Donnerstag 18. April 2024

Graz: Starkes interreligiöses Zeichen bei Gedenken nach Amokfahrt

Mit einem stillen Trauerzug und einer Gedenkveranstaltung am Grazer Hauptplatz haben tausende Menschen ein deutliches Zeichen der Verbundenheit mit den Opfern der Amokfahrt vor einer Woche gesetzt.

Ein interreligiöser Text, verlesen von Bischof Wilhelm Krautwaschl, dem evangelischen Superintendent Hermann Miklas und Ali Kurtgöz von der Islamischen Glaubensgemeinschaft brachte dabei die Fassungslosigkeit und Trauer nach den tragischen Ereignisse genauso ins Wort wie das Mitgefühl und das Gebet für die Opfer und deren Angehörigen. Bei der Veranstaltung am Sonntag, 28. Juni 2015 waren mit Bundespräsident Heinz Fischer, Nationalratspräsidentin Doris Bures, Bundeskanzler Werner Faymann, sowie Hermann Schützenhöfer und Siegfried Nagl die Spitzen von Staat, Land und Stadt anwesend.

Eindringlich sprachen die Religionsvertreter davon, dass die Tat vor einer Woche "eine ganze Stadt verletzt" und eine "tiefe Wunde geschlagen" hat, "die noch offen ist und erst heilen muss". In dieser Situation gelte es "zusammenzurücken im gemeinsamen Gedenken vereint in Trauer ohne Hass". Im Vertrauen auf Gott "möge aus Trauer Hoffnung, aus Rache Barmherzigkeit werden", bat der Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinschaft und sagte: "Beschütze unser Land vor Rassismus, Gewalt und Feindseligkeiten. Schenke uns Frieden im Diesseits und im Jenseits!"

Der von den drei religiösen Amtsträgern verlesene Text endete mit dem Aufruf, zusammen zu stehen, auf die Menschen im eigenen Umfeld zuzugehen und dem Wunsch: "Weniger ich, mehr wir. Das können wir leisten. Ganz einfach und sofort und jeden Tag aufs Neue." Unter den Repräsentanten der Religionen war auch der Wiener Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister. Die Bundesregierung war zusätzlich mit Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Familienministerin Sophie Kamarsin vertreten. Weitere Teilnehmer aus der Politik waren Klubobmann Reinhold Lopatka und der steirische Landeshauptmannstellvertreter Michael Schickhofer.



Trauermesse in der Stadtpfarrkirche


Bereits am Vormittag hatte ein Gedenkgottesdienst in der Grazer Stadtpfarrkirche stattgefunden, wo unmittelbar davor ein Kind bei der Amokfahrt getötet wurde. Das seither weit geöffnete Kirchenportal sei ein besonderes Zeichen, das sehr viele Menschen dankbar wahrgenommen haben, sagte Stadtpfarrpropst Christian Leibnitz in der Predigt.

Durch das Zeichen der offenen Kirchentür sie "viel Schwellenangst überwunden" worden und "viele haben die Einladung Jesu angenommen". Eine offen und einladende Kirche sei ein Ort, in der Menschen "das Schreckliche der vergangenen Woche und das unsägliche Leid ein wenig einordnen" könnten.

 

 

© clarita / www.morguefile.com

 


Bürgermeister: Gemeinschaft braucht Rituale


Der Grazer Bürgermeister, der selbst ein Augenzeuge der Amokfahrt war, unterstrich vorab im Interview mit der Sonntagsausgabe von "Österreich" die Bedeutung der Trauerveranstaltung. "Im Leben und in der Gemeinschaft braucht es Rituale", so Nagl. Trotz großer Traumatisierung und Wut hätte die Bevölkerung mit Menschlichkeit auf "eine Spur der Unmenschlichkeit" reagiert.

Danach gefragt, ob er dafür Gott dankbar sei, dem Unglück entkommen zu sein, sagte Nagl: "Gott hat uns den freien Willen gegeben, und für diesen freien Willen kann er nicht verantwortlich gemacht werden. Ich war ihm dankbar, dass es so viele Menschen waren, denen an diesem Tag nichts passiert ist. Ich schicke ihm die Bitte, dass er jetzt jenen hilft, denen es nicht gut geht, die selbst betroffen sind, und auch deren nahen Verwandten."

Bei der Amokfahrt eines 26-jährigen am 20. Juni durch die Grazer Innenstadt wurden drei Menschen getötet und 36 verletzt.

 

 

"Kathpress" dokumentiert im Folgenden den Wortlaut des interreligiösen Textes:

(Bischof Wilhelm Krautwaschl, Katholische Kirche:)

Wir trauern um die Opfer der Amokfahrt am vergangenen Samstag und beten für sie. Wir fühlen mit den vielen Verletzten, den Traumatisierten und den Hinterbliebenen und beten für sie. Wir sind betroffen darüber, wozu ein Mensch fähig sein kann und beten auch für ihn und seine Familie. Diese Tat hat eine ganze Stadt verletzt. Hat eine tiefe Wunde geschlagen. Eine, die noch offen ist und erst heilen muss. Wir trauern.

Der Schmerz kann nicht schnell verschwinden, damit er überwunden werden kann. Das Leiden muss getragen werden, damit es vorübergeht, die Trauer muss durchwandert werden, damit wir daran wachsen. Viele von uns kennen die Opfer nicht persönlich. Weder die Toten noch die Verletzten. Und doch fühlen wir uns mit ihnen verbunden. Ihr Schicksal macht uns fassungslos und lässt uns weinen. Wer von uns kann tatsächlich begreifen, was in den letzten Tagen geschehen ist? Hilflos und auch ratlos stehen wir diesen Anschlägen auf das Leben und die Menschlichkeit gegenüber. Manche hadern bestimmt, weil die Geschehnisse unrecht, unerträglich in ihrem Ausmaß und ihrer Qual scheinen und es auch sind.

(Ali Kurtgöz, Islamische Glaubensgemeinschaft:)

Wir, die wir getragen sind von festem Glauben, haben die Zuversicht und Überzeugung, dass das Leben nicht mit dem Tod endet. Und doch ist unser eigenes Leben anders geworden.

Der Tod und mit ihm das Leid sind grob und abrupt in unser Leben eingetreten. Jetzt, da wir trauern, uns ohnmächtig fühlen und so vieles nicht begreifen können, stützt uns die Zuversicht, dass eine höhere Macht uns auffängt. Wir Vertreter der Religionsgemeinschaften hoffen und glauben, dass Du Gott selbst dem, was wir nicht verstehen können noch einen Sinn gibst. Möge aus Trauer Hoffnung werden! Möge aus Rache Barmherzigkeit werden! Beschütze unser Land vor Rassismus, Gewalt und Feindseligkeiten. Schenke uns Frieden im Diesseits und im Jenseits!

(Superintendet Hermann Miklas, Evangelische Kirche)

Möge unser Glaube uns helfen, unseren Schmerz auszuhalten. Möge  Gott uns durch unsere Trauer begleiten und uns Trauernde untereinander verbinden und mit den Menschen, derer wir gedenken. Die Zuversicht, dass Gott die Menschen, die ihr Leben lassen mussten, begleitest durch den Tod hindurch, soll die trösten, die ihren Verlust beklagen. Der Schmerz soll aushaltbar werden, das Gedenken an die Verstorbenen ein liebevolles werden, das irgendwann ohne unsägliche Wut und nagende Fragen auskommt. Das Leben hier auf Erden soll wieder lebbar werden für uns alle und besonders für jene, die sich das jetzt gar nicht vorstellen können.

Wenn uns etwas genommen wird, so ist zunächst viel von uns selbst mit genommen. Mögen wir uns als Mitmenschen wiederfinden.

Diese Mitmenschlichkeit haben spontan viele Menschen im Umfeld der Opfer gezeigt, als sie hinliefen, anpackten und einfach sich gegenseitig stützten, diese Mitmenschlichkeit zeigten auch die professionellen Helferinnen und Helfer, die großartiges seit diesem Samstag geleistet haben. Danke an sie alle, möge Gott sie weiterhin stärken.

Mögen wir zusammenrücken im gemeinsamen Gedenken vereint in Trauer ohne Hass.

Als Gemeinschaft sind wir jetzt aufgerufen, zusammen zu stehen, auf die Menschen in unserem Umfeld zuzugehen und da zu sein. Weniger ich, mehr wir. Das können wir leisten. Ganz einfach und sofort und jeden Tag aufs Neue.

(Gemeinsam:)

Von guten Mächten wunderbar geborgen erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen, und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Kathpress

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