Freitag 19. April 2024

Fasten in den abrahamitischen Religionen

Vortrag in Eferding zu Fasten in den drei abrahamitischen Religionen.

Fasten um abzunehmen? Fasten aus Solidarität oder um ein Opfer zu bringen – was steckt hinter dem Fasten? Und woher kommt das Fasten überhaupt? Das fragte Moderator Martin Kranzl-Greinecker am 18. März 2015 in Eferding eine Jüdin, einen Muslim und einen Christen.

Es war eine Reise durch die Fastentraditionen dreier Weltreligionen, die die KBWs Eferding und Hartkirchen für das Dekanat Eferding organisierten.

 

Fasten im Judentum

 

„Im Judentum", so Dr.in Charlotte Herman, „wird Fasten nicht als gesund angesehen.“ Charlotte Herman ist Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde Linz. „Es gibt daher nur wenige jüdische Fasttage. Diese sind meist historisch und nicht religiös begründet.“ Jom Kippur, der Versöhnungstag, werde aber von der Mehrheit der Jüdinnen und Juden, eingehalten, auch von den nicht religiösen. Jom Kippur ist ein Fasttag, an dem fünfundzwanzig Stunden weder flüssige noch feste Nahrung zu sich genommen wird. Der Fasttag dient zur Reinigung und zur Versöhnung. Für Mädchen ab zwölf und Burschen ab dreizehn Jahren ist das Fasten ein Ausdruck von Initiation und Vollmitgliedschaft.

 

Fasten im Christentum

 

Anders ist die Fastentradition der Christen. Dr. Stefan Schlager ist Theologe und Leiter der Theologischen Erwachsenenbildung der Diözse Linz. Er suchte die Verbindung der drei Religionen und meinte: „Das Judentum ist quasi die Mutter – oder die ältere Schwester – des Christentums. Der Islam ist der Cousin.“ Fastenzeit habe im Christentum den Sinn der Spurensuche – mit Blick auf Jesus von Nazareth. Vierzig Tage Vorbereitung für das Osterfest. „Der Sinn des Fastens ist ein Klärungsprozess: Was sättigt mich wirklich? Wovon lasse ich mit bestimmen? Was ist bei mir oben?“ Wesentlich sei nicht das Abnehmen, sondern das Zunehmen an Hoffnung, an Profil, an Menschlichkeit. Das „Ja zum Leben“ führe auf das Ziel zu: zur Auferstehung, zum Osterfest.

 

Fasten im Islam

 

Murat Baser ist islamischer Religionslehrer und Vorsitzender der Islamischen Religionsgemeinschaft Linz. Beim christlichen Fasten sieht er viele Gemeinsamkeiten zur Fastentradition des Islam. „Dreißig Tage zu fasten ist gut für die Gläubigen, nicht für Gott. Fasten soll man aus Liebe, nicht aus Zwang.“ Das Fasten und das Fastenbrechen, der Ramadan, gehören zu den fünf Säulen des Islam. Auf die Frage „Warum fasten“ meint Murat Baser: „Fasten ist ein Gebot Allahs. Die Nahrung zu schätzen. Lernen Geduld zu haben. An die Menschen zu denken, die nichts haben. Darum geht es beim Fasten.“ Anders als im Christentum ist das Fasten im Islam das Größere, nicht das Fest des Ramadan. „Es geht um den Weg, nicht um das Ziel.“

Nach einigen Anfragen zu den angesprochenen Themen gab es ein schönes Schlusswort des Moderators Martin Kranzl-Greinecker: „Fasten dient zum Atem holen, zum Auftanken.
Niemand soll sich anmaßen, über andere zu befinden.“

 

Vortrag in Eferding zu Fasten in den drei abrahamitischen Religionen.
KBW-Vortrag in Eferding zu "Fasten in den drei abrahamitischen Religionen". Am Podium von links: Moderator Martin Kranzl-Greinecker, Murat Baser, Stefan Schlager, Charlotte Hermann. © Max Neundlinger


Neundlinger, Ingrid (ma)

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