Fragment und Vollendung
Nach dem seelischen Leid des Gefühls, von Gott und der Welt verlassen zu sein, und dem körperlichen Leid, quälenden Durst zu verspüren, spricht Jesus schließlich das sechste Wort: „Es ist vollbracht.“
Sein irdisches Leben ist vollendet.
Sein irdischer Auftrag ist erfüllt.
Sein irdisches Wirken ist beendet.
Trotz der Kürze seines Lebens.
Trotz aller bleibenden Leerstellen.
Trotz allem.
„Österliche“ Menschen vertrauen darauf, dass das Unvollständige und Unvollkommene im eigenen Leben und Wirken irgendwann seine Ergänzung und Vollendung findet – und zwar in einer größeren Dimension als jener, die sie derzeit erfahren und erleben können.
Ist das nicht erleichternd und beruhigend, glauben zu können, dass es einen gibt, der zur Vollendung führt, was ich begonnen habe?
Ist das nicht wunderbar und tröstlich, hoffen zu können, dass das Fragmentarische des eigenen Lebens im Tod Vollendung findet?
Ist das nicht ermutigend und motivierend, lieben zu dürfen, was ich an Unvollkommenheit hinterlasse?
Stefanie Petelin | 13.04.2019