedern einst und jetzt“ lautete das Thema dem sich Ao. Univ.-Prof. Dr. Peter Ebenbauer, Universität Graz, Institut für Liturgiewissenschaft, Christliche Kunst und Hymnologie, und Mag. Roland Werneck, Pfarrer der Evangelischen Kirche AB Wels und Geschäftsführer der Lutherischen Europäischen Kommission Kirche und Judentum, in ihren Vorträgen zum Tag des Judentums auf Einladung des Christlich-Jüdischen Komitees OÖ widmeten. Dokumente wie das vatikanische Dekret Nostra Aetate und entsprechende evangelische Quellen und deren Rezeptionen haben in den letzten Jahrzehnten die Qualität der christlich-jüdischen Beziehungen verändert und vertieft. Zwischen Judentum und Christentum besteht ein einzigartiges Band. Der christliche Glaube kann ohne Bezugnahme auf das Judentum nicht verkündet werden. Der Tag des Judentums ging der Frage nach, welche Erkenntnisse aus den vielfältigen Prozessen zu einem besseren Verständnis und der hohen Wertschätzung des Judentums in das Liedgut der römisch-katholischen und der evangelischen Kirche AB eingeflossen sind.

 

V. l.: Ao Univ.-Prof. Dr. Peter Ebenbauer, Mag.a Helga Schwarzinger, Referat für Ökumene und Dialog der Religionen / Vorsitzende des Christlich-Jüdischen Komitees OÖ, Pfarrer Mag. Roland Werneck. © KTU / Eder

 


Beispiele und Perspektiven aus dem Liedgut der römisch-katholischen Kirche (Peter Ebenbauer)


Aus der Erklärung des Zweiten Vatikanums über das Verhältnis der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen Nostra aetate ergibt sich die Notwendigkeit, dass alle Formen christlicher Abwertung oder Herabsetzung von alttestamentlichen und jüdischen Gotteszeugnissen strikt zu vermeiden sind. Das gilt „in Verkündigung und Unterricht, in Lehre und Leben unserer Kirchen“ (Charta Oecumenica der Konferenz Europäischer Kirchen 2001, Nr. 10), somit zentral für die Liturgie und selbstverständlich auch für das geistliche Lied- und Gesangsgut der Kirche. In diesem letzten Punkt besteht in manchen Fällen dringender Revisionsbedarf; transportieren doch einige traditionelle und liturgisch bedeutende Gesänge und Lieder direkt oder indirekt einen abwertenden Gestus gegenüber dem Alten Bund bzw. dem Judentum. Zudem stellt sich die Frage, wie die ebenfalls durch das Konzil erneuerte Hochschätzung des Alten/Ersten Testaments und das Bewusstsein von der Einheit der Heiligen Schrift in neuen Bibel- oder Israelliedern Ausdruck gewinnt.

 

Christliches Beten und Singen nicht an Stelle von oder gar gegen Israel, sondern neben und mit Israel, wie es neutestamentliche Beispiele – Phil 2,6-11, Magnificat und Benedictus – zeigen. Anhand einiger bekannter und weniger bekannter Beispiele besprach Prof. Ebenbauer Traditionen, Korrekturen und neue Ansätze gesungener Israeltheologie im deutschsprachigen Gesangsrepertoire der römisch-katholischen Kirche und lud auch zum gemeinsamen Singen einiger Lieder aus dem Stammteil und Österreichteil des neuen „Gotteslob“ (2013) ein. Die „Improperien“ am Karfreitag (GL 822: „O du mein Volk! Was tat ich dir?“) verstehen sich zwar als Anrede an die christlichen Gläubigen („erbarme dich unser“), wurden jedoch in der Geschichte oft antijüdisch missverstanden und sollten deshalb kommentiert oder umgedichtet werden (eine Umdichtung in einem niederländischen reformierten Gesangbuch nimmt auch Bezug auf die christliche Heilsgeschichte und die Shoah). Die Lieder zu den O-Antiphonen in der Woche vor Weihnachten, die messianische Anrufungen und Ruf um das Kommen Gottes sind, sollen das Alte Testament als „Wahrheitsraum des Neuen Testaments“ vor Augen führen (vgl. GL 222 „Herr, send herab uns deinen Sohn“ und GL 792 „Herr, sende, den du senden willst“). „Israel“ ist in diesen Liedern Bezeichnung für die Kirche. In der Übersetzung des Fronleichnamshymnus „Lauda Sion“ von Thomas von Aquin soll der Passus „antiquum documentum novo cedat ritui“ nicht übersetzt werden, als sei der „Alte Bund“ und das Pessachmahl „abgetan“ (vgl. GL 493-496 und 938 „Deinem Heiland, deinem Lehrer“). Ein Ausblick auf das Marienlied GL 965 „Mädchen du aus Israel“ und auf einige Psalmenlieder, wie z.B. GL 438 „Wir, an Babels fremden Ufern“ (Bezug auf Ps 137) und GL 452 (Bezug auf den aaronitischen Segen, Num 6,22-27) rundete den Vortrag ab. Wichtig sei es, so Ebenbauer abschließend, in die Richtung weiterzuarbeiten, dass christliches Beten und Singen mit Israel gelingt: „Freu dich mit Israel seiner Gnaden“.

 


Beispiele und Perspektiven aus dem Liedgut der evangelischen Kirche A.B. (Roland Werneck)


Die Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses in den evangelischen Kirchen während der letzten Jahrzehnte bildete den Rahmen für die Untersuchung der Liedtexte des Evangelischen Gesangbuches (EG). Vor achtzig Jahren gab es den Versuch der Eliminierung jüdischer Wurzeln des christlichen Gottesdienstes durch die „Deutschen Christen“ (u.a. Verdrängung hebräischer Wörter wie Halleluja, Hosianna oder von „Jakobs Gott“ in Paul Gerhardts Lied „Du meine Seele, singe“, EG 302). Seit 1945 wurde man sich, nicht zuletzt durch das jüdisch-christliche Gespräch, der jüdischen Wurzeln des Christentums und seines Gottesdienstes wieder mehr und mehr bewusst. Das zeigt ein Leitkriterium der erneuerten Agende (Gottesdienstbuch): Christen sind mit Israel als dem ersten und bleibend erwählten Gottesvolk verbunden. Einige Lieder zeigen noch Spuren des Substitutionsmodells: Die Kirche habe Israel beerbt und ersetze es nunmehr. In EG 299 „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“, 5. Strophe („der gute Hirt, der Israel erlösen wird aus seinen Sünden allen“) oder EG 502 „Nun preiset alle Gottes Barmherzigkeit“, 5. Strophe („freue dich, Israel, seiner Gnaden“) ist „Israel“ jeweils auf die Kirche zu beziehen. Auch „Zion“ in EG 13 „Tochter Zion“ und anderen Liedern meint die Kirche. Kirche und Christenheit dürfen sich aber nicht an den Platz Israels stellen und es verdrängen. Es muss in Erinnerung gerufen werden, dass Israel bleibend erwähltes erstes Gottes Volk ist und es „eine Gemeinde Gottes in Gestalt Israels und der Kirche“ (Karl Barth) gibt. Eine positive Entwicklung der letzten Jahre ist, dass sich im Evangelischen Gesangbuch auch jüdische Texte finden, z.B. EG 433 „Hevenu schalom alejchem“ und EG 434 „Schalom chaverim“, und dass auch Schalom Ben Chorins Lied „Freunde, dass der Mandelzweig wieder blüht und treibt“ gerne gesungen wird.

 

Michael Zugmann / Katholisch-Theologische Privatuniversität Linz (be)

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