Dienstag 23. April 2024

Brücken der Nächstenliebe und Menschlichkeit

Die Caritas-Auslandshilfe feiert 25-jähriges Bestehen.

Seit 25 Jahren gibt es die Caritas-Auslandshilfe. Wie ist diese Organisation entstanden? Was tut die Caritas-Auslandshilfe? Ob Weißrussland, Rumänien oder Demokratische Republik Kongo Caritas-MitarbeiterInnen aus Oberösterreich und aus den Partnerländern geben Einblicke in ihre Arbeit.

Vor 25 Jahren brachen in Mittel- und Osteuropa die totalitären Regime zusammen, der Eiserne Vorhang fiel. Erst zu diesem Zeitpunkt wurde die unglaubliche Armut in vielen ehemaligen Ostblockstaaten deutlich sichtbar. In Oberösterreich lösten besonders die Bilder und Informationen aus Rumänien eine Welle der Hilfsbereitschaft aus. Das war der Beginn der Caritas-Auslandshilfe der Diözese Linz, die seither mit Partnern im Osten sowie im Süden der Welt zusammenarbeitet.

 

Im Kinderdorf Gomel, Weißrussland.
Caritas im Kongo.


Der Direktor der Caritas OÖ, Franz Kehrer, MAS, fasst die grundlegende Arbeitsweise zusammen: „Das Engagement der Caritas im Ausland ist grundsätzlich auf ‚Hilfe zur Selbsthilfe‘ und die Förderung von Eigeninitiative ausgerichtet. Wir bauen daher in unserer Arbeit auf die lokalen Caritas-Partnerorganisationen, die vor Ort die Projekte initiieren und durchführen. Sie erhalten von der Caritas OÖ neben der finanziellen Unterstützung insbesondere fachliche Beratung bei der Planung und Durchführung von nachhaltigen Projekten und beim Aufbau der Hilfsstruktur, um die Hilfe für die Menschen langfristig abzusichern.“

 

Internationalität und Betreuung vor Ort

 

Mag.a Sigried Spindlbeck, Länderreferentin für Weißrussland, Russland sowie Bosnien-Herzegowina, fasst die Parameter zusammen, die die Arbeit der Auslandshilfe so einzigartig machen: „Die Stärke unserer Arbeit liegt in der Kombination des internationalen Netzwerkes und der lokalen Betreuung mithilfe der Partnerorganisationen vor Ort. Darüber hinaus hilft die Caritas grundsätzlich allen Menschen, egal welcher Religionsgemeinschaft oder Kultur sie angehören. Schwierig kann mitunter die Situation in den Ländern Osteuropas sein, in denen die katholische Kirche eine Minderheit darstellt. Auch die generellen Rahmenbedingungen sind oft sehr unterschiedlich. So betreut die Caritas Weißrussland mit nur 42 hauptamtlich Angestellten und 80 Ehrenamtlichen Hilfsprojekte im ganzen Land. Da haben wir in Österreich natürlich ganz andere Ressourcen.“ Das Netzwerk punktet mit Hilfe in alle Richtungen. Für die Opfer des Hochwassers in Bosnien-Herzegowina sammelte die Caritas Rumänien über 30.000 Euro. Man hilft sich gegenseitig in Notsituationen, selbst dann, wenn im eigenen Land das Geld ebenso gut gebraucht werden könnte. Österreich ist auch nicht immer nur auf der Spender-Seite zu finden. Als Österreich im Jahr 2002 vom Hochwasser betroffen war, schickte die Caritas Indien Tee und Kekse. Die Caritas Weißrussland hingegen fragte an, ob Bedarf an Gummistiefeln bestehen würde. Dies sind schöne Beispiele dafür, dass man aufmerksam verfolgt, was jenseits der eigenen Grenze passiert.

 

Kinderdorf Gomel, Weißrussland

 

Sigried Spindlbeck erläutert, stellvertretend für unzählige Erfolgsprojekte, ein Beispiel, das ihr sichtlich am Herzen liegt: Prälat Slawomir Laskowski, ein Pole, ist seit 1991 als Seelsorger in seinem Nachbarland Weißrussland in der Stadt Gomel tätig. Pfarrmitglieder berichteten ihm von den katastrophalen Zuständen in staatlichen Heimen. Beim Lokalaugenschein bot sich dem Pater folgendes Bild: Das Heim für Menschen mit Behinderung, 120 km abseits jeglicher Infrastruktur, im Wald versteckt, 400 Kinder und junge Erwachsene von der Außenwelt weggesperrt. Es fehlte an allem − Kleidung, Windeln, Heizung. Im Keller der spärliche Lebensmittelvorrat von ein paar Säcken Kartoffeln und Erbsen. Pater Laskowski wandte sich an die Caritas OÖ. Erste Hilfslieferungen (Essen und Putzmittel) liefen an. Drei polnische Ordensschwestern, ausgebildete Krankenschwestern und BehindertenbetreuerInnen, wurden im Kinderheim tätig. Die Kinder durften das erste Mal an die frische Luft, für sogenannte „liegende“ Kinder starteten erstmals Mobilisierungsübungen. „Diese Schwestern haben vielen Kindern das Leben gerettet. Viele Frauen aus den umliegenden Dörfern brachten ihre Kinder zu den Ordensschwestern, um sie aufpäppeln zu lassen“, erzählt Spindlbeck. Die Entwicklung führte immer weiter und im Jahr 2011 konnte das erste Kinderdorf in Gomel eröffnet werden. Kinder mit Behinderungen leben dort in familienähnlichen Wohngruppen, werden qualifiziert betreut, können in Werkstätten arbeiten und so selbstbestimmt wie möglich leben. „Man braucht einen langen Atem in dieser Arbeit. Aber das Kinderdorf Gomel ist ein wunderbares Beispiel dafür, was geleistet wurde, von der Pionierarbeit bis zur heutigen Situation“, meint Spindlbeck.

Stimmen aus den Partnerländern bestätigen und bekräftigen das und beleuchten die Fortschritte. Mirjana Vlaho, stellvertretende Direktorin der Caritas Mostar (Bosnien-Herzegowina), über die Zusammenarbeit: „In den 1990er Kriegsjahren in Bosnien-Herzegowina hat die Caritas Mostar in Linz einen treuen Partner gefunden und die Partnerschaft ist bis heute erhalten geblieben. Am Anfang waren es zahlreiche Hilfstransporte an die betroffene Bevölkerung, nach dem Krieg Wiederaufbauprojekte und bald danach verschiedene soziale Pionierprojekte (Behinderteneinrichtungen, Frauenhaus etc.). Voriges Jahr, als Bosnien-Herzegowina vom Hochwasser heftig betroffen wurde, hat die Caritas in Oberösterreich uns wieder nicht im Stich gelassen. Es ging nie nur um materielle Hilfe, sondern immer auch um menschliche Beziehungen mit Dasein und Respekt.“

Pfarrer Jean-Claude Mbu Mubel, Caritasdirektor der Caritas Kinshasa: „Die Partnerschaft ist eine Allianz, um gemeinsam auf die Bedürfnisse der Ärmsten reagieren zu können. Viele Probleme von bedürftigen Gruppen wurden bereits ,gelöst‘. Zum Beispiel gibt es eine Betreuung von Kranken und Armen, die Möglichkeit des Schulbesuches für Waisenkinder, eine Renovierung von Altenheimen, die Behandlung unterernährter Kinder, einen Zugang zu sauberem Trinkwasser, die Herstellung der Ernährungssicherheit und Projekte im Umweltschutz (Trockentoiletten, Grundwasserschutz). In Zukunft soll die Partnerschaft noch weiter ausgebaut werden, um noch stärker und besser der Bevölkerung in einem der ärmsten Länder der Welt helfen zu können und um damit weiter Leben zu retten.“

 

Brennpunkte der Zukunft

 

Der Schwerpunkt der Betreuung wird in Zukunft in Richtung der ärmsten Länder der Welt rücken, weil dort der größte Bedarf an Hilfe besteht. Aber auch die noch immer herrschenden Nöte der Nachbarländer will die Caritas nicht aus den Augen verlieren, um die getane Aufbauarbeit nicht zu zerstören. Das wird manchmal zur Jonglierfrage werden – das eine zu tun und das andere nicht zu lassen. Franz Kehrer gibt die Leitlinie für die zukünftige Arbeit vor: „Auch wenn sich immer wieder neue Krisenszenarien und Herausforderungen auftun: Jeder einzelne Mensch, dem geholfen werden kann, ist unseren Einsatz wert. Und ebenso notwendig und wertvoll ist der Einsatz für eine ‚Globalisierung von Menschlichkeit und Gerechtigkeit‘.“

„Seit 25 Jahren schlagen wir Brücken der Nächstenliebe und Menschlichkeit über Grenzen hinweg. Einen ganz entscheidenden Beitrag dazu leisten insbesondere die vielen Pfarren, die von Beginn an die Caritas-Auslandshilfe mit großem Engagement unterstützen. Ein herzliches Danke für diese großartige Mithilfe“, so Kehrer.

 

Festtag − 25 Jahre Caritas-Auslandshilfe

 

21. Juni 2015, 10 Uhr, Linzer Mariendom
Caritas-Auslandshilfe OÖ
(0732) 76 10-21 61
auslandshilfe@caritas-linz.at

 

Dieser Artikel erschien in der MitarbeiterInnen-Zeitung der Diözese Linz "informiert". Verfasserin ist Karin Breinesberger. Sie führte die Interviews und Recherchen.

 

 

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